Bahnmarkt:Siemens setzt auf die Schiene

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Die Bahn bietet künftig mehr schnelle ICE-Sprinter-Verbindungen an - in der Hoffnung, Passagiere zum Umstieg vom Flugzeug in den Zug zu bewegen. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Konzern will von der Fusion der Konkurrenten Alstom und Bombardier profitieren - und erwartet, dass der Personennahverkehr wieder zurückkommt.

Von Caspar Busse, München

Siemens geht davon aus, dass die Nachfrage nach Nah- und Fernverkehrszügen sowie ganzen Bahnsystemen trotz der Corona-Krise weiter deutlich steigen wird. "Ich glaube weiter an den Bahnmarkt", sagte Michael Peter, der bei Siemens die gesamte Bahnsparte führt, im Club Wirtschaftspresse München. "Der Flugzeugmarkt wird es weit schwerer haben, zurückzukommen", fügte er an. Der Bedarf an Mobilität bleibe hoch, auch in Städten und Ballungsräumen. Zudem beobachte Siemens, dass einige Kunden die Krise dazu nutzen, um die Bahn und die Infrastruktur auf den neuesten Stand zu bringen. Für das kommende Jahr rechnet Peter deshalb mit zusätzlichen Projekten und mehr Aufträgen.

Seit dem Ausbruch von Corona meiden Fahrgäste weltweit aus Angst vor einer Ansteckung Massenverkehrsmittel. Auch der Trend zum Home-Office bremst derzeit die Auslastung der Züge. Die Subway in New York verliere Einnahmen von 200 Millionen Dollar in der Woche, sagte Peter. Er rechnet trotzdem fest damit, dass schon im zweiten Halbjahr 2021 die Fahrgastzahlen in Zügen, U- und Straßenbahnen wieder das Vorkrisenniveau erreichen. "Die Auslastung wird konstanter sein, besser über den Tag verteilt", meint Peter.

Siemens stellt sowohl Nahverkehrszüge, U-, S- und Straßenbahnen her, als auch Hochgeschwindigkeitszüge wie etwa den ICE. Die Sparte beschäftigt weltweit 36 800 Mitarbeiter und macht knapp neun Milliarden Euro Umsatz, der Auftragsbestand liegt bei 13 Milliarden Euro. Siemens wollte eigentlich mit dem französischen Konkurrenten Alstom fusionieren, der unter anderem den Hochgeschwindigkeitszug TGV produziert, das Konkurrenzprodukt zum ICE. Die EU-Kommission untersagte das Vorhaben, weil ihrer Ansicht nach die beiden Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung erlangt hätten. Nun hat Alstom die kanadische Firma Bombardier übernommen, zusammen sind die Beiden in der Bahntechnik nun größer als Siemens.

"Wir werden in den nächsten drei Jahren sicher die Chance haben, Marktanteile zu gewinnen", sagte Peter. Alstom und Bombardier seien nun erstmal mit sich selbst beschäftigt, eine Fusion koste viel Kraft. Peter kritisierte die Auflagen, die die EU-Kommission für die Fusion gemacht hat, als zu gering. Bei der Genehmigung habe sicher auch die prekäre Lage von Bombardier eine Rolle gespielt, das Unternehmen kämpft ums Überleben.

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