Bahn:E-Mails für alle

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Die meisten Fahrgäste sagen, das neue Wlan im Zug gibt es wirklich. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Die Bahn rüstet alle ICEs erfolgreich mit Wlan aus. Entgegen ihrer Gewohnheit sind die Fahrgastvertreter zufrieden. Da grinst sogar der Verkehrsminister.

Von Christian Endt, Berlin

Es gibt schönere Jobs als den des Bahnchefs. Verspätete Züge, ausgefallene Toiletten, verkehrte Wagenreihungen und ständig Ärger mit dem Wetter: Die Liste der Probleme ist lang, der Spott oft groß. Als die Bahn vergangenes Jahr ankündigte, in allen ICEs kostenloses Wlan anzubieten, auch in der zweiten Klasse, glaubte daher kaum jemand daran, dass das wirklich klappen würde.

Nun steht Bahnchef Rüdiger Grube grinsend im Berliner Hauptbahnhof. Er hat gute Nachrichten zu verkünden: Das versprochene Wlan ist endlich da. Und es scheint zu funktionieren. Man habe nun "Wlan für alle und überall", sagt Grube. Das stimmt zwar nicht ganz - bei den Regionalzügen wird es noch eine ganze Weile dauern. Trotzdem ist es Grund genug, dass Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vorbei kommt und in den Jubel einstimmt. Das sei ein "sehr, sehr großer Erfolg", sagt er, "der Bahnfahren noch schöner macht, als es bisher war".

Nun könnte man es als Witz sehen, dass in Deutschland gleich ein Minister auftritt, nur weil es im Zug eine halbwegs funktionierende Internetverbindung gibt. In anderen Ländern, etwa in Österreich, gibt es das längst. Und wenn Dobrindt sagt, dass die Bahn nun "den anderen Verkehrsträgern vorausfährt", muss man ihm entgegen halten, dass es die Fernbusse waren, die Wlan zum Standard gemacht haben. Dass die Bahn da also nicht voraus-, sondern mit großem Abstand hinterher fährt. Aber immerhin: Sie fährt.

Zumal nicht nur ein Bahnsprecher sagt, das Unternehmen bekäme von Fahrgästen überwiegend "sehr positive Rückmeldungen". Auch Karl-Peter Naumann vom sonst meist kritischen Fahrgastverband Pro Bahn sagt: "Das Wlan-Angebot funktioniert ordentlich." Filme anzusehen funktioniere zwar nicht, "aber das ist auch nie versprochen worden."

Fahrgäste sprechen von einer "spürbaren Verbesserung". Andere sagen, die Qualität der Verbindung schwanke. In einer nicht-repräsentativen Facebook-Umfrage der SZ zeigt sich die Hälfte der Teilnehmer mit dem Angebot zufrieden. 45 Prozent finden: So lässt sich im Zug surfen. Für fünf Prozent reicht die Verbindung zumindest zum Bearbeiten von E-Mails. Etwa ein Fünftel sagt, das Wlan funktioniere gar nicht.

Für den Ausbau des Wlan-Angebotes hat die Bahn in den vergangenen Monaten die komplette ICE-Flotte technisch nachgerüstet. Sie bündelt nun das Mobilfunksignal aller drei Netzbetreiber und stellt es den Fahrgästen zur Verfügung. Wenn es entlang der Gleise kein Mobilfunksignal gibt, hilft das allerdings nichts. Das sei an 15 Prozent der Strecken der Fall, erklärt die Bahn. Man melde die Lücken den Anbietern, diese müssten zusätzliche Sendemasten aufstellen.

Bis Ende 2018 will die Bahn die ICE-Flotte mit Signalverstärkern ausstatten, die Telefonate von unterwegs stabiler machen sollen - bei verfügbarem Netzsignal. Irgendwann soll es auch im Regionalverkehr soweit sein mit dem Internet. Bis 2020 will die Bahn einen Großteil der Züge ausrüsten.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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