Das große Rennen:Alle gegen alle, jeder mit jedem

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Ein selbstfahrendes Auto in der Stadt Chandler im US-Bundesstaat Arizona. Nicht jeder Einwohner mag die Autos der Google-Schwester Waymo. (Foto: Caitlin O'Hara/Reuters)

Wer nicht kooperiert, verliert. Am autonomen Fahren basteln nicht nur Autohersteller, sondern auch Suchmaschinen-Konzerne, Handy-Produzenten und unzählige Start-ups. Die Szene ist volatil.

Von Joachim Becker und Stefan Mayr, Stuttgart

Am autonomen Fahren basteln längst nicht nur Autohersteller, sondern auch Suchmaschinen-Konzerne, Handy-Produzenten und unzählige Start-ups. Die Szene ist extrem volatil, quasi wöchentlich werden Allianzen verkündet, erweitert oder verändert. Das Bild ist kurios: Einerseits arbeitet jeder gegen jeden, andererseits kooperieren auch direkte Konkurrenten miteinander. Und so manche Firma wie der chinesische Internet-Gigant Baidu ist gleich bei mehreren Projekten dabei. Ein Überblick - Stand Ende November.

Waymo, die Tochter des US-Konzerns Alphabet, startet noch in diesem Jahr einen Mitfahrservice in Mountain View mit tausenden Fahrzeugen von Chrysler und Jaguar. Damit gilt die Google-Schwester als weltweit führend. In China braust derweil der Suchmaschinen-Gigant voraus: Baidu hat auf seiner Apollo-Plattform bereits mehr als 100 internationale Partner aus der Automobil-, Telekom- und Halbleiterindustrie vereinigt. Weil der chinesische Markt so wichtig ist - und weil Apollo sehr flott unterwegs ist, sitzt neben BMW und Daimler neuerdings auch VW im Apollo-Ausschuss, der die technischen Standards für ganz China festlegen wird.

General Motors (GM) will mit seiner Tochter Cruise schon Ende 2019 ein Roboter-Taxi ohne Lenkrad und Pedale auf die Straße bringen. Mitfinanziert wird das Projekt aus Japan: vom Autohersteller Honda und dem Vision Fund des Telekommunikations- und Medienkonzerns Softbank. Erst diese Woche hat GM-Chefin Mary Barra ein milliardenschweres Umbau-Programm angekündigt, um das Unternehmen fit zu machen für die Zukunft mit Elektroantrieb und autonomem Fahren. Dabei sollen mehrere Fabriken geschlossen und etwa 15 000 Arbeitsplätze wegfallen. Parallel zu den Entlassungen werde das Unternehmen aber Softwarespezialisten und Experten für elektrische und selbstfahrende Autos einstellen, betont Barra.

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BMW will 2021 das vollautonome Modell iNext in Serie auf den Markt bringen. Am Mittwoch präsentierten die Münchner auf der Auto Show in Los Angeles ihre Konzeptstudie Vision iNext. Beim autonomen Fahren kooperiert BMW mit Firmen wie Intel, Mobileye, Continental, Magna und Baidu. Dazu kam jüngst auch Fiat-Chrysler.

Daimler und Bosch haben für "Anfang des kommenden Jahrzehnts" ihr Roboter-Auto angekündigt. Noch offen ist, ob sich Renault-Nissan an dem Projekt beteiligt. Gespräche laufen, werden durch die Festnahme von Konzernboss Carlos Ghosn aber nicht leichter ( Seite 22). Ebenfalls unklar ist, ob Volkswagen und Ford zusammenarbeiten. Die Ford-Tochter Argo plant ebenfalls für 2021 den Marktstart. Mehr oder weniger unabhängig davon arbeitet Audi mit dem Prozessoren-Hersteller Nvidia an selbstfahrenden Autos.

Der US-Elektroauto-Pionier Tesla musste jüngst einen Rückschlag hinnehmen, als ein Kunde bei einem Unfall tödlich verunglückte. Tesla steht in der Kritik, weil der sogenannte "Autopilot" suggeriert, man könne vollautonom fahren. Dies ist aber nicht der Fall. Ein ähnliches Problem hat der US-Fahrtenvermittler Uber: Im März überrollte ein von Uber ausgerüsteter Volvo in Arizona eine Fahrradfahrerin. Sie war der erste Mensch, der von einem selbstfahrenden Auto getötet wurde. Seitdem liegt das Uber-Programm weitgehend auf Eis.

Auch Technologie-Konzerne wie Apple und Alibaba oder Auto-Zulieferer wie ZF Friedrichshafen arbeiten am Roboterauto. Dazu kommen unzählige, teils noch unbekannte Start-ups wie Zoox, das mit Toyota-Autos testet - oder ganz junge Autohersteller wie Byton aus China.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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