Als der Motorradpolizist im Frühjahr in San Francisco einen weißen Chevrolet stoppte, war es ihm egal, dass es ein selbstfahrendes Auto war, das da gerade etwas zu rasant auf einen Zebrastreifen zufuhr. Hinterm Steuer saß schließlich ein Testingenieur zur Überwachung. Er war verantwortlich, er musste den Anweisungen des Polizisten folgen. So weit, so klar. Nur wird demnächst öfter mal niemand mehr hinterm Steuer sitzen. In Arizona fahren heute schon Testwagen ganz ohne Menschen herum. Und bald werden sie auch ins belebtere Kalifornien kommen.
Es ist eines der großen Versprechen der autonomen Mobilität, dass es Vergehen wie zu schnelles Fahren, das Ignorieren von Stoppschildern oder zu dichtes Auffahren irgendwann nicht mehr gibt. Der Computer macht solche dummen Fehler nicht. Und tatsächlich war der Fall im Frühjahr erst der zweite bekannte, in dem Verkehrspolizisten ein autonomes Auto anhielten. Im ersten Fall war ein Roboter-Wagen zu langsam gefahren.
Aber was, wenn die Polizei doch mal ein Auto kontrollieren will, in dem dann aber kein Fahrer sitzt? Wenn niemand da ist, der dem Polizisten seine Papiere zeigt und Fragen beantwortet? Die Google-Tochterfirma Waymo hat nun den ersten Leitfaden herausgegeben, der Verkehrspolizisten im Umgang mit Roboterautos schulen soll. Zunächst einmal: Wie stoppt man so ein Fahrzeug überhaupt?
Waymo verspricht, dass seine Autos Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr erkennen und ihre Signale richtig deuten können. Nähert sich also ein Polizeiwagen mit eingeschalteter Sirene von hinten, weiß die Software, ob sie ihn überholen lassen oder ob sie rechts ranfahren soll. Funktioniert das mal nicht: Überholen und ausbremsen, der Abstandsautomat sorgt dafür, dass das Auto zum Stehen kommt.
Die Programmierung sieht vor, dass der Computer nun die Türen entriegelt und das Fahrerfenster öffnet. Der Polizist kann jetzt unter die Sonnenblende greifen, dort sind Zulassungs- und Versicherungspapiere verstaut. Außerdem findet er dort die Telefonnummer einer Hotline, umsonst und immer erreichbar, falls er doch lieber mit einem Menschen sprechen will. Auch der Hilfe-Knopf verbindet mit einem Waymo-Mitarbeiter. Er ist von der Rückbank aus erreichbar. Dort, wo in Zukunft die Passagiere sitzen sollen, die ja möglicherweise auch mal menschlichen Beistand im Umgang mit der schlauen Maschine benötigen.
Was aber, wenn die Software nicht tut, was sie soll? Auch dafür hat Waymo einen guten Rat an die Polizei: "Öffnen Sie eine Tür, um das Fahrzeug am autonomen Fahren zu hindern." Denn eine offene Tür blockiert den Autopiloten genauso wie ein ausgelöster Airbag. Und sollte die Tür verschlossen sein? "Schlagen Sie ein Fenster ein."
Für den Fall, dass auch das alles nichts nützt, findet sich in dem Leitfaden übrigens noch ein Schaubild der Hauptstromversorgung, darin eine auffällige gelbe Markierung an einem der Kabel: "Hier durchtrennen", steht dabei. Hoffentlich haben die Polizisten der Zukunft dann auch immer einen Seitenschneider in ihrem Holster.