Automobilzulieferer:Schaeffler streicht 8000 Jobs

Lesezeit: 2 min

Maria-Elisabeth Schaeffler in großer Not: Ihr Konzern hat sich mit der Übernahme von Conti verhoben, will nun Tausende Stellen abbauen - und riskiert Krach mit der IG Metall.

Martin Hesse und Uwe Ritzer

Die Schwierigkeiten des angeschlagenen Automobilzulieferers Schaeffler nehmen immer dramatischere Formen an. Nach Informationen aus unternehmensnahen Kreisen sollen angesichts drastischer Einbrüche im Autogeschäft weltweit etwa 8000 Stellen gestrichen werden. 4000 Arbeitsplätze wurden seit September 2008 bereits abgebaut. Auch in Deutschland sollen viele hundert Jobs wegfallen. Die IG Metall kündigte massiven Widerstand gegen etwaige Kündigungen an.

Maria-Elisabeth Schaeffler - ihr Unternehmen hat sich am Conti-Deal verhoben. (Foto: Foto: dpa)

Damit droht dem Schaeffler-Management ein schwerer Konflikt. Denn ausgerechnet die Gewerkschaft ist ihr mächtigster Verbündeter, wenn es um etwaige Staatshilfen für den durch die Übernahme der Continental AG hochverschuldeten Konzern geht. Als erste Voraussetzung für Staatshilfen gilt, dass Schaeffler ein Gesamtkonzept für die künftige Struktur von Schaeffler und Conti sowie für eine Entschuldung des Verbundes vorlegt. Dieses Konzept sei in den Grundzügen fertig, heißt es in Finanzkreisen. Allerdings stockt offenbar die Abstimmung des Plans mit den fünf Gläubigerbanken von Schaeffler und den 33 Kreditgebern Contis. Es heißt, einige Banken hätten kein Interesse, schon in den kommenden Monaten Fakten zu schaffen, die zu hohen Abschreibungen führen. Allein die Commerzbank hat Kredite von mehr als sechs Milliarden Euro an Schaeffler und Conti vergeben. Auch die Politik dürfte froh sein, nicht noch vor der Bundestagswahl über mögliche Staatshilfen für Schaeffler entscheiden zu müssen.

Unternehmen in der Zwickmühle

Die Banken hatten Schaeffler Anfang April einen Überbrückungskredit von einer Milliarde Euro gewährt, um dem Unternehmen Zeit für eine Neuordnung zu geben. Sie dürften dabei auch auf Kostensenkungen gedrängt haben, um die Chance zu erhöhen, dass Schaeffler die Kredite bedienen kann. Doch der notwendige Stellenabbau bringt Schaeffler nun in die Zwickmühle. In besseren Zeiten hatten die Eigentümer, Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg, sowie Geschäftsführer Jürgen Geißinger die Gewerkschaft als notwendiges Übel betrachtet. Inzwischen kann man sich das nicht mehr leisten. Die IG Metall ist die wichtigste Fürsprecherin in Sachen Staatshilfe. Die Gewerkschaft ließ sich dies mit mehr Transparenz und Mitbestimmungsrechten bezahlen. So wird Geißinger am Dienstag einen Canossagang antreten müssen. Im Wirtschaftsausschuss des Konzerns muss er den Arbeitnehmervertretern die geplanten Personaleinschnitte schmackhaft machen.

70.000 Menschen beschäftigte Schaeffler noch im September. Inzwischen sind es noch etwa 66.000. In Deutschland wurden 500 Stellen gestrichen, fast alle durch Fluktuation. Nun stehen größere Einschnitte an. Denn für 2009 rechnet Schaeffler mit einem Umsatz von unter acht Milliarden Euro. Die Personalplanung sei jedoch auf mehr als zehn Milliarden Euro ausgerichtet, sagt die IG Metall. Die Aufträge seien um bis zu 40 Prozent eingebrochen, und Schaeffler rechne damit, frühestens 2012 wieder eine Auslastung auf dem Niveau von 2007 zu erreichen. Kurzarbeit reiche längst nicht mehr aus, um die Einbrüche abzufedern, heißt es in Firmenkreisen. "Durch die massiven Belastungen aus der Conti-Übernahme ist zusätzlicher Druck im Kessel", sagt Wolfgang Müller, bei der IG Metall für Schaeffler zuständig.

Erst 2012 wieder ausgelastet

Bei Schaeffler gibt man sich verschlossen. Man kommentiere keine Zahlen, sagte ein Sprecher. Das Management wolle zunächst die Arbeitnehmervertreter informieren. Aus firmennahen Kreisen sickerte jedoch durch, es stünde ein Abbau von 8000 Stellen weltweit an. In Deutschland arbeiten derzeit 28000 Menschen für die Firma. Wie es heißt, soll der Abbau nicht nur in einzelnen Werken, sondern flächendeckend stattfinden. Die IG Metall wehrt sich nicht grundsätzlich dagegen. "Wir können uns seriöserweise in der schwersten Wirtschaftskrise nicht hinstellen und sagen, dass jeder Arbeitsplatz erhalten werden muss", sagt Müller. Aber betriebsbedingte Kündigungen müssten nicht sein, und die Auszubildenden müssten übernommen werden. Stattdessen solle die Kurzarbeit auf bis zu zwei Jahre ausgedehnt werden.

© SZ vom 08.05.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: