Automobilbau:VW überrascht mit Milliardengewinn

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In schlechen Zeiten ist Porsche zu teuer: Die Verkaufszahlen des Stuttgarter Konzerns schrumpfen drastisch - deutlich besser läuft es bei Volkswagen.

Volkswagen hat die Konkurrenz mit einem Gewinnplus im vergangenen Jahr in den Schatten gestellt und hebt die Dividende an. Die Aktionäre mit Haupteigner Porsche und dem Land Niedersachsen an der Spitze sollen eine um je 13 Cent auf 1,93 Euro je Stammaktie und 1,99 Euro je Vorzugsaktie erhöhte Dividende erhalten, teilte Europas größer Autobauer mit. Der Gewinn kletterte - auch dank der Übernahme des schwedischen Lkw-Bauers Scania - um 13,7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, deutlich mehr, als von Analysten erwartet worden war.

Neue Modelle wie der Panamera können bei Porsche für neuen Schwung sorgen (Foto: Foto: AP)

Erst im laufenden Jahr wird bei Volkswagen wegen der Absatzkrise mit einem Gewinneinbruch gerechnet, weil neben anderen Herstellern auch VW und Audi in der letzten Februarwoche erstmals seit über 25 Jahren Zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit schicken mussten. Finanzchef Hans Dieter Pötsch hat bereits einen Verlust für das Auftaktquartal nicht ausgeschlossen, da die nötigen Anpassungen in der Produktion vor allem auf diesen Zeitraum entfielen.

Volkswagen steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 4,5 Prozent auf 113,8 Milliarden Euro. Verglichen mit dem Umsatzplus legte der Vorsteuergewinn mit einem Prozent auf 6,6 Milliarden Euro nur marginal zu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem Umsatz lediglich von 112 Milliarden gerechnet und waren sogar von einem Rückgang des Vorsteuergewinns ausgegangen. Weltweit lieferte der Konzern 6,3 Millionen Fahrzeuge an die Kundschaft aus, ein Prozent mehr als im Vorjahr.

Für Porsche kommt der Geldsegen aus der VW-Dividende gerade recht. Denn die Auto-Absatzkrise hinterlässt auch beim erfolgsverwöhnten Sportwagenbauer Porsche deutliche Spuren. Der operative Gewinn aus dem Fahrzeuggeschäft, Umsatz und Absatz sackten im Ende Januar abgeschlossenen ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2008/09 ab, wie das Unternehmen mitteilte.

Der Überschuss legte dagegen wegen der Volkswagen-Beteiligung weiter zu. Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr wagte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking jedoch nicht.

VW-Anteil soll ausgebaut werden

"Insgesamt fühlt sich Porsche gut gerüstet, um auch im sehr schwierig gewordenen Umfeld bestehen zu können", teilten die Stuttgarter mit. Bis Ende März will sich der Sportwagenhersteller mit einem neuen Kredit über 12,5 Milliarden Euro außerdem den finanziellen Spielraum sichern, den Anteil an VW von derzeit gut 50 auf 75 Prozent auszubauen.

Der Absatz brach zwischen August und Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26,7 Prozent auf 34.266 Fahrzeuge ein. Die Erlöse sackten um 12,8 Prozent auf 3,04 Milliarden Euro ab.

Auch der Rückgang beim operativen Ergebnis bewege sich im Bereich der Umsatzentwicklung, sagte der Sprecher. Genaue Ergebniszahlen will Porsche erst im Halbjahresfinanzbericht Ende März bekanntgeben.

Die Absatzflaute trifft Porsche auf breiter Front - bei Modellreihen und in allen Regionen. Besonders schmerzhaft fiel der Rückgang im wichtigen Markt Nordamerika aus: Der Absatz brach auf 11.998 Sport- und Geländewagen (Vorjahr: 16.209) ein. In Deutschland verkauften die Stuttgarter mit 4152 Fahrzeugen 1478 Autos weniger. In den nächsten Monaten setzt Porsche vor allem auf den Start mehrerer neuer Modelle wie den Cayenne Diesel, der seit wenigen Tagen auf dem Markt ist.

Eine weitere Drosselung der Produktion sei bislang nicht geplant, sagte der Sprecher. Als Reaktion auf die weltweite Autokrise hatte Wiedeking Ende Januar ein mehr als 100 Millionen Euro schweres Sparprogramm und eine Drosselung der Produktion um 4800 Fahrzeuge angekündigt. Bis zum Sommer sollen die Bänder im Stammwerk Stuttgart- Zuffenhausen deshalb an mehreren Tagen stillstehen. Kurzarbeit und Stellenabbau sind derzeit aber kein Thema.

Bei Überschuss und Vorsteuerergebnis der Porsche Automobil Holding SE habe es für das erste Halbjahr weiter ein Plus geben, teilte das Unternehmen mit. Grund seien Aktienoptionsgeschäfte durch die Porsche von Veränderungen des VW-Börsenkurses profitiere, teilte das Unternehmen mit.

Neuer Kredit

Die Stuttgarter halten derzeit 50,76 Prozent der VW-Stammaktien und wollen den Anteil noch in diesem Jahr auf 75 Prozent erhöhen.

Den finanziellen Spielraum dafür will sich Porsche bis Ende März mit einem neuen Kredit sichern. "Porsche ist davon überzeugt, diese Verhandlungen vor Ende März zu einem positiven Abschluss zu bringen", teilten die Stuttgarter mit. Ein Kredit über zehn Milliarden Euro laufe Ende März aus, der neue solle nun 12,5 Milliarden Euro umfassen.

Damit bestätigte der Sprecher Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dem Bericht zufolge übernimmt die britische Barclays-Bank die Führung des neuen Kreditkonsortiums, weiter seien die Schweizer UBS und die Stuttgarter LBBW an der Finanzierung beteiligt.

Ursprünglich umfasste die Kreditlinie 35 Milliarden Euro und war für das im Mai 2007 vorgelegte Pflichtangebot für alle Aktien von Volkswagen gedacht. Nach Ablauf des Pflichtangebots reduzierte Porsche den Kreditrahmen auf zehn Milliarden Euro.

Die Offerte war nur von 0,06 Prozent der VW-Aktionäre angenommen worden. Das Geld wurde später Angaben des Unternehmens zufolge auch für den Erwerb von VW-Aktien verwendet.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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