Autohersteller in der Krise:Hässliche Zahlen bei Daimler

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Voll von der Absatzflaute erwischt: Der Stuttgarter Autohersteller Daimler macht allein im zweiten Quartal einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro.

Die Verkäufe brechen ein und dann ist da auch noch der Schatten von Chrysler: Der Autokonzern Daimler hat im zweiten Quartal einen Verlust von 1,06 Milliarden Euro eingefahren.

Dunkle Wolken ziehen über den Mercedes-Stern in Stuttgart. Der Mutterkonzern Daimler muss erneut einen Milliardenverlust verbuchen. (Foto: Foto: dpa)

Das Unternehmen teilte mit, in dem Ergebnis seien Belastungen in Höhe von 604 Millionen Euro für die endgültige Trennung von Chrysler und den Umbau der Lastwagensparte enthalten. Aber auch der Umsatz schrumpfte stark: Sie fielen auf 19,6 Milliarden Euro nach 26 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2008.

Vorstandschef Dieter Zetsche zeigte sich dennoch vorsichtig optimistisch. Die eingeleiteten Sparprogramme zeigten langsam Wirkung. "Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Maßnahmen greifen", sagte der Manager. "Ein Vergleich mit dem sehr guten Vorjahresquartal macht aber auch deutlich, welche Hausaufgaben noch vor uns liegen."

Der Absatz reduzierte sich um fast ein Drittel auf 391.540 Fahrzeuge. Die Mitarbeiterzahl ging weltweit von 275.000 auf 257.400 zurück, in Deutschland schrumpfte sie von 168.300 im Vorjahr auf 162.800.

Zetsche machte vor allem die anhaltende Absatzschwäche in der gesamten Fahrzeugflotte für die rasante Talfahrt verantwortlich. Belastungen für die endgültige Abwicklung der Autoehe mit dem defizitären US-Autobauer Chrysler sowie der Neuordnung des Lkw-Geschäftes in Nordamerika sorgten zudem für einen negativen Kostenblock von 604 Millionen Euro bei dem Dax-Konzern.

Für das Gesamtjahr kalkuliert der Vorstandschef weiter mit einem deutlichen Umsatz- und Absatzrückgang. Angaben zur erwarteten Ergebnisentwicklung machte der Manager nicht. Daimler hatte aber bereits angekündigt, auch die Gewinnziele von 2008 wegen der weltweiten Autokrise nicht zu erreichen.

Sparmaßnahmen greifen

Zetsche kündigte wegen der erheblich reduzierten Produktionsumfänge einen Personalabbau im Konzern an. Angaben über die Art der geplanten Stellenstreichungen wurden aber zunächst nicht gemacht. Als Reaktion auf die Talfahrt hatte sich der Autobauer zum Start ins Jahr 2009 bereits einen strikten Sparkurs verordnet, der unter anderem Arbeitszeitverkürzungen mit Lohneinbußen sowie Kurzarbeit für die Mitarbeiter zur Folge hat. Um vier Milliarden Euro will Daimler die Kosten drücken, die Hälfte davon soll über den Personalbereich realisiert werden.

Die massiven Bremsspuren wegen der weltweiten Absatzkrise hatten bei dem Premiumhersteller bereits zum Start ins Jahr 2009 eingesetzt. Im ersten Quartal lag der Netto-Verlust bei 1,3 Milliarden und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei minus 1,4 Milliarden Euro. 332.300 Pkw und Nutzfahrzeuge konnten die Stuttgarter in den ersten drei Monaten des Jahres absetzen. Der Umsatz lag bei 18,7 Milliarden Euro.

Kurssprung der Daimler-Aktie

Zetsche sagte, die Verringerung der Verluste im Vergleich zum Start ins Jahr 2009 zeige aber, dass die umfangreichen Sparmaßnahmen bei dem Autobauer mittlerweile griffen. Im Pkw-Geschäft, das im zweiten Quartal einen Ebit-Absturz von plus 1,2 Milliarden auf einen Fehlbetrag von 340 Millionen Euro verbuchen musste, werde eine deutliche Belebung im zweiten Halbjahr erwartet. Der Manager hält nach eigenen Angaben sogar wieder einen positiven operativen Ergebnisbeitrag von Mercedes-Benz Cars für möglich. Größtes Sorgenkind bleibe aber weiter das Lkw-Geschäft.

Die Börse reagierte mit einem Kurssprung um knapp fünf Prozent auf die Zahlen und den Zetsche-Ausblick. "Nach den insgesamt besser als erwartet ausgefallen Zahlen reagiert der Markt zunächst einmal erleichtert", erklärte ein Händler die Entwicklung. Die positiven Aussichten für das Pkw-Geschäft hätten ebenfalls zu Rückenwind an der Börse geführt.

© sueddeutsche.de/Reuters/kfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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