Industrie:Den Autoherstellern geht's gut - noch

Lesezeit: 2 min

Die meisten Autokonzerne weltweit konnten ihre Gewinne im zweiten Quartal steigern. (Foto: imago/Westend61)

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Fast alle Autobauer machen satte Gewinne. Doch Experten rechnen mit einem Ende des Booms und mit zusätzlichen Belastungen am Standort Deutschland.

Die größten Autokonzerne der Welt sind auf Wachstumskurs - zumindest noch. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Umsätze der Hersteller im zweiten Quartal des Jahres um 18,1 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern gar um 31,3 Prozent. Auch der Absatz legte von April bis Juni um mehr als ein Zehntel zu. Das geht aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor.

Bis auf Tesla und Ford konnten demnach alle Autohersteller ihre Gewinne steigern. Verstärkt wurde die Tendenz vom schwachen Yen, der den japanischen Herstellern zu einem erstaunlichen Plus von 91,2 Prozent verhalf. Verhaltener war die Entwicklung bei den deutschen Konzernen: Ihr operativer Gewinn stieg um gut 19 Prozent. Die US-Autobauer verzeichneten hingegen einen Rückgang von 5,7 Prozent.

Die Profitabilität, die das operative Ergebnis ins Verhältnis zum Umsatz setzt, lag im zweiten Quartal bei 8,8 Prozent. Das waren 0,8 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Spitzenreiter war wie bereits von Januar bis März Mercedes mit einer Ebit-Marge von 13,04 Prozent. Dahinter folgen Kia (12,97 Prozent) und BMW (11,7 Prozent).

"Wir werden wohl noch in diesem Jahr erleben, wie sich der Markt dreht."

"Die Pkw-Produktion wird derzeit hochgefahren, ein komfortables Auftragspolster ermöglicht deutlich mehr Auslieferungen zu immer noch sehr guten Preisen", sagte Constantin Gall, Leiter der Mobilitätssparte Westeuropa bei EY. Die Gewinnsituation sei insgesamt immer noch sehr gut. Darüber hinaus sei es den Unternehmen gelungen, die Profitabilität weit oben zu halten.

Gall warnte aber, dass die Zeit dieser Margen für viele Autobauer wohl bald vorbei sein werde: "Wir werden wohl noch in diesem Jahr erleben, wie sich der Markt dreht." Wenn die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet seien, müssten sich die Autobauer der neuen Realität aus Konjunkturschwäche, sinkender Nachfrage, Preisdruck und Überkapazitäten stellen. Mit Folgen: Es werde immer schwieriger, hohe Preise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten. Gall rechnet vor diesem Hintergrund mit einer neuen Kostensenkungswelle in der Autoindustrie.

"Viele Konzerne wirtschaften aktuell sehr profitabel und werden auch zukünftig keine Abstriche bei der Marge zulassen wollen", sagte Gall. Sie müssten nun wieder verstärkt auf alle Kostenarten achten - etwa auf die Ausgaben für das Personal. "Gerade am Standort Deutschland mit seinen sehr hohen Energie- und Arbeitskosten und der hohen Steuerbelastung wird der Druck noch mal deutlich steigen." Vor allem eine Abschwächung der Dynamik bei Elektroautos, die in Deutschland sehr wahrscheinlich sei, werde vielen Unternehmen richtig wehtun.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSteuern
:So fliegen Steuersünder auf

Ein bisschen schummeln, geht immer, denkt so manche Steuerzahler. Doch Steuern zu hinterziehen, kann teuer werden. Zehn Wege, wie Finanzbeamte Steuerbetrügern auf die Schliche kommen.

Von Thomas Öchsner; Illustration Jessy Asmus

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: