Autobranche:Toyota setzt voll auf Hybrid

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  • Toyota entwickelt im Pkw-Bereich keine neuen Dieseltechnologien mehr.
  • Der Konzern reagiert auf das geringere Interesse der Kunden: In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Diesel-Verkaufszahlen halbiert.
  • Fahrzeuge wie den Land Cruiser oder den Hilux soll es allerdings auch weiterhin mit Dieselmotor geben.

Während VW-Chef Matthias Müller auf der Automesse in Genf die Renaissance des Diesel beschwört, entscheidet sich Toyota für das Gegenteil und will in Europa keine Diesel-Pkws mehr verkaufen. Allerdings definiert Toyota den Pkw-Begriff etwas enger: Modelle wie der Hilux oder das SUV "Land Cruiser" gelten bei Toyota als Nutzfahrzeuge und diese werden auch weiterhin als Diesel angeboten. Außerhalb Europas spielt der Diesel im Pkw für Toyota ohnehin keine nennenswerte Rolle mehr.

Die Auslaufphase werde schon in diesem Jahr beginnen, sagte Johan van Zyl, Präsident von Toyota Motor Europe in Genf. Bereits 2012 hatte das Unternehmen angekündigt, keine neuen Diesel-Pkw mehr zu entwickeln. Seither wurden in diesem Fahrzeugsegment Motoren von BMW verbaut. Jetzt nochmal im Pkw-Bereich Geld in neue Abgasreinigungskonzepte zu stecken, um die künftig geltende Norm Euro 6c einzuhalten, ist Toyota zu teuer.

Der Konzern reagiert mit dem Ausstieg im Pkw-Bereich auf das geringere Interesse der Kunden. Im vergangenen Jahr hatten knapp 15 Prozent der in Europa verkauften Toyota einen Dieselmotor. 2012 waren es noch 30 Prozent. Dagegen sind die Verkaufszahlen für die Hybridmodelle von Toyota stark gestiegen.

Seinen Absatz in Europa konnte der weltweit drittgrößte Autobauer im vergangenen Jahr um 14 Prozent steigern - der gesamte Automarkt wuchs nur um 3,4 Prozent. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte der Hybrid: Hier legte Toyota 2017 in Europa um 45 Prozent zu.

Toyota profitiert vom Dieselskandal

Wenn es überhaupt einen Autobauer gebe, der vom Dieselskandal profitiere, "dann Toyota", sagt dazu Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen.

Dabei zehre der japanische Konzern auch von seinem Erfolg in der Vergangenheit. Die europäischen Autobauer hätten lange Zeit nur auf die Dieseltechnologie gesetzt, um die CO₂-Emissionen zu reduzieren - ohne eine Alternative zu entwickeln.

Toyota stellt beim Genfer Autosalon in dieser Woche seinen neuen Auris vor, einen Kompaktwagen mit Hybrid-Antrieb. Vor 20 Jahren war der Autobauer mit dem Prius der Erste, der in Großserie ging. Bei der Hybrid-Technologie sind die Wagen sowohl mit einem Elektromotor als auch mit einem Benzin- oder Dieselmotor ausgestattet.

Beim Plugin-Hybrid können die eingebauten Akkus auch ans Stromnetz angeschlossen und so aufgeladen werden."Seit letztem Sommer sehen wir Kunden bei den Händlern, die wir vorher nicht gesehen haben und die immer Diesel gefahren sind", sagt Sébastien Grellier, der für die Toyota-Marke in Frankreich zuständig ist. Das Land ist der zweitgrößte Markt in Europa für den japanischen Autobauer gleich hinter Großbritannien.

Bei reinen Elektroautos sind die Autobauer Renault, Nissan, Tesla und BMW in Europa führend. Auch sie profitieren vom Diesel-Sturzflug - allerdings in geringerem Maß als Toyota mit seinen Hybriden. Bei reinen Elektrowagen bereiten die fehlende Lade-Infrastruktur und die für viele Kunden noch zu geringe Reichweite große Probleme.

© SZ.de/dpa/AFP/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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