Auto: Stopp vor Werk:VW sperrt alle Nicht-VW aus

Lesezeit: 1 min

Volkswagen wird im Werk Baunatal resolut: Gäste und Lieferanten, die eine konzernfremde Marke fahren, müssen mit ihrem Wagen draußen bleiben.

"Wir sind das Volk", riefen sie einst in der DDR - und das Volk fährt natürlich Volkswagen. Und wer nicht Volkswagen fährt, ja, der hat manchmal Probleme in dieser Republik - und sieht sich einer Sperre gegenüber.

Kein VW - keine Einfahrt: Volkswagen sperrt konzernfremde Marken aus dem Baunataler Werk aus. (Foto: Foto: dpa)

So geht es allen, die keinen Volkswagen fahren, künftig vor dem VW-Werk in Baunatal bei Kassel - sie stehen vor verschlossener Schranke. Kein VW? Dann auch keine Einfahrt.

Ein Unternehmenssprecher bestätigte eine Meldung der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen, nach der Gästen und Lieferanten mit Fremdmarken künftig die Einfahrt verweigert werde. "Wer einmalig bei uns vorbeikommt, wird nur freundlich darauf hingewiesen. Aber von ständigen Partnern erwarten wir, dass er sich kooperativ zeigt und unsere Autos fährt", sagte der Sprecher: "Wen wir beschäftigen, der soll auch uns beschäftigen."

Es gilt also das Prinzip: Volk kauft Volkswagen. Wer das nicht will, muss draußen bleiben.

"Bei großen Firmen ganz normal"

Der Zeitung zufolge hatte ein Handwerker von einem Volkswagen auf einen Opel umsteigen wollen. Der Werksschutz habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er dann nicht mehr auf das Werksgelände fahren dürfe, selbst wenn er schwere Teile transportiere. "Das ist bei großen Firmen ganz normal", sagte der VW-Sprecher: "Viele Zulieferer wie Bosch oder Conti haben unterschiedliche Fahrzeugflotten, mit denen sie die verschiedenen Kunden anfahren." Damit werde Nähe aufgebaut und um Aufträge geworben. "Wir sehen darin kein Problem und unsere Partner eigentlich auch nicht."

Ein Hausverbot für Fremdmarken hätten bislang alle Werksdirektoren gewollt, aber nie richtig durchgesetzt. "Der jetzige Chef Hans-Helmut Becker ist da konsequenter. Es ist doch ganz normal, dass wir mit denen Geschäfte machen wollen, die auch mit uns Geschäfte machen wollen." Lieferanten und Handwerker seien Partner, denen man gern helfe, von denen aber auch Hilfe erwartet werde.

Der Betriebsrat des VW-Werkes distanzierte sich hingegen von der Politik des eigenen Hauses: "Wir leben in einem freien Land. Wir halten nichts von einem repressiven Vorgehen, das Menschen zwingt, ein bestimmtes Fahrzeug zu kaufen", sagte Betriebsratschef Jürgen Stumpf. Der Betriebsrat sei zwar von den Produkten der Konzernfahrzeugflotte überzeugt. "Dabei überzeugen aber unsere Produkte - nicht Zwänge und Restriktionen!"

© sueddeutsche.de/dpa/jja/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: