Auskunftsdatei für Kreditvergabe:Tipps zum Umgang mit der Schufa

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Die Schufa sammelt Daten, anhand derer sie die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern bestimmt. (Foto: Franziska Koark/dpa)

Ein Mann will 10.000 Liter Heizöl per Überweisung bezahlen. Wie immer. Doch das klappt dieses Mal nicht, es liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor - eine Verwechslung im Verzeichnis der Schufa, wie sich herausstellt. Fehler sind bei der Auskunftei keine Seltenheit.

Von Silke Bigalke

Im Juni war es für Andreas Müller wieder an der Zeit, aufzutanken. 10.000 Liter Heizöl hat er für sein Häuschen in Hessen bestellt, sie sollten für die nächsten zwei, drei Winter reichen. Normalerweise zahlt er so eine Öllieferung auf Rechnung, überweist das Geld. Doch dieses Mal verlangte die Firma die Summe bar auf die Hand, 8000 Euro. Sie hatte sich bei der Schufa über Andreas Müller, der eigentlich anders heißt, erkundigt. Das Ergebnis: Ein bayerisches Amtsgericht habe ihn ins Schuldnerverzeichnis eingetragen, weil er sich geweigert hatte, seine Vermögensverhältnisse offen zu legen. Offenbar hatte er Schulden nicht bezahlt. Gegen Müller lag ein Haftbefehl vor, erzählt er.

Aufgabe der Schufa ist es, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass ein Verbraucher einen Kredit zurück zahlt und einen Vertrag einhält. Müller bewerteten sie als "sehr kritisches Risiko", er bekam im Scoring-System der Auskunftei nur 41 von 100 Punkten - schlechter geht es kaum. Andreas Müller konnte es nicht fassen. Er wusste weder von Schulden, noch von einem Haftbefehl. Er fragte beim Amtsgericht nach. Der Mann, der gesucht wurde, hieß zwar wie er, die Adresse stimmte aber nicht. Die Schufa hatte seine Daten offenbar mit denen eines Fremden vermischt. Nachdem der Irrtum aufgeklärt war, hat sie den Eintrag zwar schnell korrigiert. Müller ist trotzdem noch wütend: "Ich fühle mich wie nach einem Rufmord. Es bleibt ja immer irgendwas hängen", sagt er.

Die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, sammelt Daten über Verbraucher und gibt sie an ihre Vertragspartner weiter. Das sind vor allem Banken, Versicherungen, Kaufhäuser, Mobilfunkanbieter. Sie melden es umgekehrt der Schufa, wenn ein Kunde seine Rechnung auch nach der zweiten Mahnung nicht bezahlt. Ein einziger negativer Eintrag reicht oft aus, damit der Internethändler dem Kunden nicht traut und Vorkasse verlangt. Oder die Bank den Kredit nicht vergibt.

"Es gibt relativ viele Beschwerden über Schufa"

"Wir erhalten die Daten von unseren Partnern. Insofern sind wir auf die Qualität dieser Daten angewiesen", sagt ein Schufa-Sprecher, der sich zu konkreten Fällen aus Datenschutzgründen nicht äußern will. 91,5 Prozent der 66 Millionen Menschen, die die Schufa in ihrer Kartei hat, hätten einen positiven Eintrag.

Trotzdem: "Es gibt relativ viele Beschwerden über Schufa", sagt Michael Kaiser, Referent des Hessischen Datenschutzbeauftragten. Das liege nicht daran, dass die Schufa schlecht arbeite, sondern zum einen an der großen Menge der Daten. Der zweite Grund: Die Menschen werden von der Schufa stark eingeschränkt. Wer einmal im Elektromarkt den neuen Fernseher stehen lassen musste, weil der Verkäufer die Ratenzahlung verweigert hat, ärgert sich. "Das ist eine peinliche Situation", sagt Kaiser, der 150 böse Briefe über die Schufa im Jahr erhält, von denen etwa jeder Fünfte berechtigt sei.

Das Internet stelle Auskunfteien wie die Schufa indes vor neue Herausforderungen, sagt Kaiser. Es kann zur Fehlerquelle werden. Wer zur Bank geht und einen Kredit habe will, muss seinen Personalausweis vorlegen. Wer allerdings online eine neue Waschmaschine bestellt, ist schwieriger zu identifizieren. "Es gibt Leute, die schreiben den Vornamen ein wenig anders oder fügen der Hausnummer noch einen Buchstaben hinzu", sagt Kaiser. So werden sie bei der Auskunftei nicht gefunden. "Die Schufa ist verpflichtet, die Betroffenen ausreichend zu identifizieren und nur dann Anfragen zu beantworten, wenn die Identifizierung sicher gestellt ist", sagt Kaiser.

Verbraucher sollten Daten selbst kontrollieren

Die Schufa verlässt sich nicht ausschließlich auf Informationen, die sie von Banken und Kaufhäusern bekommt. Sie nutzt auch Verzeichnisse wie das Schuldnerverzeichnis und Insolvenzbekanntmachungen. Als vergangenes Jahr bekannt wurde, dass sie gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik der Universität Potsdam Daten im Internet analysieren will, war der Aufschrei groß.

Die Befürchtung: Die Schufa sucht bald auch bei Facebook und Co nach Hinweisen darüber, wie verlässlich der einzelne Verbraucher ist. "Mit dem Projekt sollte erforscht werden, ob solche Daten überhaupt Aussagekraft besitzen", sagt der Schufa-Sprecher. Man habe es dann - auch wegen der Reaktion der Öffentlichkeit - wieder eingestellt. Ein System, um fehlerhafte Angaben bei Internetbestellungen zu erkennen, habe die Schufa nicht.

Verwechslungen seien bei der Schufa eher selten, sagt der Jurist Lovis Wambach von der Verbraucherzentrale Bremen. Es komme eher vor, dass die Vertragspartner Falschmeldungen an die Schufa schickten. "Vor allem im Telekommunikationsbereich gibt es hier häufig Stress." Beispielsweise dann, wenn ein Mobilfunkanbieter einen Kunden der Schufa meldet, obwohl dieser eine fehlerhafte Rechnung völlig zurecht nicht bezahlt hat.

Wambach rät Verbrauchern deswegen, ihre Schufa-Daten selbst zu kontrollieren. Sie können dafür einmal im Jahr kostenlos eine Eigenauskunft anfordern. Darum, dass falsche Einträge wieder gelöscht werden, müssen sie sich selbst kümmern, indem sie der Schufa schreiben. Den Brief sollten sie gleichzeitig an den Vertragspartner der Schufa schicken, also etwa an den Mobilfunkanbieter, der die falsche Daten gemeldet hat. Er muss den Eintrag dann bei der Schufa widerrufen.

© SZ vom 12.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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