Aus für "XL"-Märkte besiegelt:Weitere 1100 Schlecker-Beschäftigte müssen gehen

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Nächste Hiobsbotschaft für die Schlecker-Mitarbeiter: Auch die Beschäftigten der Schlecker-XL-Filialen verlieren ihre Jobs. Angesichts drohender Kündigungsschutzklagen waren Verhandlungen über einen Verkauf gescheitert. Jetzt besiegeln die Gläubiger das Aus. Etwas Hoffnung besteht noch für IhrPlatz.

Bei der Drogeriemarktkette Schlecker verlieren weitere 1100 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Die Gläubiger beschlossen am Donnerstag das endgültige Aus auch für die 350 großen "Schlecker XL"-Märkte, die einst als Zukunft des schwäbischen Unternehmens galten. Ein gemeinsamer Verkauf von Schlecker XL mit den "IhrPlatz"-Drogeriemärkten war gescheitert.

Nach dem Aus für die Drogeriekette Schlecker ist auch das Ende der Tochtergesellschaft Schlecker XL besiegelt worden. (Foto: dpa)

Insolvenzverwalter Werner Schneider machte die Gefahr von Kündigungsschutzklagen für das Scheitern der Verkaufsbemühungen verantwortlich. Dieses "viel zu große und nicht kalkulierbare Risiko" habe kein Käufer eingehen wollen. Die Angst vor massenhaften Klagen hatten schon die Interessenten für eine Übernahme von Schlecker abgeschreckt.

Etwa 4400 von mehr als 10.000 im März entlassenen Schlecker-Mitarbeiterinnen haben gegen ihre Entlassung geklagt, ein erstes Verfahren ging bereits zugunsten einer Filialleiterin aus. Gut 2500 Gekündigte haben nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit schon einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Eine zweite Klagewelle steht bevor, nachdem die letzten 2800 gewöhnlichen Schlecker-Filialen am Mittwoch die Türen schlossen.

Die Kündigungen bei Schlecker XL würden bis Mitte Juli versandt, erklärte Schneider. Er hatte Schlecker XL und IhrPlatz gemeinsam an die Münchener Beteiligungsfirma Dubag verkaufen wollen, doch der Kreditversicherer Euler Hermes, einer der wichtigsten Gläubiger, stellte sich quer.

"Für IhrPlatz besteht noch teilweise Hoffnung", hieß es in der Mitteilung. Die Gespräche mit einem Investor für die Kette würden am Montag fortgesetzt. Bei IhrPlatz waren kaum Klagen gegen die Kündigung eingegangen, weil die meisten Mitarbeiter Platz in einer Transfergesellschaft fanden. Bei Schlecker war eine solche Auffanggesellschaft am Widerstand aus der Politik gescheitert. Die Landesregierungen unter Beteiligung der FDP hatten dafür keine öffentlichen Gelder bereitstellen wollen.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat eine erste Schlecker-Mitarbeiterin ihren Prozess vor dem Arbeitsgericht Heilbronn gewonnen. Die Richter stellten eine "grob fehlerhaft" Sozialauswahl fest, statt der Filialleiterin hätte Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz anderen Mitarbeitern kündigen müssen, wie das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg erklärte (Az.: 8 Ca 71/12). Im Juli stehen zahlreiche weitere Verfahren an. Setzt sich diese Auffassung dort durch, drohen Geiwitz im Insolvenzverfahren weitere Millionenbelastungen. Dann müsste er aus der Insolvenzmasse für weitere drei Monate Tausende Löhne weiterzahlen.

Null bis fünf Prozent

Experten bezweifeln jedoch, dass das vorhandene Geld dafür ausreicht. Geiwitz müsste dann Masseunzulänglichkeit beantragen - die sogenannte "Insolvenz in der Insolvenz". Dann würden auch die Lieferanten teilweise leer ausgehen, die Schlecker weiter beliefert hatten - im Vertrauen darauf, dass ihre Forderungen wie in der Insolvenz üblich vorrangig beglichen würden.

Den übrigen Gläubigern machte er in einem Zeitungsinterview wenig Hoffnung auf Ersatz für ihre Verluste. Was an Einnahmen während der Abwicklung erlöst wird, gehe zum großen Teil an Lieferanten und Versicherer, denen Warenlager und Immobilien als Sicherheit gegeben wurden: "Die Gläubiger werden bestimmt keine hohe Quote bekommen, aber ich kann noch nicht sagen, ob wir bei Null oder drei oder fünf Prozent rauskommen", sagte der Insolvenzverwalter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Optimistischer ist Geiwitz für die Auslandstöchter: Es gebe gute Chancen, dass die bisher nicht insolvente Österreich-Tochter erhalten bleibe, hieß es in einer Mitteilung. Geiwitz spreche mit zwei Investoren, die Schlecker Österreich als Ganzes erhalten wollen. In Spanien solle bis Herbst ein Investor gefunden werden.

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