Aufsichtsrat von Porsche uneins:Streit um Wiedeking

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Eine Vorstandsentlastung gilt meist als symbolischer Akt. Doch der Aufsichtsrat von Porsche könnte sie Wendelin Wiedeking versagen - weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.

Klaus Ott

Fast ein halbes Jahr ist Wendelin Wiedeking nun schon nicht mehr Vorstandschef von Porsche. Der Aufsichtsrat des Sportwagen-Herstellers wird bei seinem Treffen am Dienstag trotzdem wohl längere Zeit über den einstigen Top-Manager diskutieren.

Entlastung für Wiedeking? Ferdinand Piëch (l.) und der damalige Vorstandsvorsitzende von Porsche, Wendelin Wiedeking, vor zwei Jahren. (Foto: Foto: dpa)

"Entlastung Wiedeking" lautet der betreffende Punkt der Tagesordnung. Das Kontrollgremium berät, ob dem früheren Konzernchef bei der nächsten Aktionärsversammlung am 29. Januar bescheinigt werden soll, er habe seine Dienstpflichten ordentlich erfüllt.

Nach Angaben aus Porsche-Kreisen wollen mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats aus dem Arbeitnehmerflügel eine Entlastung Wiedekings verhindern, weil die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt. Gleiches gilt für den zusammen mit Wiedeking abgelösten Finanzchef Holger Härter, dessen Personalie auch auf der Tagesordnung steht.

Den Angaben zufolge sind die Vertreter der beiden Großaktionäre, der Familien Porsche und Piëch, für eine Entlastung von Wiedeking und Härter. Das Unternehmen äußert sich dazu nicht. Man nehme zu Aufsichtsratsangelegenheiten nicht Stellung, sagt ein Konzernsprecher.

Enge Bindungen

Eine Entlastung gilt vor allem als symbolischer Akt. Wirtschaftsanwälte raten allerdings dazu, solch ein Votum sicherheitshalber zu vertagen, falls spätere Schadenersatzforderungen gegen Manager nicht ausgeschlossen seien. Oftmals fordern auch Aktionäre von Unternehmen, bei Ermittlungen gegen aktive oder ehemalige Vorstandsmitglieder das Ergebnis der Untersuchungen abzuwarten.

Bei dem Sportwagen-Hersteller entscheiden aber alleine die Familien Porsche und Piëch, was geschieht. Die vielen Kleinaktionäre haben kein Stimmrecht. Die Aktionärsversammlung der Anteilseigner folgt in der Regel dem Votum des Aufsichtsrats, in dem die beiden Familien entscheidenden Einfluss haben.

Insbesondere in der Familie Porsche und bei deren Oberhaupt, Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, gibt es enge Bindungen zu Wiedeking. Nach Angaben von Insidern sind beide Familien "weit davon entfernt", Wiedeking und Härter eine Entlastung zu verweigern.

Wenige Wochen nach deren Ablösung hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft im August das Unternehmen sowie die privaten Domizile von Wiedeking und Härter durchsucht. Die Strafverfolger gehen dem Verdacht nach, die beiden Manager hätten bei der von ihnen geplanten Übernahme von VW den Aktienkurs von Volkswagen manipuliert.

Das sei mit Hilfe der Frankfurter Maple-Bank geschehen, die in großem Stil mit VW-Aktien gehandelt hatte. Außerdem sollen Wiedeking und Härter im Juli die Börse zu spät über den damals angeblich früh absehbaren Vorstandswechsel bei Porsche informiert haben. Sowohl Porsche wie auch Wiedeking, Härter und Maple bestreiten die Vorwürfe.

© SZ vom 12.12.09 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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