Atomausstieg:Undichter Stahl verzögert Start neuer Kohlekraftwerke

Muss das Szenario für den Atomausstieg überarbeitet werden? Mit Hilfe von Kohlekraftwerken will die Bundesregierung eine stabile Stromversorgung gewährleisten. Doch Materialmängel könnten den Anlauf neuer Kraftwerke um Jahre aufschieben.

Dem deutschen Stromnetz droht eine zusätzliche Belastungsprobe. Aufgrund von Materialproblemen verzögert sich die Inbetriebnahme mehrerer im Bau befindlicher Kohlekraftwerke um Jahre, meldete der Spiegel. Betroffen sein könnten bis zu neun Kraftwerke mit insgesamt mehr als zehn Gigawatt Leistung.

Geplantes Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg: Eine neue, nur erprobte Stahllegierung könnte den Start unter anderem dieses Kraftwerks über Jahre hinauszögern. (Foto: dpa)

Die neuen Kraftwerke hätten für mehr Stabilität in den Netzen sorgen sollen, wo nach Ansicht einiger Fachleute in den kommenden Jahren durch die Abschaltung von Atomkraftwerken und die Umstellung auf Strom aus erneuerbaren Energien ohnehin Ausfälle drohen. "Dieses Malheur trifft Deutschlands Stromversorgung genau zur falschen Zeit", sagte der Chef der Deutschen Energieagentur, Stefan Kohler, dem Spiegel.

Für die betroffenen Energiekonzerne sei es "eine echte Katastrophe". Nach Informationen des Magazins sind Risse in den Dampfkesseln das Problem. Um die Effizienz der Kohlekraftwerke zu steigern, war eine neuartige, bisher nur ungenügend erprobte Stahllegierung namens T24 verwendet worden. Bekannt sind den Ingenieuren demnach Probleme an den Anlagen in Duisburg-Walsum, Hamburg-Moorburg, Boxberg und Wilhelmshaven. Betroffen könnten aber noch fünf weitere Kohlemeiler sein.

Noch ist unklar, ob nun das Szenario für den Atomausstieg überarbeitet werden muss. "Wir müssen zunächst abwarten, wann die Unternehmen die Kraftwerksprobleme in den Griff bekommen", sagte der Sprecher der Bundesnetzagentur, Rudolf Boll, dem Magazin. Dem Hersteller Hitachi Power Europe drohen nun Kompensationsforderungen.

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