Aston Martin:Lässig aufs Parkett

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Sean Connery lehnt sich als Geheimagent James Bond an seinen Aston Martin DB5, zu sehen im Streifen Goldfinger von 1964. (Foto: United Artists and Danjag LLC)

Der englische Sportwagenbauer Aston Martin, Lieblingsmarke des Geheimagenten James Bond, will an die Börse. Und der Brexit? Kein Problem, heißt es.

Von Björn Finke, London

Andy Palmer gibt sich patriotisch: Bald "werden wir wieder einen unabhängigen britischen Autohersteller haben", sagt der Vorstandschef von Aston Martin. Die Sportwagen-Legende aus Gaydon, einem Dorf in der Nähe von Birmingham, verkündete am Mittwoch ihre Pläne für einen Börsengang - noch in diesem Jahr in London und trotz der Unsicherheit über die Folgen des Brexit für das Vereinigte Königreich. Und tatsächlich wäre es ein Einschnitt für die Autoindustrie auf der Insel. Bekannte britische Marken wie Jaguar und Land Rover, Bentley und Rolls-Royce, Mini und Lotus sind allesamt Töchter ausländischer Konzerne wie Tata, Geely, BMW und Volkswagen.

Aston Martin gehört derzeit Finanzinvestoren aus Kuwait und Italien. Die wollen nun Anteile verkaufen. Auch Daimler ist mit 4,9 Prozent beteiligt. Im Gegenzug darf der 1913 gegründete Hersteller ebenso teurer wie schneller Autos die Technik der Stuttgarter nutzen. Die Deutschen werden nach dem Börsengang an Bord bleiben. Mindestens 25 Prozent der Anteile sollen sich danach aber in Streubesitz befinden, also in den Depots von Kleinaktionären und neuen Investoren. Schätzungen zufolge wird der Börsengang - der erste einer Autofirma seit dem von Ferrari 2015 - das Unternehmen mit bis zu 5,5 Milliarden Euro bewerten.

Nicht schlecht für einen Betrieb, der in seiner wechselvollen Geschichte siebenmal Pleite gegangen ist. Bis 2007 gehörte Aston Martin zum Ford-Konzern, dann stiegen die Investoren aus Kuwait ein.

Unter dem Markennamen werden auch Rennyachten verkauft - und bald Wohnungen

Nach sechs Jahren in Folge mit Verlusten stand 2017 unter dem Strich wieder ein Gewinn. Und auch dieses Jahr läuft gut, in den erstren sechs Monaten stieg der Umsatz um acht Prozent auf 445 Millionen Pfund, der Gewinn lag bei 11,5 Millionen Pfund. 6200 bis 6400 Autos sollen 2018 verkauft werden, in zwei Jahren sollen es fast 10 000 sein, mittelfristig 14 000.

Einer der größten Aston-Martin-Fans ist James Bond. Seit "Goldfinger", dem Kinofilm aus dem Jahr 1964, sehen Zuschauer den Geheimagenten Ihrer Majestät regelmäßig in den Sportwagen die Welt retten. Bislang ist auf einer Plakette im Motorraum der Fahrzeuge immer "Hand Built in England" zu lesen, handgefertigt in England. Bald könnte da manchmal "Hand Built in Wales" stehen, denn dort will Vorstandschef Palmer im kommenden Jahr ein Werk eröffnen. Der Standort Gaydon soll weiter klassische Sportautos bauen, die Fabrik in Wales dagegen rasante Geländewagen, die das Unternehmen auf den Markt bringen will.

Außerdem soll in Wales die Limousinenmarke Lagonda wiederbelebt werden. Der Konzern heißt komplett Aston Martin Lagonda, doch die Serienfertigung wurde 1989 eingestellt. In Zukunft sollen die Lagondas Rolls-Royce Konkurrenz machen - und sie werden alle mit Elektromotor durch die Straßen summen.

Der Zeitpunkt des Börsengangs ist heikel. Ende März tritt Großbritannien aus der Europäischen Union aus, und bisher haben sich die britische Regierung und die EU nicht auf die Bedingungen dafür geeinigt. Ohne Einigung gibt es auch keine Übergangsphase. In dem Fall würden in sieben Monaten Zölle für den Handel über den Ärmelkanal eingeführt. Firmenchef Palmer sagt aber, der Brexit werde keine großen Auswirkungen auf Aston Martin haben. Das Unternehmen verkauft die meisten Autos - fast ein Drittel - in der Heimat, das übrige Europa und Amerika stehen jeweils für ein Viertel des Absatzes. In Asien sind die Engländer bisher nicht so stark, doch hier erhofft sich der 55-jährige Manager kräftiges Wachstum.

Palmer kam 2014 als Sanierer zu dem Sportwagen-Hersteller. Er führte viele neue Modelle ein. Außerdem baut er das Geschäft mit Partnern aus, die den guten Namen der Marke für ihre eigenen Luxusprodukte nutzen wollen. So bietet eine niederländische Werft eine Aston-Martin-Rennyacht an. In Miami soll 2021 das Aston-Martin-Apartmenthochhaus eines Immobilienentwicklers bezugsfertig sein.

Und auf einer Messe in Barcelona präsentierten Triton Submarines, ein US-Hersteller kleiner U-Boote für abenteuerlustige Reiche, und Palmers Firma ein Aston-Martin-Unterseeboot. Das soll mit Elektroantrieb 500 Meter tief tauchen können und Platz für drei Personen haben. James Bond würde dafür auf seiner nächsten Mission sicher Verwendung finden.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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