Arcandor:Raus aus dem Warenhaus

Arcandor-Chef Middelhoff setzt beim Sorgenkind Karstadt an und will deutlich an der Kostenschraube drehen - doch das wird kaum reichen, um die Häuser profitabel zu machen. Es gibt einfach zu viele Warenhäuser.

Stefan Weber

Wenn es sonst nur wenige tun, so lobt sich Arcandor-Chef Middelhoff gerne selbst. Etwa für seine Weitsicht, Filialisten wie Wehmeyer, Sinn-Leffers oder auch die später unter Hertie firmierenden Karstadt-Warenhäuser frühzeitig verkauft zu haben. Das war im Rückblick tatsächlich ein kluger Schachzug, auch wenn der Handels- und Touristikkonzern für seine inzwischen insolventen ehemaligen Töchter möglicherweise noch einmal mit einem zweistelligen Millionenbetrag haften muss.

Noch klüger aber hätte Middelhoff gehandelt, wenn er beim Umbau des Konzerns vor drei Jahren den ganz großen Schnitt gemacht hätte und sich vollständig vom Warenhausgeschäft verabschiedet hätte. Denn Karstadt wird immer mehr zu einer Belastung für den Konzern.

Die Erfolge, die das Management im Touristik- und zunehmend auch im Versandgeschäft erzielt, verblassen vor den immer neuen Löchern, die sich bei den Warenhäusern auftun. Bei den Anstrengungen, die notwendig sind, um Karstadt wieder flottzumachen, hat sich das Management gehörig verschätzt.

Der Optimismus, den Middelhoff und das Karstadt-Management zur Schau getragen haben, beruhte auf der bloßen Hoffnung, dass es schon irgendwie besser wird. Der Verweis auf die allgemeine Konsumflaute taugt nur bedingt als Entschuldigung. Die Frage lautet vielmehr, ob die Vertriebsform Warenhaus überhaupt eine Zukunft hat. Und nicht nur eine Handvoll Edel-Einkaufsstätten wie das Kadewe in Berlin.

Karstadt will nun bei den Kosten den Hebel ansetzen. Das wird kaum dafür reichen, die Häuser profitabel zu machen. Stattdessen wird eine Bereinigung der Warenhaus-Landschaft immer drängender. Es gibt zu viele davon.

© SZ vom 14.08.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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