Apple Music:Die Konkurrenz von Apples Streamingdienst

Wird sich Apple mit seinem Musik-Abo durchsetzen? Die Konkurrenz ist groß, denn Streaming-Dienste besetzen schon die unterschiedlichsten Nischen. Ein Überblick.

Von Franziska Schwarz und Hakan Tanriverdi

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(Foto: dpa)

800 Millionen - das ist die eindrucksvolle Zahl, mit der Apple hausieren geht. So viele Menschen sollen iTunes nutzen. Die meisten davon haben eine Kreditkarte. Die Botschaft von Apple ist klar: Wir haben auf einen Schlag die meisten Kunden - und sie zahlen auch. Der iPhone-Hersteller hat gestern den Dienst Apple Music vorgestellt. Die Firma will nun die Branchengröße Spotify verdrängen. Dieser Markt ist aktuell noch vergleichsweise klein, laut Weltverbwand der Phonoindustrie (IFPI) gibt es weltweit 41 Million zahlende Kunden. Apple muss also nur einen kleinen Teil seiner bereits vorhandenen Kunden davon überzeugen, Apple Music zu nutzen. Was Apple Music kann, lesen Sie in dieser SZ-Analyse. Was die Konkurrenz kann, auf den folgenden Seiten.

Spotify

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(Foto: dpa)

So viele Songs sind im Angebot: 30 Millionen So viele Menschen nutzen den Dienst: 60 Millionen, davon 15 Millionen zahlende Nutzer Dadurch fällt der Dienst auf: Wer von Musik-Streaming spricht, meint in aller Regel Spotify. Die App setzt vor allem auf Playlisten. Nutzer können sich eigene Songtitel zusammenstellen, die dann in Reihenfolge angehört werden können - oder aber populären Listen folgen. Künstler haben den Wert dieser Listen bereits erkannt und planen ihre Touren danach, in welchen Regionen die Songs oft gespielt werden. Spotify versucht darüber hinaus auch, ein soziales Netzwerk in der Miniaturversion zu sein. Man kann Künstlern folgen und kommt von denen ein neuer Song, bekommt man eine Push-Nachricht. Mit entsprechender Zusatzapp kann man sich auch benachrichtigen lassen, sobald dieser Künstler in der eigenen Stadt spielt. Nutzer können sich bei dem Dienst per Facebook anmelden und anschließend schauen, welche Musik ihre Freunde aktuell hören. Das sind die Schwachstellen: Das Entdecken neuer Musik auf Basis von Algorithmen steht bei Spotify nicht im Zentrum. Die Radio-Funktion ist erstaunlich schlecht - die Auswahl der Songs ist sehr klein, die Titel wiederholen sich ständig. Das kostet der Dienst: 9,99 Euro im Monat.

Deezer

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(Foto: PR)

So viele Songs sind im Angebot: 35 Millionen So viele Menschen nutzen den Dienst: 16 Millionen, davon sechs Millionen zahlende Kunden. Dadurch fällt der Dienst auf: Nicht durch das Design, das erinnert stark an iTunes, nur eben in Schwarz. Der Vorteil zu iTunes: Der französische Dienst betont das Soziale am Musikhören, an jeder Ecke gibt es eine Teilen-Funktion. Bei den Tracks wird die Anzahl der Fans angezeigt und ihre Profile gleich mit, man soll Hörern folgen und selbst Follower sammeln. Seit 2011 läuft Deezer hierzulande. Wie bei Google kann man eigene Musik hochladen, und wie bei Spotify läuft Deezer auf vielen Smart-TV. Praktisch: Für das Offline-Hören lässt sich die Musik auf der externen Speicherkarte des Smartphones speichern. Das sind die Schwachstellen: Die Franzosen wollen offenbar keine Funktion auslassen: Von Shufflen über Songtexte bis hin zum Zähler, wie oft ein Track gehört wurde, ist alles da. Und das überfrachtet den Dienst. Das kostet der Dienst: 9,99 Euro/Monat.

Youtube

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(Foto: Britta Pedersen/dpa)

So viele Songs sind im Angebot: Das variiert ständig. Jede Minute kommen 300 Stunden an Videomaterial hinzu. Darunter dürfte auch viel Musik sein. So viele Menschen nutzen den Dienst: Mehr als eine Milliarde, etwa die Hälfte über Mobilgeräte. Dadurch fällt der Dienst auf: Dass zur Musik noch die Bilder kommen. "Gangnam-Style" wäre als reiner Track sicher nicht viral gegangen. Youtube ist streng genommen kein Musik-Abo-Dienst, aber unentbehrlich für Musikliebhaber: Es gibt die Original-Musikvideos, Konzertmitschnitte, Mash-Ups, Hommagen von Fans, Lyrics-Videos, Karaoke-Anleitungen und Interviews mit den Künstlern. In Playlisten kann man die Musik sortieren und in der Kommentarfunktion unter jedem Video endlos debattieren. Der Besitzer Google launcht mit Youtube Music Key in den USA gerade seinen zweiten Musik-Streaming-Dienst. Die Werbeclips fallen dann weg und für die 9,99 Dollar soll es Google Play Music gleich dazugeben. Das sind die Schwachstellen: Die liebevoll gepflegten Playlisten sind nicht für die Ewigkeit. Oft verschwinden Videos, meist, weil sie wegen Lizenzstreitigkeiten offline genommen werden. Das kostet der Dienst: Youtube ist gratis, blendet aber Werbung ein.

Google Play Music

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(Foto: Rainer Jensen/dpa)

So viele Songs sind im Angebot: 30 Millionen So viele Menschen nutzen den Dienst: Google nennt keine Zahlen. Dadurch fällt der Dienst auf: Die Optik ist ungewohnt, aber interessant: Der Screen ist quasi gefliest mit Album-Covern. Wie einst in jenen Läden, wo die Plattenhüllen an die Wand getackert waren. Der Nachteil daran: Ob das ganze Album oder nur der gleichnamige Song dahinter steckt, ist oft nicht zu erkennen. Google Play Music, das seit 2012 in Deutschland läuft, ein Musik-Speicher-Dienst. 50 0000 eigene Titel darf auch der Gratis-Nutzer hochladen und anschließend überall streamen. Es gibt "Daumen-hoch-oder-Daumen runter"-Buttons; die gemochten Tracks werden automatisch in einer Playlist abgespeichert, die anderen vermutlich zukünftig weniger empfohlen. Was Google dem Hörer empfiehlt, ist ohnehin speziell: Wer etwa Rihanna sucht, bekommt ihr eigenes letztes Album angezeigt, aber auch eine Karaoke-Compilation und eine Djane, die Rihanna im Namen führt. Typisch für den US-Konzern: Der Nutzer soll gerne beim Verbessern helfen. Bei seinen eigenen Songs kann der Hörer die Tags bearbeiten, und bei den nur gestreamten ist die Funktion "Fehlerhafte Metadaten für den Track melden" integriert. Das sind die Schwachstellen: Eine Facebook-Anbindung fehlt - die Community ist aber beim Musikhören nicht unwichtig. Das kostet der Dienst: 9,99 Euro/Monat.

Tidal

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(Foto: Rob Hoffman/AP)

So viele Songs sind im Angebot: 30 Millionen So viele Menschen nutzen den Dienst: geschätzt 900 000 Nutzer Dadurch fällt der Dienst auf: Tidal inszeniert sich als ein Dienst, der sich hauptsächlich um Künstler kümmern will (der Konkurrenz wird vorgeworfen, auf die Musiker keinen Wert zu legen). Die App ist sehr klar im Design. An oberster Stelle werden Neuheiten aufgeführt, danach folgen Videos. Tidal startet mit dem Hauptbildschirm, so dass die Nutzer stets Vorschläge präsentiert bekommen (Spotify startet nach dem Schließen der App mit der letzten Einstellung). Wer die App nutzt, soll sehen, was die Musiker produzieren - Tidal will damit eine App sein, bei der Nutzer mehr tun können, als bloß Musik zu hören. Die Soundqualität soll besonders gut sein, damit macht Tidal Werbung. Doch Tests zeigen: Durchschnittshörer bemerken den Unterschied häufig nicht. Das sind die Schwachstellen: Tidal ist noch in der Findungsphase. Zwar findet man Songs von Künstlern wie Taylor Swift (die keine Lust auf Spotify hat), aber die Frage ist, ob sich Tidal überhaupt halten kann. Experten bezweifeln das. Das kostet der Dienst: 9,99 Euro/Monat (12,99 Euro, wenn man den Dienst über die iOS-App bucht)

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(Foto: dpa)

Napster So viele Songs sind im Angebot: 30 Millionen So viele Menschen nutzen den Dienst: 2,5 Millionen zahlende Abonnenten, eine Gratis-Version gibt es nicht. Dadurch fällt der Dienst auf: Dass er schon so lange da ist. Die frühere Musiktauschbörse ging 1999 online, wurde mit Klagen überzogen, 2003 startete unter dem Namen Napster dann ein Musik-Abo-Dienst. Für deutsche Nutzer war Napster der erste Abo-Dienst überhaupt. Heute denken viele bei dem Namen nicht als erstes an Musik-Streaming. Napster wächst aber, besonders in Europa: Die Nutzerzahl ist vergangenes Jahr um 60 Prozent gestiegen. Der Dienst profitiert von Partnerschaften mit Mobilfunk-Anbietern in Spanien, Frankreich und Italien. Napster wirbt damit, tausende Hörbücher bereitzustellen und bietet auch die nicht so häufigen Kategorien "Schlager" und "Easy Listening" an. Das sind die Schwachstellen: Während Deezer überfrachtet aussieht, wirkt Napster altbacken und manche Funktion vermisst man, zum Beispiel kollaborative Playlists. Das kostet der Dienst: 9,95 Euro/Monat.

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