Anlegerschützer im Clinch:Jeder will der Erste sein

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Die zwei Anlegerschutz-Verbände DSW und SdK streiten, obwohl sie sich einig sind: Beide finden, dass die Vergütungen der Vorstände zu hoch sind, doch sie rangeln sich um den Veröffentlichungstermin für ihre Befunde.

Markus Zydra, Frankfurt

Der zumeist ehrenamtliche Beruf eines Anlegerschützers trägt von vorneherein das Gütesiegel der guten Sache. Um die Vorherrschaft bei der Vermarktung dieser guten Sache hat sich zwischen der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ein für Dritte amüsant ausgetragener Konkurrenzkampf entwickelt.

Schlipsträger: Die Gehälter der Vorstände von deutschen Aktiengesellschaften sind zu hoch und nicht transparent genug. Zu dieser Auffassung kommen die Anlegerschutz-Verbände SdK und DSW unabhängig von einander. (Foto: iStockphoto)

Weil beide Anlegerschutzgruppen die Analyse der Vorstandsbezüge zu ihrer Kernkompetenz zählen, will jeder der Erste im Medienmarkt sein, und das führte in diesem Jahr zu einer pikanten Situation.

Das Schicksal, oder sagen wir besser mangelhafte Insiderinformationen über die Pläne des anderen, wollten es nämlich, dass beide Pressekonferenzen ursprünglich für denselben Tag, und zwar diesen Dienstag, anberaumt waren.

Event vorverlegt

Als beide den Lapsus bemerkten, verlegte die SdK ihr Event auf Montag vor, die DSW fühlte sich daraufhin bemüßigt nachzuziehen: Sie sagte die Pressekonferenz gleich ganz ab und verschickte ihre Informationen einfach schon am Freitag an die Journalisten.

Tenor der beiden Studien: Vorstandsgehälter in Deutschland seien häufig zu hoch, zudem lasse sich kaum nachvollziehen, wie die Gehälter der Manager berechnet werden.

"Besonders die variablen Zahlungen an Vorstände sind stets so intransparent ausgewiesen, dass Aktionäre auf Hauptversammlungen darüber eigentlich gar nicht abstimmen können", sagte der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider am Montag. Die Vergütungen seien insgesamt auch zu hoch. Die Konkurrenten der DSW formulierten es ein wenig differenzierter: "Manager verdienen gut, aber nicht unanständig viel."

Tageslohn von 5000 Euro

Es ist die alte Frage: Was ist die Leistung eines Managers wert? "Wer eine MillionEuro verdient und 200 Tage im Jahr arbeitet, der hat einen Tageslohn von 5000 Euro", rechnet SdK-Vorstand Harald Petersen vor.

Nicht nachvollziehbar sei es zudem, dass in Zeiten steigender Altersgrenzen die meisten Vorstände bereits mit 60 vollen Ruhegeldanspruch erhalten. "Wenn die Vorstände Eigentümer wären, also ihr Privatkapital in ihrem Job riskieren, dann sollen sie auch viel verdienen", sagt Petersen. Doch bislang seien die meisten Dax-Vorstände nichts weiter als hochbezahlte Angestellte, die kein Risiko tragen.

Bei aktienbasierten Vergütungsregelungen sei die Büchse der Pandora wieder geöffnet worden, kritisierte Schneider. Schon leichte, konjunkturbedingte Aktienkurssteigerungen würden Vorstandsmitgliedern als "besondere Leistungen" angerechnet und belohnt werden. "Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit, lehnen wir Aktienoptionsprogramme ohne Eigeninvestment des Vorstands ab."

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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