Amazon:Rückfall in schlechte Zeiten

Der Internethändler Amazon wächst weiter rasant - doch das Ergebnis war für die Analysten eine große Enttäuschung. Dabei waren die Erwartungen nicht einmal besonders hoch gesteckt. Die Kunden profitieren allerdings von den geringen Renditeerwartungen des Chefs.

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon wächst mit großem Tempo: Zwischen Juli und September verkaufte der Konzern im Vergleich zum Vorjahr ein Viertel mehr - und setzte 13,81 Milliarden Dollar um. Profitabel war das starke Wachstum unter dem Strich allerdings nicht: Mit einem Minus von 274 Millionen Dollar musste Amazon im dritten Quartal erstmals seit Jahren wieder einen Verlust vermelden.

Das Quartalsergebnis verfehlte massiv die Erwartungen der Analysten. Dabei ist man von dem Handelskonzern sowieso keine besonders üppigen Gewinne gewohnt: Amazon-Chef Jeff Bezos setzt lieber auf schnelles Wachstum dank niedriger Preise und verzichtet dafür auch auf Rendite.

Kindle gibts angeblich fast zum Selbstkostenpreis

Als Grund für den hohen Verlust nannte Amazon die starken Investitionen und eine Fehlinvestition: Vor zwei Jahren hatte der Konzern 175 Millionen Euro für das Rabattportal Living Social bezahlt, ein kleiner Konkurrent von Groupon. Nun schrieb der Konzern 169 Millionen des Kaufpreises ab.

Zudem baut der Online-Händler derzeit das Geschäft stark aus: Gerade kam auch in Europa die zweite Generation von Amazons Tablet auf den Markt, das Kindle Fire HD. Und Amazon räumt selbst ein, dass der Konzern seine Geräte praktisch zum Produktionspreis verkauft und das Geld später wieder mit seinen Diensten einspielen will.

Auch beim Blick auf das Weihnachtsgeschäft gab sich Amazon vorsichtig. Der Konzern rechnet mit einem Umsatz von 20,25 bis 22,75 Milliarden Dollar. Analysten erwarten mit 22,82 Milliarden Dollar etwas mehr.

Dieses Weihnachten stehe ein harter Wettbewerb an, sagte Analyst RJ Hottovy von Morningstar. "Es ist unklar, wie das enden wird - auch für relativ clevere Händler wie Amazon." Schwergewichtige Wettbewerber wie Target und Best Buy setzen den Branchenprimus unter Druck.

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