In der globalen Zug-Industrie kommt es zum nächsten Zusammenschluss. Der französische TGV-Hersteller Alstom übernimmt die in Berlin ansässige Zugsparte des angeschlagenen kanadischen Rivalen Bombardier. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterzeichnet worden, teilten beiden Konzerne am Montagabend mit. Der Kaufpreis werde zwischen 5,8 und 6,2 Milliarden Euro betragen und beim Abschluss der Transaktion endgültig festgelegt.
Die Übernahme wird jedoch erst für das Erste Halbjahr 2021 erwartet und könnte auf Widerstand der Kartellbehörden stoßen. Der TGV-Hersteller Alstom war erst vor einem Jahr an Bedenken der EU-Wettbewerbskommission bei dem Versuch gescheitert, mit Siemens Mobility zu fusionieren. Zahlen will Alstom in Bar und in Aktien. Der Wert des Auftragsbestand erhöht sich mit der Übernahme auf einen Wert von etwa 75 Milliarden Dollar, erklärte Alstom am Montagabend in Saint-Ouen-sur-Seine bei Paris. Der französische Zug-Hersteller werde sich dadurch neu auf dem Weltmarkt positionieren.
Die Übernahme hat auch für Deutschland große Bedeutung. Von den insgesamt etwa 40 000 Mitarbeitern beschäftigt Bombardier etwa 6500 in Deutschland. Hinzu kommen rund 1100 Leiharbeiter. Die größten Standorte sind Hennigsdorf, Görlitz und Bautzen. Darüber hinaus liefert Bombardier Züge für die Deutsche Bahn - hat nach eigenen Angaben aber mit operativen Schwierigkeiten zu kämpfen und gab deswegen erst vor kurzem eine Gewinnwarnung heraus.
Bombardier ist mit fast zehn Milliarden Dollar verschuldet und finanziell schwer angeschlagen. Die Probleme im Zuggeschäft bestehen bereits seit 2019 und sorgen für tiefrote Zahlen. Bereits in der vergangenen Woche stieg der Konzern bei dem gemeinsam mit Airbus gebauten Kurz- und Mittelstreckenjet Airbus A220 aus. Die Kanadier hatten den Flieger unter dem Namen Bombardier C-Serie für mehr als sechs Milliarden US-Dollar selbst entwickelt, sich dabei aber finanziell verhoben. Die Bombardier-Führung suchte nach weiteren Möglichkeiten, den Schuldenberg des Konzerns abzutragen. Jedoch bleibt Bombardier mit dem Verkauf der Zugsparte lediglich die Produktion von "Learjet"-Geschäftsflugzeugen.