Aktienhandel:Bafin prüft Kursabsturz bei Curevac

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Die Finanzaufsicht geht dem Verdacht nach, ob jemand sein Insiderwissen genutzt und rechtzeitig Aktien abgestoßen hat. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Aktie des Tübinger Biotechunternehmens war nach enttäuschenden Studienergebnissen beim Covid-Impfstoff eingebrochen. Die Finanzaufsicht sieht Verdachtsmomente für Marktmissbrauch oder Marktmanipulation.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Der Kursabsturz der Curevac-Aktie hat die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Die Bafin schaue sich außergewöhnliche Kursbewegungen dahingehend an, ob möglicherweise Verdachtsmomente für Marktmissbrauch oder Marktmanipulation vorliegen, sagte ein Behördensprecher am Montag. Darüber hinaus gab es keine weiteren Einzelheiten. Die Aktie von Curevac war nach enttäuschenden Studienergebnissen bei dem Covid-Impfstoff des Tübinger Biotechunternehmens am vergangenen Donnerstag um mehr als 40 Prozent eingebrochen. Die Rheinische Post hatte zuvor unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, dass die Bafin dem Verdacht nachgehe, ob jemand aus den Unternehmen Curevac oder Bayer sein Insiderwissen genutzt und rechtzeitig Aktien abgestoßen haben könnte. Bayer ist Kooperationspartner von Curevac.

Eine Curevac-Sprecherin erklärte, eine Prüfung durch die Bafin sei dem Unternehmen nicht bekannt. "Wir wurden von der Bafin in Bezug auf etwaige Vorgänge nicht kontaktiert". Curevac hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass sein Covid-19-Impfstoff in der entscheidenden klinischen Studie nach vorläufigen Daten nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent gezeigt hat. Die Aktie verbuchte nach Bekanntgabe der Daten einen Rekord-Tagesverlust von rund 44 Prozent, insgesamt lag das Kursminus vergangene Woche bei mehr als 30 Prozent.

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Der Bund war im Juni 2020 im Rahmen einer Kapitalerhöhung bei dem Unternehmen eingestiegen, nachdem jahrelang Dietmar Hopp, der Gründer des Softwarekonzerns SAP, Curevac fast im Alleingang finanziert hatte. 2015 hatte außerdem die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung einen kleinen Anteil erworben. Über die Förderbank KfW ist die Bundesregierung seither mit rund 16 Prozent an Curevac beteiligt, größter Anteilseigner ist aber der nach wie vor Hopp, der über seine Biotech-Holding fast 50 Prozent der Anteile hält.

Vergangene Woche war die Aktie von Curevac bereits gefallen, nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte hatte, der Impfstoff werde erst wieder in die Planung für die Impfkampagne aufgenommen, wenn eine Zulassung erfolgt sei. Aus der Bundesregierung war zudem zu hören, dass man bereits seit Monaten davon ausginge, dass der Curevac-Impfstoff keine Rolle mehr für die aktuelle Kampagne spielen werde. Die Liefermengen würden nicht mehr ins Gewicht fallen, denn ab Sommer stehe bereits genügend Impfstoff der anderen Hersteller bereit.

In Finanzkreisen sorgte diese Informationspolitik für Erstaunen. Eigentlich sind börsennotierte Unternehmen gehalten, potenziell kursrelevante Informationen per Pflichtmitteilung allen Aktionären gleichzeitig zugänglich zu machen.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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