Air Berlin:Schwere Vorwürfe gegen Dresdner Bank

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Es geht um viel Geld: Wegen einer äußerst negativen Bewertung durch die Dresdner Bank hat Air Berlin die Börsenaufsicht eingeschaltet.

J. Flottau und C. Hoffmann

Vom Schwarzen Freitag an der Börse hat man schon gehört, aber schwarzer Humor ist dort neu. Ein Analyst von Dresdner Kleinwort gab am 17. Juli für die leidgeprüfte Aktie von Air Berlin das "Kursziel null" aus.

Air Berlin: Wütender Brief an die Bafin. (Foto: Foto: ddp)

Die Notierung des Billigfliegers beeinflusste das zwar kaum. Doch die Aktie mit der Wertpapierkennnummer AB1000 ist ohnehin schon arg gerupft: 20 Euro kostete sie zu ihren besten Zeiten. An diesem Freitag genügten 3,45 Euro, um einen Anteilschein zu kaufen.

Wer den Brief liest, spürt die Wut

Air-Berlin-Chef Joachim Hunold wehrt sich vehement gegen den Pleite-Vorwurf, der im Kursziel versteckt ist. Er versteht keinen Spaß, wenn es um die Zukunft seines Unternehmens geht und schlägt zurück.

In einem Brief an die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin wirft er der Dresdner Bank "Kursmanipulationen zu Lasten der Air Berlin PLC" und "mögliche Insidergeschäfte" vor. Sein Verdacht: Die Aktie wurde gezielt heruntergeschrieben, um so gewinnbringende Spekulationen auf fallende Kurse zu ermöglichen.

Wer den Brief liest, spürt schnell die Wut und Empörung von Hunold, der immer noch lieber den jovialen mittelständischen Unternehmer gibt als den obersten Angestellten einer börsennotierten Aktiengesellschaft.

"Hochgradig geschäftsschädigend"

Der Analystenbericht, beschwert sich Hunold, enthalte Aussagen, die "hochgradig geschäftsschädigend sind und sich erheblich negativ auf den Kurs der Aktien der Air Berlin PLC ausgewirkt haben". Es werde der "unzutreffende Eindruck erweckt, die Air Berlin PLC stehe kurz vor der Insolvenz".

Das Papier von Dresdner Kleinwort machte schnell die Runde. Welt Online titelte "Banker warnen vor Pleite von Air Berlin". Die Nachrichtenagentur Reuters hatte den Analystenreport in diesem Sinne verstanden und verbreitet. Sie korrigierte sich aber einige Stunden später, es drohe "nur" das "Risiko des finanziellen Ausfalls".

Hunold hat allen Grund zur Sorge: Aktienkurs und Gewinn schmelzen dahin, der geplante Kauf der Fluggesellschaften Condor ist vorerst gescheitert. Die Nummer zwei in Deutschland hinter Marktführer Lufthansa erwägt angesichts rapide steigender Treibstoffkosten einen Rückzug aus dem erst kürzlich zugelegten Langstreckenverkehr. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr wurde zum Ärger der Aktionäre schon mehrfach zurückgeschraubt.

Immer mehr Anleger und Analysten hegen Zweifel an dem hemdsärmeligen Manager und raten zum Verkauf der Aktien. Dem einstigen Überflieger droht der Absturz. Für Hunold wäre das ein Fiasko. Es geht um sein Lebenswerk. Der Ex-LTU-Manager hat aus der einstigen Nischen-Airline mit zwei Flugzeugen binnen 15 Jahren Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft gemacht. Er hat sich die Konkurrenten DBA und LTU einverleibt.

Und er hat den Konzern im Mai 2006 an die Börse gebracht - zum Preis von zwölf Euro je Aktie. Wachstum um fast jeden Preis hieß seine Strategie. Aber die lässt sich nun angesichts steigender Schulden und Kerosinpreise nicht mehr durchhalten. Die Stimmung der Aktionäre ist auf dem Nullpunkt und Hunold in der Defensive.

© SZ vom 26.7.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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