Air Berlin/Condor:Hart gelandet

Noch winden sich die Beteiligten auf der Suche nach der richtigen Formulierung. Aber es ist klar: Air Berlin wird die Ferienfluggesellschaft Condor doch nicht übernehmen.

Jens Flottau

Offiziell soll die Entscheidung erst im Oktober verkündet werden, wenn das Bundeskartellamt seine Auflagen für das Projekt öffentlich darlegt, doch das ist nur noch Kosmetik.

Der Abschied von Condor muss bei Air Berlin und Vorstandschef Joachim Hunold einhergehen mit einem weitergehenden Bekenntis: Der große Plan, einen Konzern aufzubauen, der es zumindest in einigen Märkten mit der Lufthansa aufnehmen kann, ist schlicht gescheitert. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung dafür, dass Air Berlin definiert, wohin das Unternehmen künftig gehen will.

Vielleicht hilft ja ein Blick zurück in die eigene Geschichte, als Air Berlin innovativ war wie kaum eine andere Airline und Märkte erschloss, an die die anderen nicht dachten. Für eine Nischenstrategie, die sich auf das Ferien- und Billigflugsegment konzentriert, ist Air Berlin aber heute zu groß, zu komplex und fast schon zu teuer. "Weiter so" geht nicht. Konzernchef Joachim Hunold will "nicht in Aktionismus verfallen" - Handeln ist aber dringend angesagt.

Für die Air-Berlin-Aktionäre ist das Aus der Fusion, auch unabhängig von strategischen Erwägungen, eine gute Nachricht. Das Unternehmen und sein Management macht schon jetzt den Eindruck, als sei es mit dem laufenden Geschäft und der nötigen Sanierung überfordert. Wie soll dann auch noch Condor integriert und die zusätzliche Kapazität von knapp 30 Flugzeugen vermarktet werden, wo der Konzern doch deutlich mehr schrumpfen müsste, als das derzeit geplant ist?

© SZ vom 25.06.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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