Luftverkehr:Flughäfen rechnen weiter mit Milliarden-Verlusten

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Flugzeuge am Frankfurter Airport: Mindestens fünf Jahre dauert es, bis das Vor-Corona-Niveau erreicht sein. wird. (Foto: Michael Probst/AP)

Die Passagiere kehren langsam wieder in die Flugzeuge zurück. Doch den Flughäfen stehen weiterhin wirtschaftlich harte Zeiten bevor.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die deutschen Flughäfen rechnen trotz besserer Verkehrszahlen für 2021 weiterhin mit Verlusten in Milliardenhöhe. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) geht von einem Vorsteuerverlust von rund 1,5 Milliarden Euro aus, so ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel nach einer Tagung des Verbandes in Berlin. Fraport-Chef Stefan Schulte glaubt, dass die ersten Flughäfen erst 2024 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Die Flughäfen gehören wie der Rest der Luftfahrtindustrie zu den am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Branchen. 2021 werden sie trotz eines relativ starken Sommergeschäfts voraussichtlich nur halb so viele Passagiere abfertigen wie 2019. Im kommenden Jahr könnten es dann wieder rund 65 Prozent werden. Im besten Fall wird es allerdings fünf Jahre dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist. Der Verband rechnet in seinem am wahrscheinlichsten geltenden Szenario erst 2028 damit, das Volumen von 2019 zu übertreffen

Im vergangenen Sommer haben die Flughäfen vor allem von der starken Nachfrage zu Zielen am Mittelmeer profitiert. Nach Griechenland und in die Türkei etwa habe der Verkehr schon rund 80 Prozent und mehr erreicht. Allerdings wird der Effekt der Urlaubsreisen spätestens nach den Herbstferien nachlassen. Dann würden andere Zielgebiete und Kunden zur Erholung beitragen müssen. Schulte etwa sieht klare Anzeichen dafür, dass die Geschäftsreisenden wieder deutlich mehr fliegen. Ähnlich hatte sich zuletzt auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr immer wieder geäußert. Spohr glaubt, über kurz oder lang würden diese zwischen 80 und 90 Prozent des ehemaligen Niveaus erreichen.

Sehr viel Hoffnung setzen die Flughäfen auch auf die Rückkehr der Langstrecken. Nachdem die USA zuletzt für November das Ende der Reisebeschränkungen angekündigt hatten, ist die Zahl der Flugbuchungen stark gestiegen. Die Lufthansa hat zuletzt an einzelnen Tagen dreimal so viele Tickets nach Nordamerika verkauft wie vor der Entscheidung der US-Regierung. Sie will nun zahlreiche neue Flüge, unter anderem von Frankfurt nach New York und Miami auflegen. Aber nicht nur Frankfurt profitiert: So kehrt etwa United Airlines im Dezember mit einer Verbindung nach Berlin zurück. Was die Langstrecken angeht, so ist der Nordatlantik allerdings weiterhin praktisch der einzige Lichtblick. Die meisten Routen nach Asien, vor allem nach China, können die Fluggesellschaften weiterhin nicht bedienen.

Fraport-Chef Schulte machte deutlich, dass der tägliche Betrieb der Flughäfen Pandemie-bedingt weiterhin äußerst schwierig sei. Um möglichst viele Umsteigeverbindungen bei geringem Verkehrsniveau anbieten zu können, bündelten die Airlines an den Drehkreuzen ihre Flüge in möglichst kleinen Zeitfenstern. Die Flughäfen hätten dann sehr viel zu tun, zu anderen Tageszeiten dafür umso weniger. Das Ein- und Aussteigen und die vielen Kontrollen dauerten länger. Trotzdem seien die meisten Flüge weiterhin einigermaßen pünktlich.

Ausgesprochen positiv hat sich das Frachtgeschäft entwickelt: Für 2021 rechnet die ADV mit 3,5 Millionen Tonnen Luftfracht an den deutschen Flughäfen, 2019 waren es 3,1 Millionen, 2020 2,9 Millionen.

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