Raumfahrt:Streit um Ariane

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Elon Musks Raketenfirma Space-X wirft der Europäischen Union Wettbewerbsverzerrung vor.

Von Dieter Sürig, München

Der Streit um mögliche Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Trägerraketenherstellern Ariane Group und Space-X könnte nun zu einer weiteren Facette im transatlantischen Handelsstreit werden. So wirft die Verkaufschefin des kalifornischen Unternehmens, Stephanie Bednarek, der EU vor, den Bau der europäischen Trägerrakete Ariane zu subventionieren und damit den Wettbewerb bei Satellitenstarts zu verzerren. In zwei Schreiben an den US-Handelsvertreter Edward Gresser fordert die Managerin die US-Regierung dazu auf, "dieses wettbewerbswidrige Verhalten anzugehen" und für faire Ausschreibungen zu sorgen. Anlass für die Korrespondenz sind Bestrebungen der US-Regierung, bei den Gesprächen über ein Handelsabkommen mögliche Handelshemmnisse zu thematisieren. Bednarek greift in ihren Schreiben allerdings nicht nur die EU an, sondern auch die Finanzierung von Launchsystemen in China, Russland und Indien durch die Regierungen.

Einen fairen Marktzugang könne ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU sicherstellen. Bednarek kritisiert, dass derzeit knapp 19 Prozent des Budgets der europäischen Weltraumagentur Esa in die Trägerrakete Ariane investiert würden. Hinzu kämen Subventionen für die Infrastruktur. Dies komme der Ariane zu Gute. Der Startanbieter Arianespace, Tochter der Ariane Group, könne die Preise auf diese Weise "künstlich niedrig" halten und US-Anbieter verdrängen.

Dies war allerdings bisher genau der Vorwurf, den Ariane Group den Amerikanern gemacht hat. So werde Space-X durch milliardenschwere Aufträge der US-Raumfahrtbehörde Nasa quersubventioniert. Außerdem sei der US- Markt für europäische Trägerraketen verschlossen, da institutionelle Satelliten nicht mit ausländischen Raketen gestartet werden dürfen. "Wir sind definitiv für Wettbewerb, aber der muss fair sein", hatte Ariane-Deutschland-Chef Pierre Godart 2018 der SZ gesagt. Er hatte auch kritisiert, dass die Falcon 9 von Space-X in Europa zu Dumpingpreisen angeboten werde. Space-X-Manager Hans Koenigsmann hatte den Preisunterschied mit einem erheblichen Mehraufwand begründet, der für US-Regierungs-Satelliten betrieben werden müsse. Dass die Falcon 9 billiger ist, hat dazu geführt, dass Space-X sogar Bundeswehr-Satelliten startet. Die Ariane Group hat gerade mit dem Bau der Ariane 6 begonnen, die deutlich günstiger sein und erstmals 2020 starten soll. Die Entwicklung kostet 3,5 Milliarden Euro, 400 Millionen Euro investiert die Ariane-Group, den Rest die Esa-Mitgliedsstaaten. Denn eines darf in der Diskussion nicht vergessen werden: Ariane ist explizit ein öffentliches Projekt, Space-X dagegen komplett privatwirtschaftlich.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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