Josef Ackermann:Die Sache mit den Boni

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"Das Zusammenstehen in der Familie ist etwas Heiliges, das werde ich nicht verletzen", sagt Ackermann. (Foto: Johannes Simon)

Der frühere Deutsche-Bank-Chef will nicht verzichten - aus Solidarität mit seinen Ex-Kollegen, sagt er, und verteidigt seine Lebensführung vehement.

Von Andrea Rexer, Berlin

Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann will nicht freiwillig auf Bonus-Zahlungen verzichten. Wie die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag berichtet hatte, will die Bank von mehreren früheren Vorständen - darunter auch Ackermann - Sonderzahlungen in Millionenhöhe einbehalten.

"Mir fällt kein Stein aus der Krone, wenn ich auf etwas verzichte", sagte er auf der Bühne im Adlon-Hotel. Er habe schon früher gezeigt, dass er bereit sei, seinen Beitrag zur Problemlösung zu leisten, wenn es dafür eine Basis gebe. 2008 sei er der erste gewesen, der freiwillig auf Boni verzichtet habe. Damals ging es um fünf Millionen Euro. Seine Entscheidung habe damals die Kollegen unter Druck gesetzt. Doch heute, wo er außerhalb der Bank sei, könne er so etwas nicht machen. Deswegen werde er nicht öffentlich sagen, dass er auf Boni verzichte.

Der Manager verteidigte seine Lebensleistung vehement. Unter seiner Führung als Vorstandschef wurde das Investmentbanking erheblich ausgebaut. "Dazu gab es keine Alternative", sagte Ackermann. Ohne das Investmentbanking würde die Bank bis heute bei Weitem nicht so viel Geld verdienen. Dem gegenüber stehen allerdings Milliardensummen, die das Geldhaus seit der Finanzkrise für Rechtsstreitigkeiten ausgeben musste - großteils gehen sie auf Geschäfte aus dem Investmentbanking zurück. Ackermann verteidigte auch die Unternehmenskultur der Investmentbanker: "Es war eine Kultur, die wir nicht kannten, aber sie hat der Bank gut getan", so Ackermann.

Im Rückblick habe er nicht das Gefühl, als "Bösewicht der Finanzkrise" dazustehen. Noch nie sei er auf der Straße oder in einem Restaurant von jemandem kritisch angesprochen worden. Dass die Finanzbranche dem Populismus durch die Erschütterungen, die sie auslöste, mit den Boden bereitet habe, bestreitet Ackermann ebenfalls vehement: "Also, wenn wir dafür auch noch zuständig sind, dann geht es zu weit."

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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