Güterverkehr:Flaute bei der Bahn

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Rangierbahnhof in München: schlechte Zahlen für die Güterverkehrs-Sparte der Bahn (Foto: dapd)

Noch schlechtere Zahlen als erwartet: Die Güterverkehrs-Sparte der Deutschen Bahn leidet erheblich unter der allgemeinen Konjunkturschwäche. Das wird sich nach SZ-Informationen auf das Konzernergebnis auswirken.

Von Daniela Kuhr

Die Deutsche Bahn kämpft in der Güterverkehrs-Sparte mit deutlich größeren Problemen als bislang bekannt. In den ersten vier Monaten des Jahres habe sich das ohnehin bereits schwächelnde Geschäft noch schlechter als erwartet entwickelt, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag aus Unternehmenskreisen. Das wird sich auch auf das Konzernergebnis auswirken. Hatte die Bahn bislang für dieses Jahr einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mindestens 2,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, so rechnet sie jetzt allenfalls noch mit 2,6 Milliarden Euro. "Und selbst dafür werden wir hart kämpfen müssen", hieß es in den Kreisen weiter. "Womöglich wird es weniger." Im vergangenen Jahr hatte die Bahn bei einem Umsatz von 39,3 Milliarden Euro einen Vorsteuer-Gewinn von 2,7 Milliarden Euro erzielt.

Von einer ernsthaften Krise wollte man in den Kreisen jedoch nicht sprechen. Nur von einer "Delle". Der Umsatz sei "absolut stabil". Er wachse nur eben im Moment nicht. Für Bahnchef Rüdiger Grube ist das insofern eine ungewohnte Situation, als er in den vergangenen Jahren jeweils Rekordergebnisse verkünden konnte. In der Juni-Ausgabe der Mitarbeiterzeitung DB Welt sagt er nun: Die Bahn spüre die weltweite Konjunkturabschwächung "deutlich". Jährliche Zuwächse seien "kein Selbstläufer". Finanzvorstand Richard Lutz sieht das Unternehmen "vor großen Herausforderungen - extern und intern".

Rückgänge durch Auto- und Stahlbranche

Schon im vergangenen Jahr hatte die Bahn gespürt, dass sich die Konjunktur abflaut. Vor allem die Unternehmen der Auto- und Stahlbranche fragten weniger Transportleistungen nach. Dennoch hatte die europäische Schienengüterverkehrs-Sparte 87 Millionen Euro zum Konzernergebnis beigesteuert. Dem Vernehmen nach sind die Transportleistungen im Schienengüterverkehr in den ersten vier Monaten dieses Jahres erneut zurückgegangen, und zwar sowohl in Deutschland als auch in Europa jeweils um etwa zehn Prozent. Man rechnet aber bei der Bahn immer noch damit, dass die Sparte "dank diverser Umstrukturierungen" auch in diesem Jahr "schwarze Zahlen beim Ebit" schreibe, hieß es.

Auch das weltweite Logistikgeschäft des Staatskonzerns leidet unter der Konjunkturschwäche. Vor allem in Asien und den USA macht sich das bemerkbar, wo die Bahn unter anderem Transportleistungen per Luft- oder Seefracht anbietet. Derzeit erwarte man aber weder im Güterverkehr noch in der Logistiksparte für das Gesamtjahr einen Verlust, sagte ein Bahnsprecher.

Neben der schwachen Konjunktur machen dem Konzern weitere Probleme zu schaffen: So sei man "beim jüngsten Tarifabschluss an die Grenzen dessen gegangen, was noch wirtschaftlich verkraftbar" sei, heißt es in dem Artikel in der Mitarbeiterzeitschrift weiter. Die vergleichsweise hohen Löhne erschweren es der Bahn, neu ausgeschriebene Verkehrsverträge für sich zu gewinnen. Im Regionalverkehr hat der einstige Monopolist derzeit nur noch einen Marktanteil von 75 Prozent. Insgesamt aber läuft es im Personenverkehr vergleichsweise positiv. Man wachse zwar nicht mehr so stürmisch wie zuletzt, aber immerhin wachse man überhaupt, verlautete aus den Konzernkreisen. Im vergangenen Jahr hatte die Bahn 1,97 Milliarden Fahrgäste transportiert - so viele wie nie zuvor.

© SZ vom 31.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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