Autoindustrie:Sie röhren noch

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Beim Autosalon in Genf stehen in diesem Jahr Elektroautos im Mittelpunkt. Das Ölzeitalter ist damit allerdings noch lange nicht vorbei, finden Vertreter der Rohstoffindustrie.

Von Max Hägler

Autohersteller fahren in Genf Luxus ohne Limits auf, wie diesen Ferrari F8 Tributo. (Foto: Fabrice COFFRINI/AFP)

Auf den ersten Blick scheint wirklich alles elektrifiziert zu sein, was beim Autosalon in Genf derzeit so aufgefahren wird. Ein große Hingucker: Polestar, die Elektromarke von Volvo. Auch BMW hat etliche Hybrid-Wagen mitgebracht. Volkswagen-Chef Herbert Diess wiederum sprach bei seinem Auftritt von gar nichts anderem mehr als von Strom. Das vehemente Trommeln der großen Autobauer soll den von der Politik gewünschten Verkauf fördern. Doch ganz vorbei ist es mit dem Sprit noch nicht. Bugatti, eine Volkswagen-Tochter, hat "La Voiture Noire" aufgefahren: acht Liter Hubraum, elf Millionen Euro teuer (ohne Mehrwertsteuer). Dagegen kommt selbst der neue Ferrari namens F8 Tributo mit seinen 710 PS beinahe gezügelt daher.

Neu ist indes, dass die Verbrenner von der Rohstoffindustrie flankiert werden. Die Schweizerische Erdöl-Vereinigung wirbt mit einem alten VW-Käfer für die "Tankstelle der Zukunft", in der synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff vertrieben werden sollen.

Und dann ist da auch noch Saudi Aramco. Das Staatsunternehmen beutet die Öl- und Gasvorräte in Saudi Arabien aus. Es ist ein einträgliches Geschäft, etwa eine halbe Billion Dollar Umsatz macht der Konzern, der nach Berechnungen von Bloomberg News auch das profitabelste Unternehmen der Welt ist. In Anbetracht dieser Größe ist der Messestand unscheinbar, nur zu ein paar halbhohen Stellwänden hat es gereicht.

Saudi Aramco ist zwar ein Staatskonzern, aber über die politischen Umstände der vergangenen Monate will Technikchef Ahmad al-Khowaiter partout nicht sprechen: Die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi und die darauf folgende Zurückhaltung einiger westlicher Unternehmen beim Geschäftemachen. Man sei auch mit westlichen Partnern durchaus im guten Benehmen, sagt er nur.

Lieber will al-Khowaiter über die Zukunft der Verbrennertechnik sprechen, und die hält er für rosig. Mit Mazda - die übrigens gar kein Batterieauto nach Genf gefahren haben - forsche man an einer Kompressionszündung, die den Spritverbrauch um die Hälfte senken könne. Auch ein Modell eines Kohlendioxid-Fängers hat er aufbauen lassen, ein Katalysator, der das klimaschädliche CO₂-Gas aus Dieselabgasen filtert. Auch hier seien bis zu 50 Prozent Einsparung möglich, gerade bei schweren Lastwagen. Einige tausend Dollar soll das Gerät kosten, aber es wäre, wenn es nach al-Khowaiter geht, eine Investition in die Zukunft. Denn ein Ende des Ölzeitalters sieht er nicht. Die Elektromobilität sei vor allem etwas für den Stadtverkehr. Und man müsse beachten, woher der Strom stamme: Mitnichten sei das immer CO₂-neutral.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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