Süddeutsche Zeitung für Kinder:Hundertmal mehr Geld für den Chef

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Arbeit wird ganz unterschiedlich bezahlt. Das ist nicht immer fair. Einige Chefs verdienen jedes Jahr fünf Millionen Euro und mehr. Die normalen Angestellten des selben Unternehmens nur um die 50 000 Euro. Ist der Spitzenmanager auch hundertmal besser als sein Mitarbeiter?

Marc Beise

Ein Fahrrad kann billig oder teuer sein. Wenn es vor allem aus Rahmen und Rädern besteht, kann man es für 100 Euro bekommen. Wenn es richtig schick ist, mit 18 Gängen und allem Schnickschnack, kostet es womöglich 500 Euro. Es ist dann also fünfmal so teuer wie ein preiswertes Fahrrad - weil es ja viel besser ist.

Wer für seine Arbeit viel lernen musste, zum Beispiel eine Ausbildung als Mechatroniker gemacht hat, der bekommt einen höheren Lohn als eine Hilfskraft. (Foto: Jan Reiser)

Eigentlich müsste auch die Arbeit von Menschen so bewertet werden, also ihr Lohn. Der Chef eines ganz großen Unternehmens - wie Siemens oder BMW oder Adidas - verdient im Jahr mindestens fünf Millionen Euro, einige auch noch viel mehr. Dagegen bekommen die meisten Menschen in diesen Firmen viel weniger. Ein guter Verdienst wären 40 000 bis 50 000 Euro im Jahr. Also bekommt der Manager mehr als hundertmal so viel wie der "normale" Arbeitnehmer. Ist der Spitzenmanager auch hundertmal besser als sein Mitarbeiter? Sicher nicht!

Wenn Menschen viel arbeiten, wenn sie fleißig sind, liegt es nahe, dass sie mehr verdienen als andere, die faul und lustlos sind. Das ist aber meistens nicht der Fall, viele strengen sich an, manche arbeiten bis zum Umfallen und erhalten trotzdem viel weniger Geld als andere. Warum ist das so? Das liegt häufig daran, wie schwierig die Arbeit ist. Einfache Arbeiten kann jeder, die Ausbildung ist kurz, vielleicht ist gar keine Ausbildung notwendig.

Für andere Jobs muss man studiert haben, viel lernen, vielleicht sogar besonders talentiert oder klug sein - das machen oder können nur wenige, die dann auch besser bezahlt werden. So weit, so gut. Was aber, wenn wir Menschen vergleichen, die gleich gut ausgebildet sind, und sogar das Gleiche studiert haben? Der eine ist nur einer von vielen in der Firma, der andere Topmanager. Der eine verdient normal, der andere enorm viel. Auch das kann man erklären: Der Manager führt das Unternehmen mit seinen vielen tausend Mitarbeitern. Wenn er schlecht arbeitet, verlieren sie ihren Job. Wenn das Unternehmen pleitegeht, leiden auch viele andere Firmen, und der Staat bekommt keine Steuern mehr. Also hat das, was der Chef tut, Folgen für viele. Deshalb braucht man hier die Besten, und die sind teuer. Allerdings bekommen auch schlechte Manager viel Geld, und das kann niemand verstehen außer ihnen selbst.

Und nicht verstehen kann man auch, warum es in vielen Bereichen wichtige Jobs gibt, die wenig einbringen. Krankenschwestern, die Patienten Trost und Hilfe geben. Polizisten, die mit ihrem Leben für Sicherheit sorgen. Erzieher, die top­ausgebildet sind und Kinder für ihr Leben prägen. Sie alle haben große Verantwortung - trotzdem verdienen diese Berufsgruppen sehr wenig. Das muss an der Frage liegen: Wer zahlt? Erfolgreiche Firmen verdienen viel Geld, sie können ihre Mitarbeiter gut bezahlen. Der Staat aber hat wenig Geld, also bezahlt er seine Mitarbeiter schlecht. Das könnte man ändern, und es gibt auch Länder, in denen Polizisten, Krankenschwestern, Lehrer, Erzieher besser verdienen als in Deutschland. Dort aber haben diese Berufe eine andere Bedeutung. Die Gesellschaft weiß, wie wichtig diese Berufe sind. In Deutschland zählt vor allem die Wirtschaft. Banker werden für wichtiger gehalten als Lehrer. Ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr das richtig oder falsch findet.

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