Rassismus:Gegen böse Worte

Lesezeit: 2 min

Der Fußballprofi Jérôme Boateng wurde als Kind selbst angefeindet, weil er eine dunkle Hautfarbe hat. Heute unterstützt er Schüler, die sich gegen Rassismus einsetzen.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Fußballprofi Jérôme Boateng führt inzwischen das Leben eines reichen Mannes. Er fährt ein teures Auto, wohnt in einem großen Haus, trägt Klamotten der angesagtesten Designer. Außerdem läuft er nach den Spielen gerne mit einer rundlichen Brille aus der Kabine, das lässt ihn aussehen wie einen Professor. Aber obwohl er mittlerweile dieses durchaus angenehme Leben führt, hat Jérôme Boateng, 27, nie vergessen, wo er herkommt. Und er hat nie vergessen, dass das Leben für ihn nicht immer so einfach war.

Boateng wurde 1988 in Wilmersdorf geboren, einem sehr schönen Stadtteil von Berlin. Doch schon als Kind spürte er, dass ihn manche Menschen anders anschauten und behandelten. Er lernte bald, dass das an seiner Hautfarbe lag; sein Vater Prince war aus Ghana nach Deutschland gekommen, von ihm hat Boateng die dunkle Hautfarbe geerbt. Seine Mutter allerdings ist deutsch, er selbst ist auch deutsch. Dennoch wurde er immer wieder angefeindet.

Wenn er mit seinem Fußballteam, Tennis Borussia Berlin, bei anderen Klubs spielte, verhöhnten ihn immer wieder Zuschauer. Einmal sagte der Vater seines Gegenspielers, dass dieser Boateng "fertigmachen" solle, er benutzte dazu ein übles Schimpfwort. Boateng kamen die Tränen, sein Vater Prince schaute ebenfalls zu, er konnte ihn trösten. Doch in anderen Situationen war sein Vater, der sich von der Mutter hatte scheiden lassen, nicht da. In der Schule zum Beispiel. Dass er dort allein zurechtkommen musste, hat Boateng nie vergessen.

Im Herbst 2014 verlieh er an die Ferdinand-von-Miller-Realschule in Fürstenfeldbruck bei München den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Als Pate dieses Projekts will er dort immer mal wieder vorbeikommen und mit den Jugendlichen über ihre Erfahrungen reden. Zum Beispiel darüber, wie es ist, sich in der Heimat als Fremder zu fühlen. "Ich musste ab und zu Rassismus erfahren", sagte Boateng bei seinem ersten Besuch in der Schule: "Ich weiß selber, wie schwierig es ist, als Kind damit umzugehen, vor allem, wenn man damit alleine gelassen wird." Den Schülern will er zeigen, dass sie nicht alleine sind. Er will ihnen das Gefühl geben, dass sie wie alle sind, auch wenn sie anders aussehen oder anders reden.

Boateng weiß allerdings auch, dass noch viel passieren muss, bis niemand mehr wegen seiner Hautfarbe Nachteile hat. Als er mit der Nationalmannschaft einmal auf den Färöer-Inseln spielte, verhöhnten ihn die Zuschauer. Sie machten Affenlaute. Boateng ging nicht darauf ein. Er weiß, dass die Hautfarbe nichts über einen Menschen aussagt. Sondern dass es etwas über einen Menschen aussagt, wenn er jemanden wegen dessen Hautfarbe als einen Fremden sieht.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: