Die Post muss derzeit zwei Einnahmequellen haben; eine davon sind Weihnachtskarten. Das Interessante an denen sind nicht die Wünsche, es ist die Selbstauskunft, die der Absender damit gibt.
Die wenigsten Karten schmeicheln ihren Absendern. Die meisten verschicken sie im Hunderterpack: alle Wünsche vorgedruckt, plus die Unterschrift, keine Anrede, kein persönlicher Satz, statt dessen ein "Wir danken Ihnen für die angenehme Zusammenarbeit" - und dies auch dann, wenn es eine solche schon ewig nicht mehr gibt.
Diese Leute wünschen nicht, nein, sie lassen wünschen. Was eine Geste der Aufmerksamkeit sein könnte, ist für sie eine Verrichtung, die von Adressverteiler, Drucker und Frankiermaschine erledigt wird. Es dürfte sich um denselben Menschenschlag handeln, der im Sommer Kurzarmhemd mit Krawatte trägt, im Aufzug "Mahlzeit" und in Konferenzen in jedem zweiten Satz "am Ende des Tages" sagt. Hauptsache: gedankenlos.
Diese Menschen verschicken ihre Karten so, wie Finanzämter und Versicherungen "Informationen zum SEPA-Lastschriftmandat" verschicken, zur Umstellung im Zahlungsverkehr. Die dürften derzeit die andere Einnahmequelle der Post sein; Massenaussendung, na und?
Denen hingegen, die ein Frohes Fest wünschen lassen, sei gesagt: Wer nichts zu schreiben hat, der schreibe nix. Von allen Zumutungen der Adventszeit sind Fertigwünsche die schlimmsten.