Für sie: Im Space Age angekommen
Die wenigen, die in diesem voraussichtlich sündhaft teuren Winter ein bisschen Geld für neue Schuhe übrig haben, zermartern sich wahrscheinlich das Hirn, welches Modell inflationssicher ist, also aus modischer Sicht. Es sollte ja die alten Pullis, die man jetzt wegen der Heizkosten auftragen muss, ruckzuck modernisieren. Wir hätten da was, und zwar den Trend Metallic. Brogues, Turnschuhe, Ballerinas, man kann jetzt alles in einem glänzenden Silberton haben, und das ist nur halb so Ziggy Stardust, wie es sich anhört. Denn Silber ist ja total neutral, passt also gleichermaßen zu Jeans und dem gelbgrünen Strickkleid, das man versehentlich letztes Jahr wegen totaler Zinssorglosigkeit gekauft hat. Diese Stiefelette von Aeyde ist auch deswegen ein der Krise angemessener Spaßkauf, weil man ganz bestimmt auch noch im nächsten Winter lustig glänzen möchte. Das ganze erinnert ans Space Age, also diese aus Designsicht großartige Zeit in den 60er-Jahren, in denen die Menschen sich spirituell ins All beamten und Frauen todernst Helme und mondflugtaugliche Minikleider in Silber trugen. So stellten sich Courrèges und Co. die glorreiche Zukunft vor, also ungefähr die Zeit, in der wir heute leben. Glorreich ist ja leider im Moment nicht viel, wir befinden uns mit beiden Beinen fester denn je auf dem Trümmerberg der Tatsachen, der Planet Erde heißt - und genau deswegen sollten wir dem Gaga-Optimismus von damals jetzt eine Chance geben. Außerdem haben die Space-Age-Visionäre dann wenigstens in Sachen Schuhwerk recht gehabt.
Für ihn: Mehr Lametta
Grundsätzlich ist Silber eine gute Farbe für Männer und zwar durchaus schon, bevor es zu silbernen Schläfen kombiniert werden kann. Mit Silberschmuck sind jedenfalls gerade junge Männer meist besser beraten als mit Gold, das ja doch immer irgendwie ein wenig behäbig und nach Maharadscha aussieht. Silber hingegen verspricht Understatement und kühle Klarheit. Was nun aber die vielen silbernen Schuhe angeht, die derzeit in den Boutiquen auftauchen, so liegt die Sache etwas verzwickter. Anders als bei Schmuck, Uhr oder Autolack wirkt Silber an Herrenfüßen doch erst mal ungewohnt und so, als ob man in Lametta gestiegen wäre. Sprich: Ein bisschen zu auffällig, ein bisschen zu artsy für den wochentäglichen Normalverbraucher. Auch wenn das hier gezeigte Modell vom untadeligen Label Maison Margiela in seiner Form ganz schlicht gehalten ist. Die Frage der Kombinierbarkeit stellt sich ebenfalls, ein silberner Gürtel dazu wäre doch etwas viel des Guten, ausgenommen man geht zur Roboter-Mottoparty. Und als Abschluss eines dunklen Outfits machen die Schuhe schon deutlich auf sich aufmerksam, man sollte dann unbedingt eine gewisse Diskokugel-Attitüde mitbringen, um sich wohlzufühlen. Nicht verkehrt ist hingegen, solche Sneakers bei einem Event zu einem klassischen, navyblauen Anzug zu tragen - mit einem gewöhnlichen weißen Turnschuh ist das ja längst zu vulgär, Silberschuhe aber würden durchaus eine schmeichelnde Pointe ergeben, gegen die kein Dresscode etwas haben kann. Aber wie das so ist mit Pointen in der Garderobe - sie funktionieren eben auch nur einmal, dann muss man sich was Neues ausdenken.
