Trend-Essen für USA:Spaghetti-Eis? Eat this!

Der Cronut ist tot, es lebe das Spaghetti-Eis! Neuerdings ist die deutsche Kaltspeise im hippen New York zu haben. Die USA sind elektrisiert von "Spaghetti Ice Cream" und wähnen sich im Kulinarik-Himmel. Dabei gibt es hier noch mehr Köstlichkeiten, die den Amerikanern sicher schmecken.

Eine ziemlich deutsche Speisekarte von Tobias Dorfer und Lena Jakat

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(Foto: unpict - Fotolia)

Der Cronut ist in Gefahr. Denn in den USA breitet sich ein neuer Kulinarik-Trend aus - und der kommt aus: Mannheim. Das Spaghetti-Eis, vor knapp 50 Jahren in der Kurpfalz vom Eismacher Mario Fontanella erfunden, ist jetzt auch in New Yorker Eisdielen erhältlich. Seit dieser Woche bietet die Dolce Gelateria im hippen West Village tatsächlich gepresstes Vanilleeis mit Erdbeer-Heidelbeer-Himbeersoße (und wahlweise mit Wodka-Mango-Pfirsich-Soße) an. Amerika ist elektrisiert von einer neuen Dessert-Spezialität. "Looks Like Heaven", jubelt das Magazin Buzzfeed. Dabei hätten wir noch viel mehr Spezialitäten im Angebot, die dringend den Weg in die amerikanischen Nobelrestaurants schaffen sollten: Sehen Sie auf den nächsten Seiten, welche deutschen Leckereien auf den Speisekarten in den USA noch fehlen!

Trend-Essen für USA

Der Mettigel (Mince Hedgehog)

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Der Mettigel (Mince Hedgehog) Das ist er: Rohes Hackfleisch, das zur Halbkugel geformt und mit Zwiebelspalten in einen Igel verwandelt wird. Das Fleisch dafür liefert natürlich kein Gartentier, sondern das Schwein. Der weniger irreführende Bruder des Mettigels ist daher, na klar, das Hackepeterschwein (Pete's Pig Haché). Daher kommt er: Aus den holzgetäfelten Partykellern der 50er-Jahre, besonders in Norddeutschland. Der Mettigel hatte dabei stets nur eine kurze Anreise, denn laut deutscher Hackfleischverordnung soll er noch am Entstehungstag verspeist werden. Dazu passt er: Brot und Bier. Exportargument: Have you never heard from Rohkost? Die deutsche Variante des healthy living schlechthin. Und grün ist der Mettigel auch noch: Schließlich muss das Hackfleisch, anders als für den Hamburger, nicht erst energieintensiv gegart werden.

Trend-Essen für USA

Kalter Hund (Cold Dog)

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Kalter Hund (Cold Dog) Das ist er: Ein Kuchen, der nicht gebacken, sondern aus Butterkeksen und einer Creme aus Kakao und Kokosfett geschichtet wird. Schmeckt am besten frisch aus dem Kühlschrank und ist damit gewissermaßen der coole Bruder vom Hot Dog. Daher kommt er: Höchstwahrscheinlich from the famous German Cookie-Bakery Bahlsen, die vor knapp 100 Jahren den Wunsch hatte, für ihre Butterkekse eine über deutsche Kleinkinder hinausgehende Zielgruppe zu erschließen. Inzwischen ist der Kalte Hund bereits als Eissorte im Kühlregal zu finden. Dazu passt er: Topfschlagen, Gummibärchen, Weißer Riese (nach dem Essen) Exportargument: Coconutfat? Kennt man in den USA nicht wirklich. Es wird Zeit: Der Kalte Hund wäre der Türöffner für den Kokosfett-Vertrieb der norddeutschen Firma Palmin. Mehr Arbeitsplätze für Elmshorn - auch dafür danken wir euch, liebe Amerikaner!

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Hawaiitoast (toast hawaii)

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Toast Hawaii (toast hawaii) Das ist er: Ein Toast wie eine Pizza. Zur Vollendung reift der Schinkenkäseananastoast mit einer grellpinken Cocktailkirsche in der Mitte des Fruchtkern-Ausschnitts der Ananas. Die Kirsche wird immer am Anfang gegessen, was ihr Fehlen auf dem obigen Bild erklärt. Daher kommt er: Nicht aus Hawaii, denn da war der Deutsche an sich (oder zumindest Udo Jürgens) ja bekanntlich noch nie. Angeblich wurde das Schnellgericht 1955 in Deutschland erstmals von einem Fernsehkoch namens Clemens Wilmenrod präsentiert. Dazu passt er: Spontanpartys und Bier (gibt es ja bekanntlich auch nicht auf Hawaii). Exportargument: Back to the roots. Wahrscheinlich kommt der Hawaiitoast nämlich doch aus den Vereinigten Staaten - vermutlich handelt es sich dabei um eine deutsche Adaption des grilled spamwich, das vor Urzeiten der texanische Frühstücksfleisch- (engl.: spam) Hersteller Hormel erfunden hat. Nun steht es um den Ruf von Spam - seit dieser auch den Weg ins Internet gefunden hat - nicht mehr besonders gut. Why not a Comeback as Toast Hawaii?

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Himmel un Ääd (Heaven and Earth)

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(Foto: Jérôme Rommé - Fotolia)

Himmel un Ääd (Heaven and Earth) Das ist es: Not a Karneval humptata band from Cologne. Sondern eine der gewagtesten Kombinationen, die die deutsche Küche zu bieten hat: Kartoffeln (meist als Stampf), Äpfel (meist als Mus) und Blutwurst (in Scheiben- oder ebenfalls Matschform). Daher kommt es: Vom Himmel (Äpfel) und aus der Erde (Kartoffeln, auch: Erdäpfel). Wird in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Niedersachsen und Schlesien gerne gegessen. Dazu passt es: Kölsch (Cologne Beer), Schnaps und alter Bundesrepublik. Exportargument: Germany is not only about Bratwurst. Probieren Sie dieses deutsche Wurstgericht und fühlen sie sich wie Gott in Frank... nein: wie Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfalen.

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Fliegenpilztomate (Red Mushroom Tomato)

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(Foto: IngridHS - Fotolia)

Fliegenpilztomate (Red Mushroom Tomato) Das ist sie: Eine mit Fleischsalat gefüllte Tomate, sagen die einen. Ein Ei mit einem Tomatenhut, die andern. Die wahre Herstellung der Fliegenpilztomate ist in Deutschland ein ähnlicher Glaubenskrieg wie die Zubereitung von Birne Helene (hier die legendäre Loriot-Szene aus "Pappa Ante Portas"). Eines eint alle Varianten: die garantiert ungiftigen Mayonnaise-Punkte. Daher kommt sie: Wahrscheinlich von einer genervten Mutter, die ihr Kind zum Gemüseessen bewegen wollte. Eventuell aus der Bastelstunde im ARD-Buffet. Ziemlich sicher aber bahnte sich die Fliegenpilztomate ihren Weg durch die deutsche Küchengeschichte über Abermillionen kalter Büffets. Für 2050, zum 100. Geburtstag der Fliegenpilztomate, wird ihre Biographie erwartet: "Die Übriggelassene - Mein Leben als Dekostück" Dazu passt sie: Radieschenmaus, Tomatenblüte und Schinkenröllchen Exportargument: Geht man in den Vereinigten Staaten eigentlich Pilze sammeln? Falls nein - fangen Sie damit gar nicht erst an. Es geht 1) einfacher und 2) kalorienreicher (zumindest, wenn Sie die Tomate mit Fleischsalat füllen). Wäre in dieser Form auch eine gute Deko für den 780-Kalorien-Hammer Spicy Chicken Caesar Salad bei Wendy's.

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Bratwurstschnecke (Sausage Snail)

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(Foto: racamani - Fotolia)

Bratwurstschnecke (Sausage Snail) Das ist sie: In Schweinedarm gepresstes Fleisch, angereichert mit Gewürzen und Fett. Kennen die Amerikaner natürlich, heißt dort sausages. Aber nur die Bratwurstschnecke ist schneckenhausförmig eingerollt und bildet so schon eine optische Besonderheit im weltweiten Einheitsgewurste. Daher kommt sie: Von so ziemlich jedem deutschen Grill. Dabei ist die Bratwurstschnecke allerdings nicht zu verwechseln mit der Schnecken-Bratwurst, die ein Metzger aus dem Odenwald mit dem Fleisch von Weinbergschnecken herstellt. (... hier) Dazu passt sie: Mashed Potatoes und Sauerkraut. Letzteres heißt in den USA glücklicherweise genauso. Exportargument: Wird eigentlich gar nicht benötigt. Denn German Sausages haben einen hervorragenden Ruf in den USA. Was für die Schneckenform spricht: Mit dem Holzspieß lassen sich nach dem Essen hervorragend die Wurstreste aus den Zahnzwischenräumen kratzen.

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Halver Hahn (Half Cock)

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Halver Hahn (Half Cock) Das ist er: ein Käsebrot. Daher kommt er: Aus dem Gasthaus Bank in Köln, wo der Halve Hahn um 1878 herum seinen Siegeszug durch die Kölner Brauhäuser antrat. Verdankt seinen Kultfaktor weniger olfaktorischen oder gustatorischen Besonderheiten, sondern seinem Namen. Ob sich hinter diesem ein etwas magerer Ersatz für einen echten halben Hahn (der das Käsebrötchen einst gewesen sein soll) oder ein Pausensnack für den Kellner verbirgt, darüber streiten sich nicht nur die Kölner. Dazu passt er: Kölsch. Blutwurst. Höhner. Eau de Cologne eignet sich als Würze übrigens nur bedingt. Exportargument: Das erste Hähnchengericht, das selbst Vegetariern schmeckt. Hat allerdings bei den weißbrotvernarrten Amerikanern mit harter Konkurrenz zu kämpfen: dem Sandwich. Ein weiterer Grund: Die Übersetzung ins Englische sorgt auf jeder Teenie-Party für gute Stimmung.

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Käseigel (Cheese Hedgehog)

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(Foto: Frank Eckgold - Fotolia)

Käseigel (Cheese Hedgehog) Das ist er: auf Zahnstocher aufgespießter Hartkäse, kombiniert mit Weintrauben, Mandarinorangen oder anderen Köstlichkeiten, die das Konservensortiment des örtlichen Supermarkts hergibt. Angeordnet werden die Spieße auf einer mit Alufolie bedeckten Melonen- oder Grapefruithälfte. Ganz anders als bei seinem Bruder, dem Mettigel, wird zur Herstellung keinerlei Fleisch benötigt. Daher kommt er: frisch von den Kalten Büffets der Wirtschaftswunderjahre. Nachteil: Wer harte Käseränder nicht mag, sollte schnell zuschlagen. Dazu passt er: Zu einem "Wetten-dass ...?"-Abend. Und zu einem guten Rotwein. Letzteres unterscheidet den Käseigel übrigens auch vom Mettigel. Residents in the US may also eat it during a Super-Bowl-Night. Exportargument: 100 Prozent vegetarisch und aufgrund seiner geringen Kalorienzahl auch ein geeigneter Snack für die Partys der High Society in Beverly Hills. Dank seiner niedrigen Herstellungskosten ist der Käseigel durchaus auch prekariatskompatibel. One Hedgehog for all the Americans.

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Feuerzangenbowle (Fire Pliers Punch)

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(Foto: dpa)

Feuerzangenbowle (Fire Pliers Punch) Das ist sie: ein Topf oder eine Bowleschüssel (einst sehr beliebt: der gedengelte Kupfertopf) voll hausgemachtem und zunächst zuckerfreiem Glühwein (glow wine): Rotwein, Orangen, Zimt, Nelken und Sternanis. Soweit, so gewöhnlich. Der Clou ist ein kegelförmiger Zuckerklumpen, der - auf der Feuerzange, die eigentlich Zuckerzange heißen müsste - über dem Wein platziert und unter Zuhilfenahme hochprozentigen Rums in den Topf geschmolzen wird. Daher kommt sie: aus den Filmstudios Babelsberg, the German Hollywood. Dort wurde 1944 eine Lehrer-Komödie gleichen Namens gedreht. Mit dem Heinz-Rühmann-Film wurde auch das Getränk zum Klassiker. Dazu passt sie: zu Lebkuchen und Fichtennadelduft. Exportargument: Gerade zur Weihnachtszeit liebt Amerika German Kitsch. Schwibbögen aus dem Erzgebirge, Nürnberg-inspirierte Weihnachtsmärkte, Eislaufen am Rockefeller Center. Das einzige, was da immer noch gefehlt hat: die Feuerzangenbowle.

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