Stilkolumne Anziehsache:Klamotten, die Männer hassen

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Im Herbst wird es für die Frau gemütlich - und unbehaglich für viele Männer. (Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Wallewalle-Kleider oder Leggings mögen viele Männer nicht. Weder an sich selbst noch an Frauen. Mit dem Poncho liegt gerade ein weiterer "man repeller" im Trend. Was steckt eigentlich hinter diesem Phänomen?

Von Lena Jakat

"Gehst du heute wieder als Vampir?", fragt mich der Mann immer mal wieder, meistens im Herbst oder im Frühjahr. Er meint dann nicht mein exzentrisches Augen Make-up oder etwa Blutflecken am Kragen, sondern mein dunkelblaues Cape. Einen ärmellosen Mantel mit Stehkragen und vier Knöpfen auf der Brust, der Schnitt ein Klassiker, quasi seit der Antike.

Capes schützten im Mittelalter Pilger vor Regen, dienten den Kleiderungetümen des 19. Jahrhunderts als praktischer Überwurf, wurden von Grace Kelly und ihren Zeitgenossinnen 100 Jahre später wieder hoffähig gemacht. Es gibt Capes für den Regen, Capes fürs Jagen (die tatsächlich Kotze heißen) und Capes für den Strand. Capes sind schick und praktisch. Gemeinsam mit ihrer Indoor-Variante, dem Poncho, liegen Capes in diesem Herbst außerdem wieder einmal total im Trend. Bei Promis, einschlägigen Zeitschriften und Klamottenketten. Das ist überall angekommen. Außer bei meinem Mann.

Kastenkleider, Leggings, Schlaghosen: alles "man repeller"

Er kann Capes nicht leiden und ist damit nicht alleine. Kürzlich äußerte ein Kollege in der Konferenz seine Fassungslosigkeit angesichts der unförmigen Lappen, die sich die Damen der Redaktion neuerdings umwerfen würden. Zustimmendes Nicken aus der Ecke der Nicht-Poncho-tragenden Männer. Der Poncho ist ein typischer man repeller. So werden Kleidungsstücke genannt, die auf Männer irritierend bis abstoßend wirken - und das erfolgreiche Modeblog, das sich ihnen seit 2010 widmet.

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Zu den man repeller zählen außerdem: weitgeschnitte Kleider, die von Frauen als kastig, von Männern als sackartig beschrieben werden. Diese 50s-Shorts, die auf der Taille sitzen. Leggings, Jeggings und anverwandte Formen, vor allem in gemusterten Varianten. Jumpsuits. Schlaghosen. Ein Kollege (ein anderer) sagte kürzlich, er hätte sich schon wegen Schlaghosen von einer Freundin getrennt. Ein Kleidungsstück als Trennungsgrund, unfassbar. Du musst dich entscheiden: Entweder der Fransenponcho oder ich! Ist ja klar, wie das ausgeht. Mit einer derart oberflächlichen Person will niemand liiert sein.

Bevor Sie, lieber Leser, empört anmerken, dass Sie die pinke Karo-Leggings Ihrer Freundin für das allerallerschönste Kleidungsstück der Welt halten: Ja, Ausnahmen bestätigen die Regel und ja, das sind Verallgemeinerungen. Aber die anekdotische Beweislage ist erdrückend. Man repeller sind ein real existierendes Phänomen. Es gibt Jeans-Overalls, die statt Komplimenten den Kommentar ernten: "Dann gehst du aber alleine dahin." Warum ist das so? Eine derart verstörende Wirkung ist ja nicht gewollt.

Auch wenn ich für mein Menschenbild bisweilen belächelt werde, ich glaube ja, die meisten Menschen wollen Gutes. Und ich glaube, die meisten Männer wollen nett sein zu den Frauen, mit denen sie zu tun haben. Sie wollen, dass andere Menschen nett sind zu diesen Freundinnen, Schwestern und Partnerinnen. Und deswegen ist es nur logisch, dass die Männer auch wollen, dass deren Klamotten nett zu den Frauen sind. Es kann schließlich kein Zufall sein, dass Man-Repeller-Teile entweder sehr verhüllend (das Kastenkleid) oder sehr exponierend (die Leggings) wirken und damit vielleicht nicht wirklich dazu angetan sind, eine vorteilhafte Silhouette zu formen.

Vielleicht sollten sich Frauen beim nächsten fassungslosen Blick auf Einteiler oder Schlaghose daran erinnern, dass dahinter - ganz tief drinnen - eigentlich ein Kompliment steckt. Und überhaupt ist an Vampiren nichts Verwerfliches, vom ungesunden Teint mal abgesehen.

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