Kolumne "Eigener Herd":Erfrischendes Grün

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Süß, sauer, salzig, frisch: japanisch inspirierter Gurkensalat. (Foto: Ingrid Balabanova/mauritius images/Alamy Stock Photos)

Süß, sauer oder salzig: Kein Fruchtgemüse passt besser zum Sommer als die vielseitige Gurke. Besonders gut schmeckt sie im japanischen Salat - mit Sesam, Ingwer, Reisessig und Sojasoße.

Von Titus Arnu

Gurken haben einen leicht bitteren Beigeschmack, vor allem sprachlich. Der Name des erfrischenden Fruchtgemüses muss praktisch für alles herhalten, was schlecht läuft. Wenn eine Fußballmannschaft bei einem Turnier früh ausscheidet, wird sie als Gurkentruppe verhöhnt. Lahmes, schlingerndes Autofahren bezeichnet man als Herumgurken. Wer eine Aufgabe gründlich vermasselt, hat sie vergurkt. Das nachrichtenarme Sommerloch heißt auch Sauregurkenzeit. "Sohn einer Gurke" gilt in der Türkei als grobe Beleidigung. Und Kapitän Haddock, der Fluch-Weltmeister in Hergés "Tim und Struppi", beschimpft seine Gegner gerne als "Gurkennase" oder als "Sie Gurkensalat!".

Sie Gurkensalat? Ist das nicht eher ein Kompliment? Was soll denn bitte böse sein an einer harmlosen hellgrünen Gemüsestange, die zu 99 Prozent aus Wasser besteht? Gurken sind keine Waffen, sondern gesunde Genussmittel. Schlangengurken sind keinesfalls giftig. Anmerkung am Rande: Manchmal werden sie leider doch als Waffen missbraucht, so kam es während der Corona-Pandemie in einem Supermarkt in Wilhelmsdorf bei Fürth laut Polizeibericht bei einem Streit um Abstandsregeln zu einem tätlichen Angriff mit einer Salatgurke auf die Kassiererin. Im Vergleich zu einem Baseballschläger ist eine Gurke allerdings denkbar ungeeignet für Gewalttaten, weil weich und wässrig.

Vielleicht ist die Gurke auch als schlapper Weichling verschrien, weil das Fruchtgemüse in unreifem Zustand verzehrt wird. Die Gurke ist bei der Ernte grün, ihre Samen sind nicht fertig ausgebildet und von einer gallertartigen Masse umgeben. Etymologisch stammt die Gurke vom mittelgriechischen Wort ágūros ab, was "grün, unreif" bedeutet, biologisch von Kürbisgewächsen aus Indien. Ihre fernöstlichen Verwandten sind oft mit stacheligen Krusten überzogen, ihre Früchte werden deshalb Panzerbeeren genannt, auch wenn der natürliche Schutzschild längst weggezüchtet wurde.

Bei diesem Salat kann man nichts vergurken

Unter der weichen Schale verbergen sich jede Menge gesunde Inhaltsstoffe: Vitamin B und C, Magnesium, Silizium und Phosphor. Äußerlich angewendet als Maske, sollen Gurken die Haut straffen, innerlich wirken sie entwässernd und kühlend. Kulinarisch hat das Gemüse weit mehr drauf als "Sie Gurkensalat": Man kann es salzig, sauer, bitter, scharf und süß verzehren, als Salat, Smoothie, Schmorgericht oder kandiert als Dessert. Weit über die Sauregurkenzeit hinaus lässt sich der Gurkengenuss konservieren, wenn man kleine, knackige Cornichons einlegt, zum Beispiel auf japanische Art mit 100 ml Sojasauce, 100 ml Reisessig, 4 EL Zucker, 1 EL Sesamöl, 2 TL Salz und 30 g frischem Ingwer (für 500 g Gurken).

Ohne weiteres Rumgegurke nun aber zu einem Rezept, das sich als originelle Beilage zu Gegrilltem ebenso eignet wie als Snack zum Bier: Gurke und Wakame mit süßsaurem Dressing. Es stammt aus dem empfehlenswerten Buch "Japanisch kochen ganz easy" von Harumi Kurihara (DK Verlag). Für 4 Personen weicht man 5 g getrockneten Wakame-Seetang (gibt es im gut sortierten Asia-Handel) 10 Minuten in Wasser ein und schneidet ihn in Streifen. 400 g Gurken der Länge nach halbieren, mit einem Löffel die Kerne herauskratzen und Fruchtfleisch in fingerdicke Scheiben schneiden. Leicht einsalzen, in einer Schüssel zehn Minuten ziehen lassen und gut ausdrücken. 1 Prise Salz, 150 ml Reisessig und 2 EL Zucker verrühren und mit Gurken und Seetang mischen. Mit Sesam und etwas geriebenem Ingwer überstreuen und servieren. Funktioniert immer, da kann man nicht viel vergurken.

Zutaten:

400 g Gurke

5 g getrockneten Wakame-Seetang

150 ml Reisessig

Salz

2 EL Zucker

Sesam und Ingwer als Topping

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