Kolumne: Gewusst, wie:Mit alten Socken gegen Marder

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Marder richten dann im Auto einen Schaden an, wenn sie ihr Revier verteidigen wollen. (Foto: imago stock&people)

Scheunen, Dachböden und Motorräume zählen zu ihrem Revier. Wie man verhindert, dass Steinmarder Kabel im Auto durchbeißen.

Von Hans Gasser

Schon wieder das Zündkabel! Die Bissspuren sind deutlich zu sehen im schwarzen Gummi, der Draht hängt nur noch am seidenen Faden, das Auto springt nicht an. Wieder einmal ein Schaden durch einen Marder, der nachts heimlich in den Motorraum des alten VW-Busses geklettert ist. Aber warum machen die Tiere das überhaupt?

Steinmarder sind sogenannte Kulturfolger, das heißt, sie leben erfolgreich in der Nähe der Menschen. Scheunen, Dachböden, aber auch Motorräume zählen zu ihrem Revier, das sie meist nachts heimsuchen. Und da die Kletterkünstler ein starkes Territorialverhalten haben, verteidigen besonders die Männchen ihr Revier in äußerst temperamentvoller Weise.

Die gängigste Theorie, weshalb sie Kabel im Auto durchbeißen, hat genau damit zu tun, wie Susann Parlow erklärt, Marder-Expertin im Otter-Zentrum Hankensbüttel. Die meisten Schäden passierten, wenn man ein Auto nicht an seinem gewöhnlichen Nachtparkplatz zu Hause abstellt, sondern etwa im Urlaub oder zu Besuch bei Freunden in einem anderen Marderrevier. Der dort ansässige Marder, der wie alle Artgenossen einen feinen Geruchssinn besitzt, riecht dann Duftspuren jenes Marders, der zu Hause immer wieder mal den Motorraum besucht, weil es für ihn eine schöne, warme Höhle ist. Der Geruch des Konkurrenten führt dazu, dass der Urlaubsmarder randaliert, markiert und in die Kabel beißt, um so den Duft des Rivalen auszulöschen. "Hier bin ich der Chef!", soll das heißen.

Ultraschallkästchen helfen wenig

Was kann man dagegen tun? Nicht mehr in den Urlaub fahren, würde funktionieren, ist aber für die allermeisten keine Option. Also bietet die Marder-Abwehr-Industrie eine Vielzahl von Produkten an, die vom Marder-Spray (Geruch) über das Ultraschallkästchen bis zum Stromkästchen reicht, das den Tieren ähnlich wie beim Weidezaun bei Betreten des Motorraums einen kleinen Schlag versetzt. Ultraschallkästchen, die schon für 2o Euro zu haben und an die Autobatterie anschließbar sind, brächten wenig, sagt Marder-Expertin Parlow. "Nur, weil es etwas Neues ist und nach Mensch riecht, hat es einige Zeit eine Abschreckfunktion" so Parlow. Danach ignorierten die Tiere es. "Bei unseren Versuchen hat ein Marder sogar auf dem eingeschalteten Kästchen geschlafen."

Eine professionelle Motorwäsche, die alle Duftspuren von Mardern tilge, sei da schon erfolgreicher, genauso wie ein chemischer Duftspurenentferner. Allerdings wirkt das immer nur so lange, bis ein neuer Marder den Motorraum markiert hat. Die Elektrokästchen, die den Tieren leichte Stromschläge versetzen, seien am effizientesten, allerdings sind sie auch am teuersten. Wer nicht 200 oder mehr Euro ausgeben möchte, kann einfach im Baumarkt Wellplastikröhrchen kaufen, die er als Beißschutz über gefährdete Kabel im Auto zieht. Ansonsten hassten laut Parlow Marder vor allem eines: menschlichen Geruch. Eine alte Socke, ein gebrauchtes T-Shirt an geeigneter Stelle im Motorraum kann die Tiere eine Zeit lang abschrecken. Man sollte nur nicht vergessen, sie wieder rauszunehmen, bevor man losfährt. Denn am Ende nimmt der Motor durch eine qualmende Socke mehr Schaden als durch einen Steinmarder.

Der Autor versucht seinen alten Bus jetzt mit Kabelhülsen und einer Fußschweißsocke im Motorraum zu schützen. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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