Ladies & Gentlemen:Ironie und tiefere Bedeutung

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Alexandria Ocasio-Cortez (Foto: Saul Loeb/AFP)

Schmuck kann man diesen Sommer auch als Gag tragen, wie die Beispiele Siegelring und Fusskettchen beweisen.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Es ist zwar noch kalt und nur Verrückte zeigen draußen Knöchel. Aber es gibt einen erst in der fernen Zukunft tragbaren Trend, auf den es gilt, sich schon mal jetzt mental vorzubereiten. Voilà: das Fußkettchen.

Schon beim bloßen Lesen des Worts stellen sich der feinsinnigen Frau die Nackenhaare auf. Schließlich wurde es bisher erstens eher nicht vom Adel getragen, und zweitens klimperte es an den Fesseln der Selbstfindungsreisenden nach ihrer Rückkehr immer so unangenehm laut. Schluss mit dieser drögen Einstellung!

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Zum Glück heißen die Dinger jetzt "anklets", was sich viel weniger skandalös anhört. Man fand sie schon im letzten Sommer an den Knöcheln der Modemutigen. Weswegen man jetzt nicht länger mit Gauklern und Händlern feilschen muss, sondern sie ganz einfach online bestellen kann, zum Beispiel diesen glitzernden Extremfall von Rosantica (über netaporter.com). Muss man das mitmachen? Unbedingt! Denn nichts wirkt auf die gelangweilte Angestellte ja wohl belebender als das Gefühl, am Schlampenlook gerade so vorbeizuschrammen!

Der Thrillfaktor lässt sich ideal steuern: Gold- oder Silberkettchen zu hohen Schuhen sind natürlich das pure Adrenalin auf Familien- und Firmenfeiern, bunte Perlen zu flachen Sandalen, am besten an beiden Knöcheln getragen, ergeben die Light-Variante fürs Schockieren des Establishments. Von Muscheln, Glöckchen und allem anderen, was exzessiv baumelt, ist aber unbedingt abzuraten: dass das Fußkettchen nur ironisch gemeint ist, glaubt dann keiner mehr.

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Der Siegelring stellt eine hartnäckige Fußnote im Brevier der klassischen Herrenaccessoires dar. Er wird von angehenden Volljuristen, Burschenschaftlern, Anhängern von Mittelalterbands und ähnlich anstrengenden Extrem-Männern immer wieder neu entdeckt und dann meist als wuchtiger Hinweis auf das eigene Gewicht in der Welt missverstanden. Der Ring der Herren!

Er soll am Finger Stabilität suggerieren, und darüber hinaus oft den Herkunfts- und anderen überflüssigen Stolz seines Trägers unterstreichen. Um ihn heute noch selbstverständlich im Alltag zu tragen, sollte man aber schon aus einem sehr alten Geschlecht stammen und am besten immer noch artgerecht auf einer kalten Burg hausen und echte Briefe an die Untergebenen damit versiegeln. Und man sollte große Hände haben, damit das Ding nicht versehentlich wie eine goldene Fingerprothese wirkt.

Mit ironischen Siegelringen wie diesem Schweinestempel in Silber von Bottega Veneta (z.B. über Mr. Porter) verhält es sich natürlich etwas anders. Damit kann man die Möchtegern-Adeligen ganz gut und viehisch in die Schranken weisen. Und klar, derart zeigefreudiger Schmuck passt in eine Zeit des plakativen Blingblings. Das ändert aber nichts daran, dass er im täglichen Gebrauch ein bisschen dick aufträgt. Wer sich daran nicht stört und als Mann partout die Blicke der anderen auf seine Finger lenken möchte, der sollte dann aber auch bitte regelmäßig zur Maniküre gehen und Handcreme benutzen. Man setzt sich ja auch keine Krone auf ungewaschene Haare.

Von Max Scharnigg

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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