Geschmackssache:Papayasamen

Kaum hat man die Kerne der Papaya als essbar identifiziert, werden sie überall als Superfood gepriesen. Warum nur? Kochen wir doch entspannt mit ihnen!

Von Marten Rolff

Die Liste der Zutaten, die in deutschen Küchen verkocht werden, hat sich in den vergangenen 25 Jahren vervielfacht. Ein schöner Nebeneffekt der Globalisierung, wenn auch einer, der schräge Formen annehmen kann. Denn die Reaktion auf die "neuen" Produkte folgt einem seltsamen Muster. Man nähert sich ihnen am Herd nicht, wie es dem Geschmack zuträglich wäre, mit tastenden Experimenten, sondern in stürmischer Umarmung. So als würde man fremde Passanten von der Straße an den Esstisch zerren und sie dort in Freundesrunde heftig idealisieren. Ein gutes Beispiel dafür sind Papayakerne. Lange wusste kaum einer von ihrer Existenz, geschweige denn, dass man mit ihnen kochen kann. Und wo es mal eine Papaya in die Küche schaffte, landeten ihre Samen im Müll. Ein Sakrileg, das heute jeder ehrgeizige Hobbykoch mit Entsetzen in der Stimme geißeln würde. Denn nun werden die Kerne überall als Gewürz mit geradezu magischen Heilkräften gepriesen. Eine Auswahl der unterstellten (noch nicht ganz bewiesenen) Wundertaten: Papayasaat soll Nierenleiden und Thrombose vorbeugen, die Leber entgiften, die Darmflora verbessern und Fett verbrennen. Das wäre natürlich toll, doch solange zu Hause noch nicht die AOK die Rezepte vorgibt, sollte man die Zeit nutzen und sich auf den Geschmack konzentrieren. Der verbindet fruchtige Schärfe mit leichter Bitterkeit und Muskatnoten. Das ist erst ungewohnt, aber ein Gewinn für viele Gerichte. Nach einer Faustregel lassen sich Papayasamen einsetzen wie Pfeffer (und auch in der Mühle mahlen). Ganze Kerne machen einen Salat interessanter, gemahlene eine Vinaigrette pikanter. Und sogar Fleisch lässt sich damit würzen. Ausprobieren!

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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