Geschmackssache:Die Graupe

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Als Beilage, als Salatgrundlage oder als Risotto: Gersten-Graupen sind vielseitig.

(Foto: imago/Westend61)

Vom Ekelgetreide der Nachkriegsgeneration zum modischen "Urkorn": Die Gersten-Graupe hat einen steilen Aufstieg hinter sich.

Von Marten Rolff

Um zu verstehen, wie sich das Essverhalten in den, sagen wir, vergangenen 70 Jahren gewandelt hat, reicht ein Blick auf die Gersten-Graupe. Als nahrhafte, aber schleimig aufgequollene Suppeneinlage löste schon ihre Erwähnung bei einer ganzen Generation von Nachkriegsschulkindern Würgereflexe aus. In Wirtschaftswunder-Deutschland konnte Kochgerste deshalb keine Zukunft haben und wurde selbst in Eintöpfen bald durch Nudeln ersetzt. Seit ein paar Jahren aber findet sie wieder Beachtung, denn im Zuge des Hypes um regionale Lebensmittel gilt Getreide nun schon als zeitgeistig und gesund, wenn es im ganzen Korn präsentiert wird. Die Graupe ist zwar weder glutenfrei, noch wird sie von der Clean-Eating-Gemeinde als "Superfood" gepriesen, doch die Vermarktung als "klassisches Getreide der Antike" stilisiert sie erfolgreich zum "Urkorn". Aber lassen wir die Ideologie mal beiseite. Hier interessiert vor allem die Vielseitigkeit von Kochgerste, die durch ihren Schliff ähnlich einfach und schnell zuzubereiten ist wie Reis. Ein kurzes Waschen in kochendem Salzwasser reduziert den Schleim von Graupen erheblich. Anschließend sind sie für fast alles zu haben. Als Beilage funktionieren sie ähnlich tadellos wie als angenehm leichtes Risotto, ob mit Wein, Zwiebeln, Staudensellerie und Karotten oder - edler - mit Spargel. Besonders gut ist Kochgerste aber als Salatgrundlage, auch ihres zarten Bisses und ihres zurückhaltenden Geschmacks wegen. Dafür pro Person etwa 50 g Graupen waschen, eine gute halbe Stunde lang in Wasser oder Gemüsebrühe köcheln, abgießen und abkühlen lassen (kann man gut zwei Tage im Kühlschrank aufbewahren). Eine schöne Kombination dazu sind Frühlingszwiebeln, Spitzpaprika, schwarze Oliven, Feta, kurz geröstete Cashew-Kerne, Salz, Pfeffer, Olivenöl und milder Weißweinessig.

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