Geschmackssache: Birne

Floskel-Poeten müssen beim "süßen Geheimnis" der Liebe an die Safranbirne gedacht haben: Ob in Rotwein pochiert, mit Zimt gewürzt oder zu Gorgonzola im Salat - kaum ein Obst blüht neben starken Aromen so auf wie sie.

Kaum eine Frucht weiß sich so gewinnbringend an kräftige Aromen heranzuschmeißen wie die Birne. Ob pochiert in Wein und Zimt oder karamellisiert mit Honig und Rosmarin (im Porridge eine Sensation!), ob zur Kruste vom Schweinebraten oder zu Gorgonzola, Walnuss und Radicchio - bei jeder dieser Kombinationen ist man ja heimlich geneigt, dem oft etwas laschen, süßlichen Obst den geschmacklichen Untergang zu prophezeien. Nur, um später festzustellen, dass die Birne erst an der Seite dominanter Partner zur vielschichtigen Persönlichkeit reift. Eine besonders elegante Entwicklung gelingt ihr in einem Sirup mit Vanille und Safran. Diese nicht eben charakterschwachen Gewürze verleihen ihr mysteriöse Tiefe. Es ist also absolut vorstellbar, dass Floskel-Poeten, die das "süße Geheimnis" der Liebe beschnulzen, in Wahrheit an die Safranbirne denken. Ein sinnliches Rezept dazu stammt von der Kochbuchautorin Nicole Stich: Für den Sirup 250 g Zucker und 600 ml Wasser im Stahltopf zum Kochen bringen. Eine Vanilleschote aufschneiden und das Mark herauskratzen, Schote und Mark, den Saft einer Limette und ½ TL Safranfäden in den Zuckersirup geben. 6 große Birnen (etwa feste Abate Fetel) schälen, vierteln und vom Gehäuse befreien. Die Birnen im Sirup für 30 Minuten sanft köcheln lassen, bis sie weich sind, aber noch nicht auseinanderfallen. Die Viertel derweil ab und zu vorsichtig wenden. Die Früchte abkühlen lassen, in ein verschließbares Glas füllen, mit Sirup bedecken, mindestens eine Nacht ziehen lassen, kühl lagern und bald verbrauchen. Safranbirnen (und nach Gusto etwas Sirup) sind toll zu Vanilleeis, Quark oder Joghurt. Ein Whisky dazu erhöht den Genuss. Es herbstet? Herrlich!