Er stilisierte die in Satin und Seide gekleideten Models zu antiken Göttinnen und galt als Magier des Lichts: Horst P. Horst war der Starfotograf der Vogue in den dreißiger und vierziger Jahren. Von diesem Freitag an präsentiert das NRW-Forum in Düsseldorf fotografische Werke aus 60 Jahren Schaffenszeit.
Die Bandbreite der Ausstellung mit 250 Arbeiten reicht von Modefotografie bis zu weniger bekannten Projekten. Zu seinen Lieblings-Modellen zählten Carmen Dell'Orefice, Dorian Leigh oder Muriel Maxwell - hier zu sehen auf dem Juli-Cover der Vogue 1939.
Geboren wurde Horst 1906 in Weißenfels an der Saale als Horst Paul Albert Bohrmann. Er studierte an der Kunstgewerbeschule in Hamburg, bevor er 1930 nach Paris ging, um als Lehrling bei dem Architekten Le Corbusier zu arbeiten. Dort lernte er auch George Hoyningen-Huene, den Cheffotografen der französischen Vogue kennen und arbeitete ab 1931 selbst als Fotograf für das Magazin.
Einen "echten Horst" konnte man sofort erkennen, sagen Kritiker - an dem Spiel von Hell und Dunkel und an den Schatten in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien. Horsts Aktbilder, in denen sich etwa die Körperformen einer Frau in den Rundungen einer Harfe wiederfinden, waren der Vogue dann allerdings zu gewagt und blieben unveröffentlicht.
"Bei ihm wirkte jeder makellos schön und attraktiv", schrieb Anna Wintour, die Chefredakteurin der amerikanischen Vogue. Horst arbeitete mit dem Maler Salvador Dalí zusammen, der für ihn Studiodekoration entwarf. Seine Models waren oft russischstämmige Adlige oder einfach Bekannte der Vogue-Mitarbeiter.
Auch eine kleine Serie männlicher Aktstudien fotografierte Horst in den Fünfzigerjahren in einem kaum ausgeleuchteten Studio. Die Bilder der muskulösen Körper beeinflussten später Robert Mapplethorpe, das "enfant terrible" der New Yorker Kunstszene.
Horst ließ sich von verschiedenen Strömungen wie klassischer Architektur, modernem Bauhausdesign und surrealistischer Kunst inspirieren. Wie kein anderer verband er die Welten von Fotografie, Kunst, Mode, Design, Theater und High Society.
Er fotografierte Berühmtheiten wie Coco Chanel, Rita Hayworth, Gary Cooper, Bette Davis und Marlene Dietrich. Mit letzterer wurde der Fotograf aber nie richtig warm. "Sie strahlte Sex aus, aber sie war nicht sexy", sagte Horst über Dietrich.
Bis in die Pop-Musik wirkte der Fotograf. Seine berühmteste Aufnahme ist das 1939 entstandene "Mainbocher-Korsett", die Rückenansicht einer Frau im Korsett. Madonna ließ sich für ihr Video Vogue von seiner Schwarz-Weiß-Fotografie inspirieren.
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog Horst im Jahr 1939 nach New York, wurde amerikanischer Staatsbürger und blieb bis zu seinem Tod in den USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Modefotografie: Farbe hatte Einzug in die Magazine gehalten und Horst schuf 90 weitere Titelblätter und zahlreiche Magazinseiten für die Vogue.
Weniger bekannt sind Horsts Aufnahmen von Nahost-Reisen wie etwa dieses Beispiel eines Ruinenplatzes der altpersischen Stadt Persepolis. Auch seine Fotos von Pflanzen im Stil der Neuen Sachlichkeit und abstrakter fotografischer Muster fanden wenig Beachtung. Er wurde hauptsächlich als stilprägender Modefotograf wahrgenommen.