Ladies & Gentlemen:Lieben Sie Klassik?

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(Foto: Imago)

Bei der Verleihung der Opus-Musikpreise will sich klassische Musik jung präsentieren. Was tragen die Stars der Szene folgerichtig auf dem roten Teppich? Wilde Haare und alte Geigen!

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Gut komponiert

Gerade wurde der Opus Klassik, ein relativ junger Musikpreis, in Berlin vergeben. Alles soll hier unbedingt ein bisschen lockerer und unverkrampfter wirken, als man das aus der Welt der klassischen Musik gewohnt ist. Oberstes Ziel ist, das junge Publikum bei der hölzernen Stimmgabel zu halten, ja, es für Klassik zu begeistern. Die Frage an dieser Stelle lautet natürlich: Wie wohnt man so einer Veranstaltung, die ja trotz der verordneten Lockerheit immer noch als seriöse Preisverleihung wahrgenommen werden soll, modisch bei? Na, so wie Anne-Sophie Mutter natürlich, die Instrumentalistin des Jahres 2023!

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Früher trug sie ihre Haare ziemlich ordentlich, immer schön geföhnt. In den letzten Jahren ging der Ansatz punkmäßig immer mehr nach oben, jetzt fällt die halbe Hochsteckfrisur aus hingezwirbelten Wellen auseinander wie bei Morgengrauen nach einer wilden Afterparty. Ein guter Ansatz! Wichtiger noch ist aber das, was die Stargeigerin mit dieser Frise kombiniert. Sie war immer schon Deutschlands stilsicherste Musikerin - und lässt sich bei dieser Abendveranstaltung deswegen natürlich nicht zu einem peinlichen Pseudo-Rebellen-Look mit Hose und Lederjacke hinreißen. Die Frisur funktioniert, weil die lange, ausladende Robe mit gerüschtem Bustier-Oberteil, die oberste Lage aus Tüll mit Kristallen besetzt, ein klassisches Bühnenoutfit ist. Dessen Madamigkeit verleiht dem Bed Head ein bisschen Abgründigkeit. Ein guter Look ist eine Komposition aus allerlei Noten, interpretiert durch einen Menschen. Modemusik, quasi.

Für ihn: Alter Stiefel

Es ist dem Geiger David Garrett vermutlich ein bisschen lästig, seit zwanzig Jahren mit dem Suffix "Geigenrebell" versehen zu werden. Aber andere Menschen sind ihr Leben lang Kfz-Sachverständige oder Blödelbarden, was sollen die sagen? Nein, nervig ist wahrscheinlich nur, dass er sich nie die Haare schneiden können wird und er zu seiner Mähne immer Outfits tragen muss, die plakativ die, gähn, Gratwanderung zwischen Klassik und Rock oder E- und U-Musik deutlich machen.

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Jedes Mal wieder muss das Publikum darauf hingewiesen werden, dass dieser nicht mehr ganz junge Mann immer noch in keine Schublade passt und deswegen so wie hier zwar obenrum eine Art Jackett trägt, untenrum und drunter aber alles zerfetzt und rebellisch ist. Das zerbeulte T-Shirt und die schweren Biker-Boots machen es deutlich: Herr Garrett wird weiterhin dem braven Bürger den spitzen Hut vom Kopf fiedeln! Nichts ist in Deutschland beständiger als einmal festgelegte Promi-Rollen. Der Mann ist auch bekannt für seinen Hang zu alten Meistergeigen und angesichts der Preise dieser Instrumente ergibt es versicherungstechnisch Sinn, sie immer im Auge zu haben. Hier, auf dem roten Teppich, wirkt die lässig geschwenkte Geige allerdings ein bisschen redundant und albern. Lewis Hamilton schleppt ja auch nicht überall einen Benzinkanister hin, Roger Federer wurde auch schon ohne Tennisschläger auf der Straße gesehen. Oder ist das wieder eine rebellische Maßnahme, dass man die Millionengeige so nebenbei rumträgt wie andere ihre Kaffeebecher? Dann aber nicht wundern, wenn einem die Menschen auf der Straße Münzen zuwerfen.

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