85 Jahre Tiefkühlkost:Frisch aus dem Gefrierfach

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Die Fertigpizza ist eines der meistverkauften Tiefkühlprodukte. (Foto: cydonna / photocase.de)
  • Vor 85 Jahren, am 6. März 1930, wurden in den USA erstmals Tiefkühlgerichte verkauft. Zunächst vor allem Spinat und Fisch, später auch Pizza und vollständige Gerichte.
  • In Deutschland wird seit den späten fünfziger Jahren Tiefkühlkost verkauft. Heute isst jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 40 Kilogramm pro Jahr davon.
  • Es gibt viele Vorbehalte gegenüber tiefgefrorenen Lebensmitteln. Sind sie wirklich ungesund? Machen sie dick? Zehn Fakten zur Aufklärung.

Von Manuel Stark

Gefrorene Fertigware ist besser als ihr Ruf

Sie machen dick und stecken voller Geschmacksverstärker, so denken viele über Fertiggerichte aus dem Tiefkühlfach. Bei einigen Produkten mag das durchaus zutreffen, doch sind Sätze wie "ohne Aromazusatz" oder "ohne Geschmacksverstärker" immer häufiger auf den Verpackungen von Tiefkühlgerichten zu finden. Wer darunter nur einen leeren Werbespruch vermutet, irrt, wie Laboranalysen der Stiftung Warentest zeigen. Auf den berüchtigten Geschmacksverstärker Glutamat verzichten fast alle Anbieter von Tiefkühlkost, selbst wenn sie nicht explizit damit werben. Ob das Gericht trotzdem ein Dickmacher ist, lässt sich mit einem Blick auf die Nährwerttabelle erfahren. Meist unterscheiden sich die dort angegebenen Werte kaum von selbst zubereiteten Speisen.

Tiefgekühlt ist frisch

Tiefkühlgemüse wird innerhalb von zwei bis drei Stunden nach der Ernte schockgefroren. Auf diese Weise bleiben die wichtigen Vitamine und Mineralstoffe deutlich besser erhalten, als bei frischen Waren aus der Gemüseabteilung im Supermarkt. Tiefkühlgemüse verliert durch das Schockfrosten nur etwa 20 Prozent seiner Vitamine, während herkömmliches Gemüse im Laufe seines Weges bis in den Supermarkt etwa 60 Prozent seines Vitamingehalts einbüßt.

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Das Deutsche Tiefkühlinstitut, ein Zusammenschluss aus Unternehmen, Wissenschaftlern und Verbraucherschützern, wirbt mit einem Küchenchef, der die Vorteile gefrorener Ware betont. "Zumeist ist die tiefgekühlte Ware frischer als die sogenannte frische Ware", zitiert es den Profikoch Peter Sikorra. "Frischer als bei seegefrostetem Fisch geht es beispielsweise kaum. Tiefgekühlter Fisch ist ein Garant für Qualität und Frische."

Im Zweifel Blattspinat

Spinat ist der Stiftung Warentest zufolge das am häufigsten gekaufte Tiefkühlgemüse in Deutschland. Die vielen Vitamine und Mineralstoffe bleiben durch das Schockgefrieren nahezu vollständig erhalten. Dennoch muss man vorsichtig sein, denn gerade unter den Billig-Marken einiger Discounter ist nicht jeder Spinat empfehlenswert. Wer Blattspinat kauft, geht nur wenig Risiko ein. Dagegen enthielten drei aus 17 der von der Stiftung Warentest geprüften Rahmspinatprodukte verschiedener Discounter gesundheitsschädliche Keime.

Spinat neu aufzuwärmen ist gefährlich

Spinat sollte nach der Zubereitung möglichst schnell verzehrt werden. Steht er länger ungekühlt, dann zersetzen Bakterien das im Spinat vorhandene Nitrat in Nitrit. Dieses kann in Verbindung mit dem menschlichen Speichel zur Bildung krebserzeugender Nitrosamine beitragen und den Sauerstofftransport im Blut einschränken. Kinder im Alter von bis zu drei Jahren sollten deshalb sicherheitshalber überhaupt keinen aufgewärmten Spinat zu sich nehmen, empfehlen etwa die Stiftung Warentest und das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Schütteln bringt nichts

Man sieht sie immer wieder an den Gefrierfächern im Supermarkt stehen, die Schütteltester. Sie nehmen eine Packung mit tiefgefrorenem mit Gemüse aus der Gefriertruhe und fangen an, es kräftig zu schütteln. Die Vermutung: Lässt sich der Inhalt nicht geräuschvoll schütteln, handelt es sich um schon einmal angetautes Produkt. Beim Antauen und wieder Einfrieren sei der Inhalt der Packung aneinander gefroren, so der Irrglaube. Eiskristalle können sich auch bei hohen Minusgraden bilden, ohne dass die Kühlkette unterbrochen worden ist.

Nur so viel auftauen, wie man essen kann

Es gilt die Regel: Die Augen sollten auch bei Tiefkühlkost nicht größer sein als der Magen. Aus fast allen Packungen lassen sich individuelle Portionen entnehmen. Das Behältnis mit den Resten sollte wieder gut verschlossen werden, damit der verbliebene Inhalt geschmacklich nicht durch andere Produkte im Tiefkühlfach beeinflusst wird. Ist die zubereitete Portion trotzdem zu groß, sollte man sie zum schnellen Abkühlen in den Kühlschrank stellen und vollständig abkühlen lassen, bevor man sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufwärmt. Durch das schnelle Erkalten im Kühlschrank bleiben viele Vitamine erhalten, die bei einem Abkühlen auf Zimmertemperatur verloren gehen würden.

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So taut man Tiefkühlware richtig auf

Klingt erst einmal komisch, ist aber so: Sowohl die Stiftung Warentest als auch das Deutsche Tiefkühlinstitut empfehlen, Tiefkühlprodukte im Kühlschrank bei niedrigen Temperaturen langsam auzutauen. Am besten in einem Sieb. Wieso diese langwierige Prozedur? Das Auftauen im kalten Kühlschrank verhindert die Keimbildung. Und warum das Sieb? Im entstehenden Schmelzwasser sammelt sich eine Vielzahl von Keimen, die durch das Abfließen des Wassers durch das Sieb bequem vom Lebensmittel getrennt werden können. Möglicherweise übrig gebliebene Keime werden durch Erhitzen des Produktes abgetötet.

Nach dem Auftauen erneut einfrieren

Eine EU-Verordnung zwingt die Hersteller von Tiefkühlprodukten dazu, Hinweise auf die Verpackungen ihrer Produkte zu drucken, die davon abraten, sie nach dem Auftauen wieder einzufrieren. Doch ist es wirklich schädlich, Übriggebliebenes erneut in die Gefriertruhe zu packen? Je länger Tiefkühlprodukte Plusgraden ausgesetzt sind, desto höher ist das Risiko, dass sich gefährliche Keime bilden. Beim erneuten Einfrieren werden diese Keime nicht getötet, sondern nur deaktiviert, bis das Produkt wiederum aufgetaut wird. Doch es gibt eine Ausnahme: Lebensmittel, die vor dem Verzehr erhitzt werden müssen, können nach erfolgter Zubereitung erneut eingefroren werden. Dennoch leidet darunter der Nährstoff- und Vitamingehalt des Essens, warnt das Deutsche Tiefkühlinstitut.

Auf die Haltbarkeit achten

Tiefkühlprodukte lassen sich sehr lange im Eisfach lagern. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen n ennt folgende Werte als grobe Richtlinie:

  • Fisch: 6-8 Monate
  • Gebäck: 3-6 Monate
  • Gegartes: 3-5 Monate
  • Gemüse (blanchiert): 6-12 Monate
  • Hackfleisch: 1 Monat
  • Geflügel: 8-10 Monate

Keine Rohkost einfrieren

Rohe Kartoffeln eignen sich nicht für die Aufbewahrung im Gefrierfach. Stärke wird durch die Kälte in Zucker umgewandelt und das verdirbt den Geschmack. Gemüse mit sehr viel Wasseranteil, wie zum Beispiel Gurken oder Radieschen, schrumpeln nach dem Auftauen zusammen und sehen nicht mehr appetitlich aus. Auch Streuobst wie Äpfel oder Birnen sollte man aus demselben Grund nicht im Tiefkühlfach lagern.

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