Zweite Bundesliga:Ziemlich planlos

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Würzburgs Rechtsverteidiger Rolf Feltscher (links) war gegen den FC St. Pauli einer jener Spieler, die das Team mitreißen konnten. (Foto: Frank Scheuring /foto2press/imago)

Trotz lang andauernder Überzahl finden die Würzburger Kickers gegen den FC St. Pauli kein entscheidendes Mittel. Dass Trainer Trares dennoch optimistisch bleibt, liegt vor allem an drei Spielern, die beim 1:1 herausstechen.

Von Sebastian Leisgang

Nicht einmal zehn Minuten war das Spiel alt, da hatte Timo Schultz eine Botschaft für seine Mannschaft. Der Trainer des FC St. Pauli wusste ja, wie wichtig dieses Nachholspiel bei den Würzburger Kickers ist. Gerade eben hatte sein Team das 0:1 kassiert, da machte Schultz an der Seitenlinie kehrt, lief ein paar Schritte zu den beiden Klappstühlen, die vor der Ersatzbank aufgestellt waren, und legte seine Jacke ab. Dort stand er dann im schwarzen Pullover, eisiger Winter, ein Grad über null, aber, und das war seine Nachricht an die Spieler: Er war bereit, den Kampf aufzunehmen.

Der Fußball, auch das ist am Mittwochabend in Würzburg deutlich geworden, ist aufgeladen mit Symbolen. Vor allem im Abstiegskampf, dann, wenn es um nicht weniger als um alles geht. Würzburgs Trainer Bernhard Trares hatte schon zu Wochenbeginn von einem "Endspiel" gesprochen; während der 90 Minuten ließ er sich dann kaum einmal auf seinem Stuhl nieder, obwohl er sonst kaum einmal aufsteht. Und Sebastian Schuppan, der Sportvorstand der Kickers, nahm dieses Mal auf der Bank Platz, obwohl er sonst auf der Tribüne sitzt, hoch oben, weit weg von der Mannschaft.

Trares an der Linie, Schuppan auf der Bank: Es waren auch diese vielsagenden Bilder, die Würzburg am Mittwochabend aus dem Dallenbergstadion nach draußen schickte. Die Kickers ließen auch abseits des Spielfeldes kaum etwas unversucht, um den zweiten Saisonsieg einzufahren, am Ende aber stand nur ein 1:1, ein Ergebnis, mit dem St. Pauli deutlich besser leben konnte, weil die Hamburger nach einem Platzverweis für Kapitän Marvin Knoll 50 Minuten lang zu zehnt hatten spielen müssen.

"Unruhig", "nicht klar" habe sein Team in Überzahl gespielt, sagte Trares nach der Partie, hatte aber dennoch "eine andere Leistung" gesehen als beim vorangegangenen 2:4 gegen Karlsruhe, bei dem den Kickers selbst der Einsatzwille abzusprechen war. Dass die Mannschaft nun mit Herz spielte, dass sie in den ersten 45 Minuten eine gewisse Energie heraufbeschwor, dass sie Trares, Schuppan und die Ersatzspieler mitriss, das lag im Wesentlichen an drei Spielern: Torhüter Hendrik Bonmann, der es rechtfertigte, den Vorzug vor der bisherigen Nummer eins Fabian Giefer erhalten zu haben, Rechtsverteidiger Rolf Feltscher, der auf der Außenbahn immer wieder antrieb, und Angreifer Marvin Pieringer, der seine technische Klasse nicht nur beim Führungstor erkennen ließ.

Hat die Würzburger Mannschaft die Klasse, um mehr als einzelne Spiele zu gewinnen? Ist der Kader überhaupt harmonisch?

Klar also, dass Trares seine Hoffnung auf eine Aufholjagd auch an die Neuen knüpft. "Ein einheitliches Team" wolle er nun formen, sagte Würzburgs Trainer. Und, auch das verspricht sich Trares von Fußballern wie Feltscher und Pieringer: "ein bisschen mehr spielerische Effekte". Nur: Genügt das, um sich im Abstiegskampf noch einmal zurückzumelden?

Fünf Punkte haben die Kickers nach 14 Partien, deren sechs trennen sie vom Relegationsplatz. Es sind bedenkliche Zahlen, noch gravierender ist aber, dass das Würzburger Spiel nach wie vor grundsätzliche Zweifel hervorruft. Hat diese Mannschaft die Klasse, um mehr als einzelne Spiele zu gewinnen? Ist der Kader überhaupt harmonisch?

Am Mittwochabend kamen die Kickers - vor allem nach der Pause - ziemlich plan- und kopflos daher. Am Donnerstag dann gab der Klub die Verpflichtung von Defensivmann Christian Strohdiek bekannt, der 32-Jährige wechselt vom SC Paderborn. Strohdiek ist für das Auswärtsspiel am Samstag beim VfL Osnabrück schon spielberechtigt. Trares hob die erste Hälfte gegen St.Pauli hervor und sagte: "Wir nehmen die Leistung mit und werden am Samstag versuchen, das genauso wieder abzurufen."

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