Zweite Bundesliga:Remis der Riesen

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Hoch, höher, Polter: Berlins Stürmer erzielt die zwischenzeitliche Führung für Union in Nürnberg. (Foto: imago)

Im Spitzenspiel der zweiten Liga machen Nürnberg und Union Berlin Werbung für die Spielklasse. Nach dem 2:2 ist Club-Trainer Michael Köllner weiterhin ungeschlagen.

Von Christoph Ruf, Nürnberg

Kurz vor dem Abpfiff wedelte Michael Köllner noch einmal wild mit den Armen, um die Fankurve zu weiteren Dezibel-Rekorden anzutreiben. Der Nürnberger Trainer hätte zu gerne den dritten Sieg im dritten Zweitliga-Spiel gefeiert. Doch kurz darauf war Schluss, der 1. FC Nürnberg hatte sich im Spitzenspiel der zweiten Liga ein 2:2 (0:0) gesichert, das bestens zu einer unterhaltsamen Partie passte. "Für die Zuschauer war das ein begeisterndes Spiel", sagte Köllner. "Auf dem Niveau ist die zweite Liga ein Top-Produkt."

Das konnte man durchaus so sehen. Und wer die kurzweilige Partie sah, konnte sich auch durchaus vorstellen, dass beide Teams am Ende der Spielzeit einen der vorderen Ränge belegen werden.

Der Club war in der Anfangsphase die bessere Mannschaft. Vom Offensivdrang der Franken schienen die Berliner gar regelrecht überrascht zu sein, ehe sie sich - durchaus auch mit ein paar robust geführten Zweikämpfen - in die Partie bissen. Bei den Nürnbergern fiel dabei vor allem Sebastian Kerk auf, der sich in der zweiten Hälfte eine möglicherweise schwerere Verletzung zuzog, als er bei einem Sprint im Rasen hängen blieb. Der im Sommer aus Kaiserslautern zurückgekommene Mittelfeldmann wurde gegen Union erstmals auf der linken Seite eingesetzt, war dort schwer vom Ball zu trennen und trat gute Standards und Flanken. Eine der wenigen, die nicht ganz so gut waren, verrutschte Richtung Tor und hätte fast den Nürnberger Führungstreffer zur Folge gehabt (13.).

Beim Club überzeugt vor allem Zugang Sebastian Kerk aus Kaiserslautern

Doch auch Union, begleitet von gut 2000 Anhängern, hätte im torlosen ersten Durchgang in Führung gehen können. Nach Vorlage des ehemaligen Nürnbergers Sebastian Polter kam Damir Kreilach zum Abschluss, sein abgefälschter Schuss verfehlte das Nürnberger Tor nur knapp (25.).

Bei den Berlinern überragte Torwart Jakob Busk, vereitelte Chance um Chance und war nicht nur deshalb auffällig: Er lief im schwarzen Fanshirt mit Vereinslogo auf. In der Hauptstadt war das Torwarttrikot vergessen worden, weshalb man sich kurzfristig vor Ort im mobilen Fanshop bedienen musste. Doch das war nicht die lustigste Aktion des Spiels. Die gab es in der Nürnberger Fankurve zu bestaunen, wo - wie in allen Stadien an diesem Wochenende - allerlei vermeintliche Gründe (Anstoßzeiten, etc.) für die Aversion gegen den DFB präsentiert wurden, ehe die Fans in Erinnerung an den ehemaligen Spieler Marc Oechler ein selbstironisches Transparent hissten: "Oechler hatte nie eine Chance aufs Nationaltrikot." Oechler, Spitzname "Ö", in Nürnberg in den Neunzigerjahren wegen äußerst wechselhafter Leistungen in der ersten und zweiten Liga eine Art Kultfigur, hatte sich diese Chancen allerdings auch nie ausgerechnet.

Doch der Auftritt am Sonntag nährte die Hoffnung, dass die nächsten Nürnberger Lieblingsspieler ihren Status durch beständige Leistungen verdienen könnten. Nach Wiederanpfiff hatte der Club gleich drei Torabschlüsse innerhalb von sieben Minuten. Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff war Union durch Simon Hedlund in Führung gegangen (47.). Doch die wütende Reaktion der Nürnberger wurde schnell belohnt - mit dem vierten Torabschluss nach der Pause. Nach schönem Zuspiel von Kerk traf Cedric Teuchert per Dropkick zum 1:1 (56.). "Da sieht man, was das für eine Riesenmannschaft ist", lobte Köllner. "Die schüttelt sich nach dem Rückstand kurz und ist gleich wieder voll da."

Kurz nach dem Ausgleich musste sie sich wieder schütteln, Berlins Polter traf nach einem Eckball von Kreilach per Kopf (66.). Ob es am erneuten Rückstand lag oder an der verletzungsbedingten Auswechslung von Kerk (73.) - das Nürnberger Spiel lahmte nun ein wenig. Doch spät, in der 90. Minute, nickte Hanno Behrens dann doch noch eine Flanke von Edgar Salli ein (90.). In der Nachspielzeit sah Berlins Grischa Prömel nach grobem Foul die rote Karte, dann war Schluss.

Das 2:2 war der verdiente Endstand einer hochklassigen Partie. Und Nürnbergs Trainer Köllner wirkte zufrieden, obwohl er umsonst gewedelt hatte.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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