Zweite Bundesliga:Kölner im Glück

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Der schwächelnde Tabellenführer profitiert von den Patzern der Verfolger. Der HSV schafft nach den Turbulenzen um seinen Trainerwechsel derweil einen Erfolg. In einer Woche treffen beide Absteiger dann direkt aufeinander.

Wieder kein Heimsieg, erneut ein frühes Gegentor und wie am vergangenen Wochenende nur Erster geblieben, weil die Konkurrenz patzte: Nach dem unbefriedigenden 1:1 (0:1) gegen Heidenheim überwog bei den Profis des 1. FC Köln die Enttäuschung. "Das ist viel, viel zu wenig", sagte Kölns Abwehrchef Rafael Czichos: "Man redet immer viel von Druck, aber ich glaube, das ist Jammern auf hohem Niveau." Seit drei Spielen hat der FC in der 2. Liga nicht mehr gewonnen, im heimischen Stadion gab es erst zwei Siege in sechs Partien. Am Samstag gelang Serhou Guirassy (58.) zumindest noch der Ausgleich für den FC, der lange dem 0:1 durch Timo Beermann (9.) hinterhergelaufen war. "Der erste Ball ist direkt wieder drin. Das muss auch nicht immer sein", schimpfte Mittelfeldabräumer Marco Höger über den frühen Gegentreffer. Nationalspieler Jonas Hector hatte den Ball zunächst ohne Not ins Toraus gespielt, bei der anschließenden Ecke ließ er seinen Gegenspieler Beermann aus den Augen - das 0:1 aus Kölner Sicht. Erst in der zweiten Hälfte agierte der FC deutlich zielstrebiger. Die beste Chance zum Sieg vergab Hector kurz vor dem Ende.

Gemischt fielen die Reaktionen auf den 1:0-Sieg des ersten Verfolgers aus. Die Profis des Hamburger SV feierten, ihre Fans feierten, doch es war kein gemeinsamer Jubel: Denn der 1:0 (0:0)-Auswärtssieg des HSV beim 1. FC Magdeburg war bestenfalls der erste Schritt zu einer Aussöhnung. Während sich die Spieler über ihr erfolgreiches Debüt unter ihrem neuen Trainer Hannes Wolf freuten, huldigten die mitgereisten Anhänger dessen am Dienstag beurlaubten, sehr beliebten Vorgänger Christian Titz mit Sprechchören. "Diese Rufe habe ich ehrlich gesagt nicht gehört", sagte Wolf nach der Partie. Wie gereizt die Stimmung in der Hansestadt aufgrund der hochumstrittenen Entscheidung des Klubs gegen Titz jedenfalls nach wie vor ist, war in Magdeburg nicht nur zu überhören, sondern auch nicht zu übersehen. "Hoffmann, Du wirst von uns hören" - mit diesem Transparent kündigten die Fans weiteren Protest gegen Vorstandsboss Bernd Hoffmann an.

Dennoch war die Erleichterung bei den Gästen über die wichtigen drei Punkte groß. "Wenn man so eine Woche hatte wie wir, mit diesen Zwischentönen, dann tut es wahnsinnig gut, wenn man so ein Spiel gewinnt", erklärte Sportdirektor Ralf Becker. Auch Wolf zog ein positives Fazit: "Das, was ich von der Mannschaft gesehen habe, hat mir gefallen." Bemerkenswerter als der Sieg war, dass er nach dem Platzverweis für Bates in 37-minütiger Unterzahl erarbeitet wurde. Nach Vorarbeit von Lasogga gelang Khaled Narey in der 77. Minute der Treffer des Tages. Am Montag in einer Woche kommt es dann zum Gipfeltreffen der Absteiger Hamburg und Köln.

Dass die beiden Klubs noch vorne stehen, haben sie dem Lokalrivalen des HSV zu verdanken: Der FC St. Pauli verpasste den Sprung an die Tabellenspitze in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Hamburger unterlagen am Sonntag im Nordduell gegen Holstein Kiel 0:1 (0:0) und verloren damit erstmals wieder nach zuvor fünf Spielen ohne Niederlage. Auch das seit Saisonbeginn unbesiegte Team von Union Berlin schaffte es nicht, den 1. FC Köln von Platz eins zu verdrängen - beim 0:0 gegen Dynamo Dresden half auch die fast einstündige Überzahl der Hausherren (Gelb-Rot gegen Nikolau) nicht.

© SZ vom 29.10.2018 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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