Zehn Zylinder in der Formel 1:Hülkenbergs Kampf gegen das große Geld

Der Emmericher Nico Hülkenberg macht sich Sorgen um seine Zukunft. Heikko Kovalainen tobt sich als Frührentner aus. Fabiana Flosi stiehlt mit einem Pullover ihrem Mann Bernie Ecclestone die Show. Die Zehn Zylinder der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Austin

Zehn Zylinder in der Formel 1

Sebastian Vettel

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(Foto: AFP)

Nico Hülkenberg macht sich Sorgen um seine Zukunft. Heikko Kovalainen tobt sich als Frührentner aus. Fabiana Flosi stiehlt mit einem Pullover ihrem Mann Bernie Ecclestone die Show. Die Zehn Zylinder der Formel 1. Sebastian Vettel: Doch, man kann einen Über-Überlegenen auch sauer machen. Ganz einfach, in dem man anklingen lässt, dass so eine Siegesserie stark auch mit einem außergewöhnlichen Auto zu tun hat. Das legt Sebastian Vettel dann zurecht als fehlenden Respekt aus. Von wegen, siegen wie immer: "Es ist nicht fair, das zu behaupten." Dem entsprechend wurde die Zieldurchfahrt von Austin zu einer Liebeserklärung an das eigene Team: "So etwas dürfen wir nie vergessen, solche Tage sind einfach nicht an der Tagesordnung." Acht Siege in Folge wurden vom Rennstallchef Christian Horner eher statistisch korrekt quittiert: "Du Rekordbrecher!" Bleibt für das Finale in Brasilien noch das Ziel, Alberto Ascari zu übertrumpfen. Der gewann neunmal in Folge, aber verteilt auf zwei Rennjahre.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Heikki Kovalainen

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Heikki Kovalainen: Einen Frührentner hat ja keiner auf der Liste, wenn es um die schnelle Besetzung eines frei gewordenen Spitzen-Cockpits geht. Da der Beruf des Testpiloten aber fast ausgestorben ist, und die 15 Nachwuchsartisten aus der Lotus-Förderung kaum Formel-1-taugliche Erfahrung haben, musste der 32 Jahre alte Finne nochmal ran. Der war bei McLaren eher Mittelmaß, und hat zuletzt das Caterham-Team beraten. Erstaunlich, dass er in der Qualifikation gleich auf Rang acht fahren konnte. Im Rennen wurde mit einem beschädigten Rennwagen daraus bloß der 15. Platz. Er muss erst noch mit den Knöpfen richtig klar kommen. Und reagieren, wenn die Ingenieure ihn "Kimi" rufen. Aber schließlich fuhr er zunächst auch in der Rennunterwäsche von Landsmann Kimi Räikkönen.

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Ferndando Alonso

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(Foto: AFP)

Fernando Alonso: Der Samurai unter den Rennfahrern kann nicht einfach ein Rückenpflaster tragen. Für seine aufopferungsvolle Tat, sich trotz immenser Rückenschmerzen in das Ferrari-Cockpit zu zwingen, hat er sich kreuz und quer pechschwarze Tapestreifen über die Schulter kleben lassen - wie Peitschenhiebe. Seht her, ich leide für die Scuderia! Sein künftiger Kollege Kimi Räikkönen hat sich zur gleichen Zeit in Straßburg an der Wirbelsäule operieren lassen, um für das große Duell innerhalb des Teams fit zu sein. Alonso klagte nach seinem Abflug in Abu Dhabi über Gefühllosigkeit im linken Arm und linken Bein sowie starkes Kopfweh. Sein fünfter Platz in Texas könnte eine wichtige Schadensbegrenzung sein - den dadurch hat Ferrari noch die Chance, im letzten Rennen in Sao Paulo Mercedes den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM wegzuschnappen.

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Mario Andretti

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Mario Andretti: Er war Weltmeister in der Formel 1, und Champion bei den Indy-Cars. Weshalb der Titel "Super Mario" alles andere als übertrieben ist. Der 73-Jährige ist jetzt auch Botschafter für den Circuit of the Americas. Und er blickt zufrieden über die ordentlich gefüllten Tribünen und die einmal mehr grandiose Atmosphäre in Austin: "Das zweite Jahr ist das entscheidende", sagt der ehemalige Lotus-Pilot, "denn da kommen die wieder, die man beim ersten Mal überzeugt hat." Die Formel 1 ist angekommen in ihrer neuen Heimat im wilden Westen. Asphalt-Cowboys eben, und dass es prinzipiell in diesem Jahr um die Jagd auf einen Renn-Bull geht, hat auch dazu beigetragen, dass die Kulturbarrieren im Nu überwunden wurden.

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Pastor Maldonado

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(Foto: Getty Images)

Pastor Maldonado: Was für ein Talent! Kolportierte 35 Millionen Euro bringt Pastor Maldonado aus der Ölkasse Venezuelas mit bei seiner Rennstallsuche für 2014 - wohl dem Lotus-Rennstall. Dem Williams-Rennstall wird der Geldhahn zugedreht, und die aufgekündigte gegenseitige Freundschaft putscht nochmal die Emotionen auf. Maldonado wähnte nach seinem indiskutablen 18. Startplatz in Texas so etwas wie Sabotage. So was kann ein Traditionsteam, das sich zu den Erfindern der modernen Formel 1 zählt, nicht hinnehmen. Teamchefin Claire Williams schiebt es aufs Adrenalin: "Niemals in der Williams-Historie haben wir so etwas gemacht, noch werden wir so etwas jemals machen." Also dichtete Maldonado, der von Felipe Massa abgelöst wird, plötzlich etwas von guten und schlechten Zeiten, die man miteinander durchstehe. Eine Boxen-Soap.

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Mexiko

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(Foto: AFP)

Mexiko: Die Hoffnung der Mexikaner auf ein Comeback im Rennkalender hat einen herben Rückschlag erlitten: Der Grand Prix in Mexiko-Stadt wird auf 2015 vertagt. Ob dann überhaupt noch mexikanische Rennfahrer am Start sein werden? Sergio Perez wurde gerade bei McLaren geschasst, Esteban Gutierrez muss um seinen Platz bei Sauber bangen. Es sei denn, der gemeinsame Geldgeber Calros Slim, der reichste Mann der Welt, macht das Schweizer Team erst reich und dann zu einer reinen Escuderia. Bei 30.000 Fans, die über die Grenze nach Texas kamen, durchaus ein lohnender PR-Gag für den Telmex-Konzern. McLaren musste sich beim mexikanischen Konsul entschuldigen - nicht für die Demission von Perez, aber für das Verkaufen einer grün-weiß-roten Fahne am Fan-Stand, in deren Mitte Cannabis-Blätter statt des Staatswappens zu sehen waren.

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Geld

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(Foto: Getty Images)

Geld: Die Vielzahl der laufenden und drohenden Prozesse scheinen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone nicht viel auszumachen, jedenfalls seinem Humor nicht. Gattin Fabiana Flosi tauchte in Texas mit einem Pullover auf, in dem eine Lebensphilosophie eingestickt war: "Gute Mädchen lieben böse Buben." Dabei tut der Gemahl doch gerade wieder Gutes, in dem er in seiner Funktion als Geschäftsführer des Grand-Prix-Rechteinhabers CVC weit über 800 Millionen Dollar an die elf Teams ausschüttet. Das sind 68,7 Prozent aller Marketingeinnahmen, eine deutliche Steigerung gegenüber den bisherigen 55 Prozent. Krösus ist Ferrari - für Rang drei in der Konstrukteurswertung gibt es 72 Millionen Dollar, dazu einen garantierten Bonus von 99 Millionen Dollar.

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Nico Hülkenberg

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(Foto: dpa)

Nico Hülkenberg: Er könnte für den Moment so ein glücklicher Mann sein: Endlich den ausstehenden Gehaltsscheck bekommen, angeblich in Höhe von 2,8 Millionen Euro, dann den sechsten Platz für das Sauber-Team eingefahren. Wenn da nicht die ungeklärte Zukunft wäre. Der Emmericher tritt im Kampf um ein Cockpit bei Lotus gegen viel Geld (siehe Pastor Maldonado) an, er dürfte aus gleichen Gründen bei Force India gegen Landsmann Adrian Sutil den Kürzeren ziehen, und bei seinem derzeitigen Arbeitgeber Sauber schätzt man zwar seine sportlichen Leistungen, ist offenbar aber von der Loyalität wenig überzeugt. Wenn es ganz schlecht läuft, steht Hülkenberg am Ende ohne konkurrenzfähigen Sitz da. Aber es bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, als so hoch zu pokern.

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Lewis Hamilton

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(Foto: REUTERS)

Lewis Hamilton: Niemand aus der Chauffeursgilde der Formel 1 wandelt so zwischen den Welten wie Lewis Hamilton. Und wer ihm auf Twitter folgt, kommt gar nicht am Gezwitscher von On-off-Freundin Nicole Scherzinger vorbei. Die schickte von der Westküste Partybilder in den wilden Westen, der Mercedes-Rennfahrer konnte nur mit seinem Dienstwagen, einem roten Flügeltürer, ähnlichen Glamour verbreiten. Platz vier mit dem Silberpfeil auf der Rennstrecke reichte nicht mal zum Podiums-Rampenlicht. Aber er musste seine Reifen schonen. Aber immer noch besser als das gebrochene Chassis neulich. Immerhin ist er jetzt Dritter in der WM-Gesamtwertung. Und mit seinem Helm stahl er sogar Sebastian Vettel die Schau - darauf war nämlich Idol Michael Jackson abgebildet. Beat it.

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Michael Schumacher

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(Foto: dpa)

Michael Schumacher: Was wäre das für eine Party gewesen. Der Halb-Texaner Schumi, der in Richtung Dallas eine Ranch besitzt, für ein zweites Comeback in einem Formel-1-Rennwagen. Aber er gab der Anfrage von Lotus einen Korb. Sebastian Vettel, der angehende Nachfolger in Sachen Rekorden, hatte keinen Zweifel, dass der 44-Jährige gut ausgesehen hätte: "Aber gebracht hätte es nur Lotus etwas." Erst kürzlich hatte Vettel mit seinem väterlichen Kumpel telefoniert, dann holte er sich mit dem achten Sieg in Folge eine alte Schumacher-Bestmarke von 2004. Und war sichtlich gerührt davon, "einen Rekord einzustampfen, der eigentlich für die Ewigkeit hätte halten sollen." Das sei etwas ganz Besonderes: "Es fällt mir schwer, das jetzt schon genau einzuordnen."

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