Würzburger Kickers:Bemerkenswert abgezockt

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An allen Toren der Würzburger Kickers gegen Ingolstadt beteiligt: Fabio Kaufmann (links) traf auch noch selbst, zum 2:1-Zwischenstand. (Foto: Julien Christ/imago images)

Würzburg beendet mit einem 3:1 die Erfolgsserie des FC Ingolstadt von 13 Ligaspielen ohne Niederlage.

Von Jakob Schätzle

In der 70. Minute bekamen die Zuschauer im Würzburger Stadion einen seltenen Moment zu sehen: Michael Schiele, Trainer der Kickers und meistens am Seitenrand stehend, setzte sich im Spiel gegen den FC Ingolstadt auf einen Klappstuhl am Seitenrand. Sein Team führte bereits mit 3:1, als der 41-Jährige in jener 70. Minute eine viel zu hohe Flanke des Gegners sah und weiter Zeit zum Durchschnaufen hatte.

Natürlich ist eine fehlgeschlagene Flanke an sich nichts Besonderes, aber sie spiegelte wider, wie sich diese Begegnung der dritten Liga in den bis dahin bereits vergangenen Minuten entwickelte: Von den fehlerhaft auftretenden Ingolstädtern ging nur wenig Gefahr aus, sie überzeugten bis auf in der Anfangsphase nicht - und konnten sich auch in den letzten Minuten der Partie nicht mehr zurückkämpfen. Die Würzburger Kickers hingegen spielten attraktiven Fußball und sicherten sich zum Ende hin abgezockt ihren 3:1 (0:1)-Heimsieg. "In der ersten Halbzeit haben noch ein paar Prozent gefehlt. Die haben wir dann in der zweiten Hälfte draufgelegt", sagte Schiele. "Was wir dann nach vorne gespielt haben, was wir aus dem Ballbesitz gemacht haben, das war schon mutig."

Diese Abgezocktheit war vor allem deswegen bemerkenswert, weil die Ingolstädter bis zu diesem Spieltag 13 Partien ungeschlagen waren - und mit einem Sieg Tabellenführer hätten werden können. Der Beginn der Partie ließ erahnen, dass die Mannschaft von Trainer Jeff Saibene das durchaus als zusätzliche Motivation verstand. Nach fünf Minuten brachte Dennis Eckert Ayensa die Gäste nach einem Eckball in Führung, die auch in der Folge spielbestimmend blieben. Würzburg hatte Mühe, sich aus dem Druck der Ingolstädter zu befreien und brauchte ein wenig Zeit, um ins Spiel zu kommen. Doch nach den ersten zwanzig Minuten entwickelte sich eine zunehmend offene erste Hälfte, an deren Ende Ingolstadt merklich nachließ.

Dass Ingolstadt die Führung der dritten Liga vom MSV Duisburg übernehmen hätte können, war weniger zu erkennen als die Tatsache, dass Würzburg mit einem Sieg auf Rang acht springen und Abstand zu den Abstiegsrängen gewinnen konnte. Vor heimischen Publikum wurde das Team von Trainer Schiele mutiger und startete optimal in den zweiten Durchgang: Gerade einmal acht Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, bis die Kickers zum Anschlusstreffer durch Sebastian Schuppan kamen (53., Handelfmeter). Die Würzburger erspielten sich nun Chance um Chance, erhöhten durch Fabio Kaufmann (59.) und kurz darauf erneut: Luke Hemmerich schob den Ball in der 66. Minute an seinem 22. Geburtstag nach Vorlage von Kaufmann ins lange Eck. Gegen die starke Würzburger Vorstellung fand der FCI keine wirksamen Mittel mehr. Dann kam die besagte 70. Minute, die Flanke ins Nichts, Schieles Verschnaufpause auf dem Klappstuhl, und Ingolstädter, die zwar den Ball hatten, aber wenig Gefahr nach vorne ausstrahlten. Zu ungenau war ihr Spiel über weite Strecken, die besseren Möglichkeiten hatten die Würzburger. Das sahen auch die über 5000 Fans, die ihr Team im Derby bejubelten. In diesem blieb den Ingolstädtern nur die Rolle des unrühmlichen Verlierers: Die Erfolgsserie ist gerissen, die Tabellenführung verpasst und Eckert Ayensa holte sich in der letzten Aktion des Spiels noch eine Gelb-Rote Karte: Nachdem er in den ersten 45 Minuten den Ball nach einem Abseitspfiff weggeschossen hatte, wertete Schiedsrichter Franz Bokop sein Fallen im Würzburger Strafraum in der Nachspielzeit als Schwalbe. Sein Trainer Saibene sprach von einem "Tag zum Vergessen".

© SZ vom 10.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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