Würzburger Kickers:Am Tiefpunkt

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Lieber Himmel: Würzburgs Torwart Fabian Giefer ist vom Auftritt seiner Vorderleute bedient. (Foto: Frank Scheuring/imago images/foto2press)

Ohne Emotionen, ohne Plan, ohne Klasse: Würzburgs 2:4 gegen Karlsruhe ist ein Offenbarungseid. Nun ruhen die Hoffnungen auf neuen Spielern.

Von Sebastian Leisgang

Wer dieser Tage über die Würzburger Kickers nachdenkt, kommt nicht umhin, zumindest einen Augenblick über das Spruchband nachzudenken, das am Samstagmittag im Dallenbergstadion hing. Rote Buchstaben auf weißem Grund, am Zaun vor den Stehplatzrängen angebracht, hinter jenem Tor also, hinter dem die Anhänger der Kickers stehen würden, wenn sie denn dürften. Auf dem Spruchband war zu lesen: Belohnt euch selbst. Siegt für uns.

Zwei kurze Sätze, ein Auftrag. Einer aber, den die Mannschaft einmal mehr nicht erfüllte - und einer, der vor allem diese eine Frage provozierte: Wofür belohnen? Muss man nicht erst geben, um dann zu nehmen?

Wer die Spiele der Würzburger Kickers in den vergangenen Wochen verfolgt hat, wird dem Jahresauftakt gegen den Karlsruher SC nicht mit allzu hohen Erwartungen entgegengesehen haben. Wer dann aber erlebte, wie trostlos Würzburgs Auftritt tatsächlich war, der dürfte nach diesem 2:4 kaum noch daran glauben, dass sie noch vollbracht werden kann, die Aufholjagd im Abstiegskampf der zweiten Fußball-Bundesliga.

Es war ja wahrlich verblüffend, wie die Kickers in der ersten Hälfte über den Platz irrten, ohne irgendeinen Plan erkennen zu lassen. Wie sie die Karlsruher gewähren ließen, ohne auch nur einen Hauch von Gegenwehr zu leisten. Und wie deutlich der Klassenunterschied zutage trat, ohne dass Karlsruhe in besonderem Maße auftrumpfte.

Als Würzburgs Trainer Bernhard Trares nach der Partie auf dem Podium des Medienraums saß und über die zurückliegenden 90 Minuten sprach, da wirkte er ziemlich niedergeschlagen, ja beinahe rat- und hilflos. Trares sagte zwar: "Bei mir wird die Hoffnung nie erlöschen." Er gestand aber auch: "Ich kann mir die Leistung nicht erklären. Wenn du solche Fehler machst und so wenige Zweikämpfe gewinnst, kannst du kein Spiel gewinnen."

Dabei, so sah es Würzburgs Plan doch vor, sollte nach dem Jahreswechsel alles besser werden. Ein Re-Start, gekennzeichnet von Optimismus, Mut und Zutrauen, angereichert mit neuen Spielern wie Rolf Feltscher und Stefan Maierhofer, die am Samstag zwar noch nicht spielberechtigt waren, grundsätzlich aber Erfahrung und Mentalität mitbringen. Ein Sieg gegen Karlsruhe, dann ein Sieg im Nachholspiel am Mittwoch gegen St. Pauli: So wollten sich die Kickers im Jahr 2021 an- und im Abstiegskampf zurückmelden. Das KSC-Spiel begriffen sie als Gelegenheit, ein erstes Ausrufezeichen zu setzen. Was sie dann aber entsendeten, waren ausschließlich Fragezeichen.

Unter dem Eindruck der Trainingswoche, sagte Trares nach dem Spiel, habe er damit gerechnet, dass seine Mannschaft "die beste Leistung" unter seiner Regie zeige - am Ende aber habe sie "die schlechteste Leistung" abgeliefert und Karlsruhe "ein gemütliches Spiel" zugestanden. Trares war derart ernüchtert, dass er auch sagte, als er auf seinen Dreifachwechsel zur Pause angesprochen wurde: "Man hätte die ganze Mannschaft auswechseln können."

Schon vor dem Anstoß hatte es keine guten Nachrichten gegeben. Ein Spieler, der für die erste Elf vorgesehen war, wurde positiv getestet und musste sich in Quarantäne begeben. Weil die Schnelltests aller anderen Spieler negativ ausfielen, wurde die Partie zwar angepfiffen - diese gab dann aber nur zu erkennen, wie viel bei den Kickers im Argen liegt. Mehr noch: Die Partie warf die Frage auf, ob es überhaupt noch etwas gibt, das dieser Tage Mut machen kann.

"Wir müssen versuchen", sagte Kapitän Arne Feick, "die positive Energie für uns zu nutzen, die die neuen Spieler mitbringen, weil sie die letzten Monate nicht miterleben mussten." Die neuen Spieler. Zu ihnen zählen jetzt auch Mittelfeldmann Martin Hasek, der zuletzt vereinslos war und aus Tschechien an den Dallenberg gekommen ist, sowie Angreifer Marvin Pieringer, der in dieser Saison für die zweite Mannschaft des SC Freiburg zwölf Tore in 14 Regionalliga-Spielen erzielt hat.

Im Gegenzug haben die Verantwortlichen den Vertrag mit Flügelspieler Keanu Staude nach nur einem halben Jahr aufgelöst und Assistenztrainer Matthias Lust in Richtung SV Sandhausen ziehen lassen. Bei den Kickers ist also auch im Winter alles im Fluss.

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