WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Die Ostfriesen Brasiliens

Darf sich auf portugiesischen Stockfisch freuen: Cristiano Ronaldo. (Foto: dpa)

Gesalzener Stockfisch, in Wasser aufgeweicht: Wie die Kolonialherren aus Portugal bringt die portugiesische Nationalmannschaft große Mengen "Bacalhau" zur WM nach Brasilien - und muss dafür mit dem Spott der Einheimischen rechnen.

Von Konstantin Kaip

Von der ehemaligen Kolonialmacht Portugal hat sich Brasilien schon vor Jahrhunderten emanzipiert. Das seit 1822 unabhängige Land hat jedoch die eine oder andere Gewohnheit der ehemaligen Eroberer übernommen.

Das portugiesischste Nahrungsmittel in Brasilien ist sicher der Bacalhau. Der gesalzene Stockfisch, der stundenlang in Wasser eingeweicht werden muss, bevor man ihn in Olivenöl schwimmend im Backofen zubereitet, liegt in fast jedem Lebensmittelladen aus.

Daher verstört die Meldung, dass die portugiesische Nationalmannschaft auf ihrem Flug von New York (!) 200 Kilogramm der konservierten Kabeljaufilets an Bord hatte. Zumal der Bacalhau traditionell im kühlen trockenen Klima Norwegens trocknet, bevor er nach Südeuropa und- amerika exportiert wird.

Warum die portugiesischen Köche sich die Last aufluden, ihn extra einzufliegen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Vermutlich kommen sie nicht zum Einkaufen. Es ist aber zu befürchten, dass die Brasilianer einen Witz daraus machen. Für die müssen die ehemaligen Kolonialherren nämlich häufig herhalten. Portugiesen sind in Brasilien das, was Ostfriesen in Deutschland sind.

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